Guten Abend,
hiermit melde ich mich aus meinem Urlaub zurück, und präsentiere zugleich die Vorhersage für die kommenden Feiertage, so sie denn frei sind.
Zuvor aber ein kurzer Rückblick:
Auf vienna.at bin ich heute über diesen Bericht gestolpert:
(Link nachträglich wieder entfernt. Lg, Wolfgang A.)
Als Meteorologe interessieren mich naturgemäß die Umstände, die zu diesem dramatischen Erlebnis geführt haben, entsprechend folgende Aussagen:
Daher zunächst eine große Bitte an die eifrigen Berichtschreiber hier:
Sollte Euch jemals ähnliches widerfahren, schreibt bitte nie "der Tag war schön...", sondern merkt Euch, ob es Wolken gab und wenn ja, ob sie hoch, mittelhoch oder tiefliegend waren. Denn selbst aus nur wenigen Wolken lassen sich Rückschlüsse auf den weiteren Wetterverlauf ziehen. Eine Hilfestellung, um welche Wolken es sich handelt, bietet der Karlsruher Wolkenatlas: http://wolkenatlas.de/
An besagtem Tag zogen von Nordosten ein paar tiefliegende Wolken eines umfangreichen Balkan-Tiefdrucksystems durch. Am Nachmittag kam es im Rax-Schneeberggebiet zu leichtem Schneefall (keine messbaren Mengen), dabei wehte den ganzen Tag (!) kräftiger Wind mit 30 bis 40 km/h im Mittel und 50 bis 70 km/h in Böen, am Nachmittag und Abend vorübergehend auf 50 km/h im Mittel und 70 bis 85 km/h in Böen anziehend. Von einem plötzlichen Sturm kann dennoch nicht die Rede sein, der Übergang verlief schleichend.
Bei besagter Bergrettungshütte handelt es sich vermutlich um die Heinrich-Krempel-Hütte, die an der Westflanke des Schneebergs liegt. Entsprechend wetter/windgeschützt, wenn - wie hier - das schlechte Wetter von Nordosten kommt. Auf besagten 200 m unterhalb des Gipfels dürfte die Schlechtwetterfront bereits übergegriffen haben, daher der Eindruck eines plötzlichen Wettersturzes. Die 20 Grad Temperatursturz sind allerdings Quatsch, in 1500 m Höhe herrschten konstant -10 bis -12 Grad.
Erklärbar ist dieses abrupte Kälteempfinden aber durch den Übertritt von windschwacher Westflanke auf den exponierten Gipfelbereich. Plötzlich sind niedrige Temperaturen, hohe Windgeschwindigkeiten und geringer Niederschlag (Verdunstungskälte!) in Kombination gegeben und erzeugen starken "Windchill"-Effekt. Die ca. -14°C auf dem Gipfel (Klosterwappen) des Schneebergs (Annahme: gemessen wurden -11 auf der Rax/Seilbahnstation in 1500 m, darüber Wolken mit 0,65 °C/100 m Temperaturänderung ergibt 5*0,65 = 3,3 °C/500 m => ca. -14°C) fühlen sich bei 80 km/h Windböen wie -42°C an.
Eisregen ist bei derartig niedrigen Temperaturen nicht möglich, da in höheren Atmosphärenschichten die dafür notwendige warme Temperaturschicht fehlte. Entsprechend meinte der Bergsteiger wohl die unterkühlten Wassertröpfchen in der Wolke, die natürlich bei den kräftigen Windböen alles benetzen.
Mein persönliches Fazit:
Da die Wolken mit den geringen Schauern von Nordosten aufzogen, wähnten sich die Bergsteiger an der Westflanke des Schneebergs in Sicherheit. Mit dem Erreichen des Gipfelbereichs schlug das Wetter um, unvorhergesagt waren allerdings weder der starke Wind noch der entsprechende "gefühlte" Temperatursturz.
Empfehlung:
Auch an vermeintlich "schönen" Tagen immer den Himmel im Blick behalten, auf die Wolken achten. Gerade bei Überschreitungen, besonders bei größeren Bergmassiven wie dem Schneeberg kann sich eine "Wetterscheide" ausbilden, d.h. je nach Anströmung herrscht schönes oder schiaches Wetter. Evtl. hätte vor Beginn der Tour ein Blick auf die Webcams auf dem Schneeberg http://schneeberg.tv/ Aufschluss über das Wetter am Gipfel bzw. weiter nordostwärts gegeben.
Im zweiten Teil dann die Vorhersage.
hiermit melde ich mich aus meinem Urlaub zurück, und präsentiere zugleich die Vorhersage für die kommenden Feiertage, so sie denn frei sind.
Zuvor aber ein kurzer Rückblick:
Auf vienna.at bin ich heute über diesen Bericht gestolpert:
(Link nachträglich wieder entfernt. Lg, Wolfgang A.)
Als Meteorologe interessieren mich naturgemäß die Umstände, die zu diesem dramatischen Erlebnis geführt haben, entsprechend folgende Aussagen:
Es war ein schöner Tag und es gab kein Anzeichen für Sturm oder Nebel. Bei 1.500 Metern sind wir sogar noch bei der Bergrettungshütte vorbeigegangen. Uns hat niemand gesagt, dass ein Sturm kommen könnte. 200 Meter unter dem Gipfel zog plötzlich ein wahnsinniger Eisregen auf, es wurde bestimmt um 20 Grad kälter, wir konnten durch den Nebel nichts mehr sehen.
Sollte Euch jemals ähnliches widerfahren, schreibt bitte nie "der Tag war schön...", sondern merkt Euch, ob es Wolken gab und wenn ja, ob sie hoch, mittelhoch oder tiefliegend waren. Denn selbst aus nur wenigen Wolken lassen sich Rückschlüsse auf den weiteren Wetterverlauf ziehen. Eine Hilfestellung, um welche Wolken es sich handelt, bietet der Karlsruher Wolkenatlas: http://wolkenatlas.de/
An besagtem Tag zogen von Nordosten ein paar tiefliegende Wolken eines umfangreichen Balkan-Tiefdrucksystems durch. Am Nachmittag kam es im Rax-Schneeberggebiet zu leichtem Schneefall (keine messbaren Mengen), dabei wehte den ganzen Tag (!) kräftiger Wind mit 30 bis 40 km/h im Mittel und 50 bis 70 km/h in Böen, am Nachmittag und Abend vorübergehend auf 50 km/h im Mittel und 70 bis 85 km/h in Böen anziehend. Von einem plötzlichen Sturm kann dennoch nicht die Rede sein, der Übergang verlief schleichend.
Bei besagter Bergrettungshütte handelt es sich vermutlich um die Heinrich-Krempel-Hütte, die an der Westflanke des Schneebergs liegt. Entsprechend wetter/windgeschützt, wenn - wie hier - das schlechte Wetter von Nordosten kommt. Auf besagten 200 m unterhalb des Gipfels dürfte die Schlechtwetterfront bereits übergegriffen haben, daher der Eindruck eines plötzlichen Wettersturzes. Die 20 Grad Temperatursturz sind allerdings Quatsch, in 1500 m Höhe herrschten konstant -10 bis -12 Grad.
Erklärbar ist dieses abrupte Kälteempfinden aber durch den Übertritt von windschwacher Westflanke auf den exponierten Gipfelbereich. Plötzlich sind niedrige Temperaturen, hohe Windgeschwindigkeiten und geringer Niederschlag (Verdunstungskälte!) in Kombination gegeben und erzeugen starken "Windchill"-Effekt. Die ca. -14°C auf dem Gipfel (Klosterwappen) des Schneebergs (Annahme: gemessen wurden -11 auf der Rax/Seilbahnstation in 1500 m, darüber Wolken mit 0,65 °C/100 m Temperaturänderung ergibt 5*0,65 = 3,3 °C/500 m => ca. -14°C) fühlen sich bei 80 km/h Windböen wie -42°C an.
Eisregen ist bei derartig niedrigen Temperaturen nicht möglich, da in höheren Atmosphärenschichten die dafür notwendige warme Temperaturschicht fehlte. Entsprechend meinte der Bergsteiger wohl die unterkühlten Wassertröpfchen in der Wolke, die natürlich bei den kräftigen Windböen alles benetzen.
Mein persönliches Fazit:
Da die Wolken mit den geringen Schauern von Nordosten aufzogen, wähnten sich die Bergsteiger an der Westflanke des Schneebergs in Sicherheit. Mit dem Erreichen des Gipfelbereichs schlug das Wetter um, unvorhergesagt waren allerdings weder der starke Wind noch der entsprechende "gefühlte" Temperatursturz.
Empfehlung:
Auch an vermeintlich "schönen" Tagen immer den Himmel im Blick behalten, auf die Wolken achten. Gerade bei Überschreitungen, besonders bei größeren Bergmassiven wie dem Schneeberg kann sich eine "Wetterscheide" ausbilden, d.h. je nach Anströmung herrscht schönes oder schiaches Wetter. Evtl. hätte vor Beginn der Tour ein Blick auf die Webcams auf dem Schneeberg http://schneeberg.tv/ Aufschluss über das Wetter am Gipfel bzw. weiter nordostwärts gegeben.
Im zweiten Teil dann die Vorhersage.
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