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Bei Orkan mit geführten Gruppen unterwegs?

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  • Bei Orkan mit geführten Gruppen unterwegs?

    Gestern zog ein Sturmtief über den Alpenraum hinweg. Auf den Bergen gab es verbreitet schwere Orkanböen (z.B. Feuerkogel, Ötscher, Schneeberg, Sonnwendstein). Mit der westlichen Strömung am Boden zudem wieder ein ausgeprägtes Wienerwald-Überströmen, mit schweren Sturmböen auch am Alpenostrand.

    Es ist eine Sache, wenn ich alleine unterwegs bin als Meteorologe, Föhnspezialist und nur für mich selbst verantwortlich. Überhaupt sollte man Wälder ab 90-100 km/h meiden, insbesondere in Regionen, wo die Bäume durch Pilzinfektionen geschwächt sind (z.B. die wenigen verbleibenden Eschenwälder), oder durch eine nasse Vorgeschichte Bäume leichter entwurzelt werden können (v.a. Flachwurzler). Föhrenwälder sind etwas robuster, weil sie meist niedrigere Wuchshöhen haben und an kräftigen Wind angepasst sind.

    Auf der Josefswarte (582m) in den Föhrenbergen hab ich gestern Mittag 129 km/h gemessen, später nochmal 124 km/h. Der Wind war äußerst böig, im Mittel hier 54 km/h für etwa 10-15 Minuten - länger hab ichs auf der Plattform nicht ausgehalten. Grund für die starke Böigkeit war eine labile Schichtung unmittelbar vor bzw. entlang der Kaltfrontpassage, auch erkennbar an den Quellwolken um diese Zeit (13-14 Uhr). Später, gegen 15.30 gab es auch kräftige Regenschauer.

    Der Grund, warum ich das jetzt hier schreibe und nicht im Wetterunterforum:

    In der Kammersteinerhütte saßen zum Zeitpunkt der Orkanböen zumindest zwei große Wandergruppen (Altersdurchschnitt 65+) und da frag ich mich schon, wie man das bei diesem Wind verantworten kann, eine Gruppe dorthin zu führen. Im Umfeld der Hütte gab es relativ frische Sturmschäden, aber selbst wenn es keine Bäume entwurzelt und Stämme brechen, kommt einiges an Ästen und größeren Zweigen von oben, die Föhrenberge bestehen eben nur zu einem geringen Teil aus Föhrenwäldern.

    Ich bin dann direkt nach Norden abgestiegen (windgeschützter Graben Richtung Steinbruchsee).

    Als Guide würde ich so eine Tour schlichtweg absagen bzw. verschieben, auch als privater Guide.

    Nochmal: Als Einzelperson ist es Eigenverantwortung, ebenso ein wenig Erfahrung mit der topographischen Verteilung der stärksten Winde (Lee, windabgewandte Seite stärker betroffen als Luv bzw. windgeschützte Gräben), aber gefahrlos war das nicht. Einer Gruppe würde ich das nicht zumuten wollen.

    orkan-240124.jpg

    Lg, Felix

    PS: Den Handwindmesser hab ich seit 26 Jahren, vergleichbare Windspitzen hab ich bisher nur am Patscherkofel (2252m) im Föhnorkan gemessen, ist aber schon wieder 18 Jahre her.

    Sicherlich ist das ein Extremwert auf der exponierten Warte, aber auch auf Höhe der Hütte waren es mindestens 100 km/h in Böen. Bei einem derartig ruppigen Wind kommt es auch eher zu Schäden als bei konstantem Mittelwind und geringerer Böigkeit.
    http://www.wetteran.de

  • #2
    Bei solchen Bedingungen gibt es für mich nur eines: Absage! Finde es auch unverständlich und verantwortungslos, bei so einem Sturm eine Führungstour zu machen.
    LG, Eli

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    • #3
      "zwei große Wandergruppen" - waren es überhaupt GEFÜHRTE Wandergruppen?

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      • #4
        Ich führe ja selbst auch Gruppen, auch hätte bei den Verhältnissen abgesagt oder verschoben. Für mich kommt auch immer noch der Punkt dazu: Es macht halt keinen Spaß.

        Allerdings kenne ich mittlerweile auch einige Gruppen mit älteren Personen, sie sich selbst organisieren, also keine "offiziellen" Veranstaltungsleiter haben. Dabei fällt mir geringeres Risikobewusstsein aus, was aus meiner Sicht oft mit der großen Erfahrung zusammen hängt, "...das haben wir schon immer so gemacht...". Vielleicht aber, auch wenn es makaber klingt, der Ansatz, wir haben ja nicht mehr so viel zu verlieren.

        Dazu passt der Spruch: Was heißt schon Erfahrung, man kann auch Dinge sein Leben lang falsch machen.

        Viele Liebe Grüße von Climby
        Zuletzt geändert von climby; 26.01.2024, 10:22.
        Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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        • #5
          Wenns keine geführten Gruppen waren, ist es natürlich schwierig. Jeder geht auf eigene Verantwortung mit - hatten wir ja vor Jahren bei den Gemeinschaftstouren hier auch so. Aber da gibt sich halt dann keiner gern die Blösse, dass er sich nicht traut bei Sturm. Oder sie checken es einfach nicht, dass es gefährlich ist.
          LG, Eli

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          • #6
            Hm, ich bin damals als der starke Sturm Kyrill in Österreich angesagt war extra mit einem Freund in der Nacht über die Skipisten auf den Stuhleck Gipfel aufgestiegen und wir waren dann ziemlich enttäuscht, als der Sturm kaum stärker als sonst auch war. Manchmal setzen sich also Leute absichtlich widrigen und mitunter gefährlichen Situationen aus.
            Ödön von Horvath, das vielleicht prominenteste Opfer eines herabfallenden Astes, soll damals das Angebot mit dem Auto zurückgebracht zu werden ausgeschlagen haben, weil ihm dies zu gefährlich sei. Stattdessen wurde er am Champs Elysees vom Ast erschlagen. Wie man es macht, ist es falsch. Oder wie Axel Naglich sagt: "Wenn er di holt, dann holt er di"

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            • #7
              Zitat von babyshamble Beitrag anzeigen
              Hm, ich bin damals als der starke Sturm Kyrill in Österreich angesagt war extra mit einem Freund in der Nacht über die Skipisten auf den Stuhleck Gipfel aufgestiegen und wir waren dann ziemlich enttäuscht, als der Sturm kaum stärker als sonst auch war. Manchmal setzen sich also Leute absichtlich widrigen und mitunter gefährlichen Situationen aus.
              "
              Die bösen Orkanböen kamen bei Kyrill in Österreich erst gegen Mitternacht:

              (01 Uhr MEZ)

              Im Nordalpenbereich wars ganz anders und generell nördlich der Alpen.
              http://www.wetteran.de

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              • #8
                Zitat von babyshamble Beitrag anzeigen
                auf den Stuhleck Gipfel
                Wenn man als (Schi-) Bergsteiger regelmässig das Klosterwappen oder den Gipfelbereich des Stuhlecks aufsucht, hat man vor 120km/h im Wienerwald naturgemäss weniger Angst.
                carpe diem!
                www.instagram.com/bildervondraussen/

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