Hallo,
ein paar Zahlen:
Von gestern, 11.00 MEZ bis heute 11.00 MEZ, hat es in Kärnten, im Lungau, südlich des Niederen Tauernkamms bis ins Steirische Hügelland verbreitet 20 bis 40 cm Neuschnee gegeben, vor allem oberhalb von etwa 800 bis 1000 m. Die höchsten Mengen sind - wie so oft diesen Winter - entlang der Karnischen Alpen und Karawanken gefallen, hier waren zudem teils kräftige Gewitter mit dabei. Gewitter und schauerartig verstärkten Niederschlag gab es aber auch in Mittelkärnten, und das hatten die Wettermodelle bei diesem Ereignis sehr gut im Griff. Flattnitz hat z.B. 65 l/m² gesehen, der Neumarkter Sattel um die 40 l/m², davon der Großteil als nasser Schnee, weshalb dort 5 km Oberleitung gerissen sind. In Süd- und Osttirol hielten sich die Mengen dieses Mal in Grenzen, nördlich des Alpenhauptkamms hat es generell mit Föhntendenz weniger geschneit, weil in der Höhe weiterhin lebhafter Südwestwind weht, und der intensive Schneefall im Süden großteils der Gewitteraktivität geschuldet ist.
Die starken Schneefälle klingen heute nachmittag aber rasch ab, der Dienstag verläuft unter Zwischenhocheinfluss leicht föhnig (gähn) mit leichten Plusgraden auf 1500 m im Süden und deutlichen Plusgraden im Norden - Achtung Nasschneelawinen (Sonne + Tageserwärmung).
Bereits am Mittwoch entsteht das nächste Alpe-Adria-Tief, das in der ersten Tageshälfte dem westlichen Bergland Neuschnee bringt, allerdings nur oberhalb von 1100 bis 1300 m. Am Nachmittag bis in die Nacht auf Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt nach Kärnten und in die südwestliche Steiermark. Mit neuerlicher Gewitterunterstützung (!) fallen hier die nächsten 30-50 cm Neuschnee, stellenweise auch mehr, in wenigen Stunden, wobei die Schneefallgrenze tagsüber meist über 1000 m liegt und erst in der Nacht wieder in die Tallagen absinkt, dann wird der Niederschlag aber auch schwächer. Der Wind ist bei diesem zweiten Ereignis auch in den Hochlagen nur schwach unterwegs, Triebschneeablagerungen halten sich in Grenzen.
Donnerstag und Freitag bringen einige Wolken, aber kaum Niederschlag, dazu meist einstellige Höchstwerte in den Niederungen, am Samstag zeichnet sich das nächste Italientief ab.
Trend:
Bis Ende Februar ändert sich an der seit Mitte Dezember eingefahrenen Wetterlage wenig, im Süden können Italientiefs weiterhin für teils beträchtigen Neuschnee sorgen. Ob es noch einen Märzwinter gibt? Ich getrau mir da keine Einschätzung zu.
Schuld am Nichtwinter in den Nordalpen (und im Wienerwald, da wohnt man jetzt im Westen Wiens und hat nichts davon) trägt eine Kombination unglücklicher Umstände. Bereits mit Winterbeginn war die Tropopause niedriger als sonst und gerade diesen Winter wehen in der Stratosphäre starke Westwinde. Alle 2 Jahre wechselt die Windrichtung in der Stratosphäre, daher auch QBO genannt (Quasi-Biennale Oscillation). Das Starkwindband treibt den Jetstream auf der Nordhalbkugel an, der ebenfalls West-Ost gerichtet ist und dafür verantwortlich ist, dass Tiefdruckgebiete vom Atlantik her mildes Wetter zu uns bringen. Durch die niedrige Tropopause sind Tiefentwicklungen noch gefördert, weshalb heuer gleich in Serie Tiefs mit einem Kerndruck unter 960 hPa entstehen, die es bis zu den Britischen Inseln schaffen, was dort auch nicht sooo häufig ist. Auf UK ist es der regenreichste und windigste Winter seit 250 Jahren!
Ungewöhnlich für Mitteleuropa ist aber, dass abseits der beiden Orkantiefs CHRISTIAN (28.10.13) und XAVER (5.12.13) kaum Sturmtiefs über Mitteleuropa hinwegziehen, wie es etwa in den Wintern der frühen 90er häufiger der Fall war (oder im Dezember 1999), sondern die Kaltluft wiederholt ins Mittelmeer vorstößt statt mit einer schönen Tiefrückseite Neuschnee in den Nordalpen zu generieren. Statt Nordstau also Italientiefs satt wie im Winter 08/09, und im Gegensatz zum vergangenen Winter 12/13 Italientiefs und keine Adriatiefs, weswegen der Osten Österreichs leer ausgeht.
Die Folgen dieses Rekordwinters sind eher suboptimal: In Nordtirol kam es bereits vor kurzem zum ersten Waldbrand, weil die Schneedecke fehlt und durch extrem viele Föhntage der Boden immer wieder ausgetrocknet wird. Dieser Trend setzt sich wohl im März noch fort (hohe Waldbrandgefahr im Frühjahr). Gleichzeitig ist auch die Skitourensaison in vielen Teilen der Nordalpen und im östlichen Bergland von einem vorzeitigen Ende bedroht, und nicht außer Acht lassen darf man die durch den andauernden Föhn entstandenen Triebschneeablagerungen (Lawinengefahr). Wenig Schnee, aber erhöhte Lawinengefahr.
Im Süden ist die Skitourensaison - no na net - gerettet, hier können im Frühjahr aber bedrohliche Ausmaße erreichende Nassschneelawinen abgehen, wie etwa hier im Passeiertal: http://www.youtube.com/watch?v=f5waSw2mMfY
Zudem ist das Hochwasserpotential natürlich enorm, auch wenn anfangs einiges durch den Schwammeffekt gepuffert wird.
Während die Wandersaison - vorausgesetzt es kommt kein Märzwinter wie 2007 und 2008 - in den Nordalpen und im östlichen Bergland früher als sonst beginnen kann, wird es heuer im Süden wohl länger dauern. Lästige Altschneefelder und Absturzgefahr länger ein Thema.
Gruß,Felix
ein paar Zahlen:
Von gestern, 11.00 MEZ bis heute 11.00 MEZ, hat es in Kärnten, im Lungau, südlich des Niederen Tauernkamms bis ins Steirische Hügelland verbreitet 20 bis 40 cm Neuschnee gegeben, vor allem oberhalb von etwa 800 bis 1000 m. Die höchsten Mengen sind - wie so oft diesen Winter - entlang der Karnischen Alpen und Karawanken gefallen, hier waren zudem teils kräftige Gewitter mit dabei. Gewitter und schauerartig verstärkten Niederschlag gab es aber auch in Mittelkärnten, und das hatten die Wettermodelle bei diesem Ereignis sehr gut im Griff. Flattnitz hat z.B. 65 l/m² gesehen, der Neumarkter Sattel um die 40 l/m², davon der Großteil als nasser Schnee, weshalb dort 5 km Oberleitung gerissen sind. In Süd- und Osttirol hielten sich die Mengen dieses Mal in Grenzen, nördlich des Alpenhauptkamms hat es generell mit Föhntendenz weniger geschneit, weil in der Höhe weiterhin lebhafter Südwestwind weht, und der intensive Schneefall im Süden großteils der Gewitteraktivität geschuldet ist.
Die starken Schneefälle klingen heute nachmittag aber rasch ab, der Dienstag verläuft unter Zwischenhocheinfluss leicht föhnig (gähn) mit leichten Plusgraden auf 1500 m im Süden und deutlichen Plusgraden im Norden - Achtung Nasschneelawinen (Sonne + Tageserwärmung).
Bereits am Mittwoch entsteht das nächste Alpe-Adria-Tief, das in der ersten Tageshälfte dem westlichen Bergland Neuschnee bringt, allerdings nur oberhalb von 1100 bis 1300 m. Am Nachmittag bis in die Nacht auf Donnerstag verlagert sich der Schwerpunkt nach Kärnten und in die südwestliche Steiermark. Mit neuerlicher Gewitterunterstützung (!) fallen hier die nächsten 30-50 cm Neuschnee, stellenweise auch mehr, in wenigen Stunden, wobei die Schneefallgrenze tagsüber meist über 1000 m liegt und erst in der Nacht wieder in die Tallagen absinkt, dann wird der Niederschlag aber auch schwächer. Der Wind ist bei diesem zweiten Ereignis auch in den Hochlagen nur schwach unterwegs, Triebschneeablagerungen halten sich in Grenzen.
Donnerstag und Freitag bringen einige Wolken, aber kaum Niederschlag, dazu meist einstellige Höchstwerte in den Niederungen, am Samstag zeichnet sich das nächste Italientief ab.
Trend:
Bis Ende Februar ändert sich an der seit Mitte Dezember eingefahrenen Wetterlage wenig, im Süden können Italientiefs weiterhin für teils beträchtigen Neuschnee sorgen. Ob es noch einen Märzwinter gibt? Ich getrau mir da keine Einschätzung zu.
Schuld am Nichtwinter in den Nordalpen (und im Wienerwald, da wohnt man jetzt im Westen Wiens und hat nichts davon) trägt eine Kombination unglücklicher Umstände. Bereits mit Winterbeginn war die Tropopause niedriger als sonst und gerade diesen Winter wehen in der Stratosphäre starke Westwinde. Alle 2 Jahre wechselt die Windrichtung in der Stratosphäre, daher auch QBO genannt (Quasi-Biennale Oscillation). Das Starkwindband treibt den Jetstream auf der Nordhalbkugel an, der ebenfalls West-Ost gerichtet ist und dafür verantwortlich ist, dass Tiefdruckgebiete vom Atlantik her mildes Wetter zu uns bringen. Durch die niedrige Tropopause sind Tiefentwicklungen noch gefördert, weshalb heuer gleich in Serie Tiefs mit einem Kerndruck unter 960 hPa entstehen, die es bis zu den Britischen Inseln schaffen, was dort auch nicht sooo häufig ist. Auf UK ist es der regenreichste und windigste Winter seit 250 Jahren!
Ungewöhnlich für Mitteleuropa ist aber, dass abseits der beiden Orkantiefs CHRISTIAN (28.10.13) und XAVER (5.12.13) kaum Sturmtiefs über Mitteleuropa hinwegziehen, wie es etwa in den Wintern der frühen 90er häufiger der Fall war (oder im Dezember 1999), sondern die Kaltluft wiederholt ins Mittelmeer vorstößt statt mit einer schönen Tiefrückseite Neuschnee in den Nordalpen zu generieren. Statt Nordstau also Italientiefs satt wie im Winter 08/09, und im Gegensatz zum vergangenen Winter 12/13 Italientiefs und keine Adriatiefs, weswegen der Osten Österreichs leer ausgeht.
Die Folgen dieses Rekordwinters sind eher suboptimal: In Nordtirol kam es bereits vor kurzem zum ersten Waldbrand, weil die Schneedecke fehlt und durch extrem viele Föhntage der Boden immer wieder ausgetrocknet wird. Dieser Trend setzt sich wohl im März noch fort (hohe Waldbrandgefahr im Frühjahr). Gleichzeitig ist auch die Skitourensaison in vielen Teilen der Nordalpen und im östlichen Bergland von einem vorzeitigen Ende bedroht, und nicht außer Acht lassen darf man die durch den andauernden Föhn entstandenen Triebschneeablagerungen (Lawinengefahr). Wenig Schnee, aber erhöhte Lawinengefahr.
Im Süden ist die Skitourensaison - no na net - gerettet, hier können im Frühjahr aber bedrohliche Ausmaße erreichende Nassschneelawinen abgehen, wie etwa hier im Passeiertal: http://www.youtube.com/watch?v=f5waSw2mMfY
Zudem ist das Hochwasserpotential natürlich enorm, auch wenn anfangs einiges durch den Schwammeffekt gepuffert wird.
Während die Wandersaison - vorausgesetzt es kommt kein Märzwinter wie 2007 und 2008 - in den Nordalpen und im östlichen Bergland früher als sonst beginnen kann, wird es heuer im Süden wohl länger dauern. Lästige Altschneefelder und Absturzgefahr länger ein Thema.
Gruß,Felix
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