Ich habe mir kürzlich die vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage des Klettersteig-Guide Österreich von Csaba Szépfalusi zugelegt.
Die dritte Auflage stand seit etlichen Jahren bei mir zu Hause, aber seit 2008 ist doch so viel Zeit vergangen, dass mir der Neukauf sinnvoll schien.
Wie viel sich innerhalb dieser acht Jahre in der Klettersteig-Szene getan hat, macht schon ein erster Blick auf Inhalt und Umfang der Neuauflage deutlich:
Statt 479 umfasst das Buch nun 727 Seiten; statt 124 werden nun 193 Touren ausführlich vorgestellt. (Da bei mehreren Touren zwei, bei einzelnen sogar drei Steige beschrieben werden, ist die Anzahl der Steige noch etwas höher.)
Vom Gebirgsvereinsteig auf der Hohen Wand bis zum Wälder-Klettersteig und Abendrot-Klettersteig im Bregenzerwald sind zahlreiche Routen erst seit 2008 errichtet worden, die nun sinnvollerweise in das Buch aufgenommen wurden.
Weitere etwa 300 Steige oder versicherte Routenabschnitte werden in Kurzbeschreibungen vorgestellt - vorwiegend kurze oder in den unteren Schwierigkeitsgraden angesiedelte Steige, aber auch Abschnitte auf Höhenwegen oder Hüttenzustiegen.
Wo Bücher zum gleichen Thema bei bekannten Steigen Topos anbieten, bleibt der Autor bei der - manchmal recht ausführlichen - Beschreibung in Worten. Wer welches Medium vorzieht, wird vermutlich recht unterschiedlich sein; zudem spricht ja nichts dagegen, beides ergänzend zu nützen.
Bei den Beschreibungen hatte ich stets bereits den Eindruck, dass der Autor auf die Anforderungen und Gefahren einzelner Steige etwas deutlicher als die Vergleichswerke hinweist. Ich empfinde dies als wertvolle, manchmal notwendige Anregung zur Vorsicht und zu einer gewissenhaften Planung der eigenen Touren.
Schwierigkeitsbewertung
Die fast durchgängig übliche Bewertung der Schwierigkeit mit aufsteigenden Buchstaben des Alphabets wird natürlich beibehalten. Die Entwicklung seit 2008 hat allerdings erfordert, mit F eine weitere extrem schwierige Kategorie aufzunehmen. (Auch wenn die Anzahl der Steige mit E-F oder F in Österreich im Jahr 2015 noch einstellig war.) Ich schließe allerdings aus, dass ich mich damit noch eingehender zu befassen habe...
Änderungen in der Bewertung
Die Aufnahme der etwa 300 kurz beschriebenen Routen fand ich schon in der 3. Auflage eine Stärke dieses Guide, da man zu einigen von ihnen ansonsten eher wenig findet. Da ich fast ausschließlich in den unteren Schwierigkeitsgraden unterwegs bin, habe ich von den Beschreibungen mehrfach schon persönlich profitiert.
Ein Vergleich der 4. mit der 3. Auflage zeigt nun, dass gerade bei diesen Routen die Schwierigkeit in etlichen Fällen um eine halbe Stufe, manchmal sogar noch deutlicher hinauf gesetzt wurde.
Einige Beispiele dafür:
* Auf der Hohen Wand sind Wagnersteig, Springlessteig und Drobilsteig nun mit A-B statt A bewertet; in der untersten Kategorie ist nur mehr die Völlerin übrig. Mag sein, dass der tragische Vater-Sohn-Unfall 2014 auf dem Springlessteig da mit eine Rolle spielt und dahinter die Zielsetzung steht, dass auch diese Steige keinesfalls unterschätzt werden mögen.
* Die Nord-Süd-Überschreitung des Mosermannls in den Radstädter Tauern wurde von A gleich auf B hinaufgesetzt. (Für mich gut nachvollziehbar; A war da m.E. eine klare Unterbewertung.)
* Ähnlich aufgewertet wurden der Nordanstieg auf den Guffert in den Brandenberger Alpen (auf B) sowie die Birkkarspitze im Karwendel (nun sogar B-C). Beide Routen kenne ich selbst nicht.
* Ein aus (tragischem) aktuellem Anlass diskutierter Höhenweg: der Franz-Senn-Weg in den Stubaier Alpen (statt A nun A-B).
Ich kann mir vorstellen, dass eine Aufwertung der Schwierigkeit noch bei weiteren Steigen sinnvoll wäre. Zwei Beispiele aus eigener Erinnerung: Ich würde dem Herzogsteig im Hochkönigmassiv mehr als A geben und die Schlüsselstelle des Kuchelnieder-Steigs in den Leoganger Steinbergen mit B (statt A-B) bewerten.
Gerade dort, wo die technischen Schwierigkeiten versicherter Abschnitte nicht die Hauptanforderung einer Route ausmachen, mag eine ganz niedrige Bewertung mit A oder A-B manchmal zur Unterschätzung verführen. Ich sehe es als Schärfen der Verantwortung dafür, dass die Neuauflage des Guide eine Reihe von Korrekturen nach oben vorgenommen hat.
Bei den ausführlich beschriebenen, vielfach (sehr) anspruchsvollen Steigen finden sich nur ganz wenige Korrekturen der Schwierigkeitseinstufung.
Das eine prominente Gegenbeispiel ist der Haidsteig auf der Rax. Wie er zu seiner Bewertung mit D kam, wurde ja auch im Forum schon diskutiert. Die Neuauflage bewertet ihn nun tatsächlich nur mehr mit C, auch mit der Begründung: "2014 wurde die gesamte Absicherung generalüberholt und an den modernen Stand der Technik angepasst, wodurch auch die Schwierigkeiten etwas reduziert wurden." Berufenere als ich mögen sich ihre eigene Meinung dazu bilden...
Resumee
Acht Jahre sind in der Entwicklung der Klettersteig-Szene eine (sehr) lange Zeit, und so war es m.E. fällig, mir die aktuelle Ausgabe des umfassenden Nachschlagewerks zuzulegen. Der Name Csaba Szépfalusi bürgt schon lange für Fachkenntnis und Seriosität. Das Quäntchen zusätzliche Vorsicht, das ich in seinen Beschreibungen oft zu spüren meine, kann ja zum angemessenen Zugang führen: sich für eine Route zu interessieren, ohne an ihren Anforderungen vorbei zu blicken.
Ich hoffe, dass die neue Auflage des Klettersteig-Guide Österreich mir genau dies in den kommenden Jahren bieten kann.
Die dritte Auflage stand seit etlichen Jahren bei mir zu Hause, aber seit 2008 ist doch so viel Zeit vergangen, dass mir der Neukauf sinnvoll schien.
Wie viel sich innerhalb dieser acht Jahre in der Klettersteig-Szene getan hat, macht schon ein erster Blick auf Inhalt und Umfang der Neuauflage deutlich:
Statt 479 umfasst das Buch nun 727 Seiten; statt 124 werden nun 193 Touren ausführlich vorgestellt. (Da bei mehreren Touren zwei, bei einzelnen sogar drei Steige beschrieben werden, ist die Anzahl der Steige noch etwas höher.)
Vom Gebirgsvereinsteig auf der Hohen Wand bis zum Wälder-Klettersteig und Abendrot-Klettersteig im Bregenzerwald sind zahlreiche Routen erst seit 2008 errichtet worden, die nun sinnvollerweise in das Buch aufgenommen wurden.
Weitere etwa 300 Steige oder versicherte Routenabschnitte werden in Kurzbeschreibungen vorgestellt - vorwiegend kurze oder in den unteren Schwierigkeitsgraden angesiedelte Steige, aber auch Abschnitte auf Höhenwegen oder Hüttenzustiegen.
Wo Bücher zum gleichen Thema bei bekannten Steigen Topos anbieten, bleibt der Autor bei der - manchmal recht ausführlichen - Beschreibung in Worten. Wer welches Medium vorzieht, wird vermutlich recht unterschiedlich sein; zudem spricht ja nichts dagegen, beides ergänzend zu nützen.
Bei den Beschreibungen hatte ich stets bereits den Eindruck, dass der Autor auf die Anforderungen und Gefahren einzelner Steige etwas deutlicher als die Vergleichswerke hinweist. Ich empfinde dies als wertvolle, manchmal notwendige Anregung zur Vorsicht und zu einer gewissenhaften Planung der eigenen Touren.
Schwierigkeitsbewertung
Die fast durchgängig übliche Bewertung der Schwierigkeit mit aufsteigenden Buchstaben des Alphabets wird natürlich beibehalten. Die Entwicklung seit 2008 hat allerdings erfordert, mit F eine weitere extrem schwierige Kategorie aufzunehmen. (Auch wenn die Anzahl der Steige mit E-F oder F in Österreich im Jahr 2015 noch einstellig war.) Ich schließe allerdings aus, dass ich mich damit noch eingehender zu befassen habe...
Änderungen in der Bewertung
Die Aufnahme der etwa 300 kurz beschriebenen Routen fand ich schon in der 3. Auflage eine Stärke dieses Guide, da man zu einigen von ihnen ansonsten eher wenig findet. Da ich fast ausschließlich in den unteren Schwierigkeitsgraden unterwegs bin, habe ich von den Beschreibungen mehrfach schon persönlich profitiert.
Ein Vergleich der 4. mit der 3. Auflage zeigt nun, dass gerade bei diesen Routen die Schwierigkeit in etlichen Fällen um eine halbe Stufe, manchmal sogar noch deutlicher hinauf gesetzt wurde.
Einige Beispiele dafür:
* Auf der Hohen Wand sind Wagnersteig, Springlessteig und Drobilsteig nun mit A-B statt A bewertet; in der untersten Kategorie ist nur mehr die Völlerin übrig. Mag sein, dass der tragische Vater-Sohn-Unfall 2014 auf dem Springlessteig da mit eine Rolle spielt und dahinter die Zielsetzung steht, dass auch diese Steige keinesfalls unterschätzt werden mögen.
* Die Nord-Süd-Überschreitung des Mosermannls in den Radstädter Tauern wurde von A gleich auf B hinaufgesetzt. (Für mich gut nachvollziehbar; A war da m.E. eine klare Unterbewertung.)
* Ähnlich aufgewertet wurden der Nordanstieg auf den Guffert in den Brandenberger Alpen (auf B) sowie die Birkkarspitze im Karwendel (nun sogar B-C). Beide Routen kenne ich selbst nicht.
* Ein aus (tragischem) aktuellem Anlass diskutierter Höhenweg: der Franz-Senn-Weg in den Stubaier Alpen (statt A nun A-B).
Ich kann mir vorstellen, dass eine Aufwertung der Schwierigkeit noch bei weiteren Steigen sinnvoll wäre. Zwei Beispiele aus eigener Erinnerung: Ich würde dem Herzogsteig im Hochkönigmassiv mehr als A geben und die Schlüsselstelle des Kuchelnieder-Steigs in den Leoganger Steinbergen mit B (statt A-B) bewerten.
Gerade dort, wo die technischen Schwierigkeiten versicherter Abschnitte nicht die Hauptanforderung einer Route ausmachen, mag eine ganz niedrige Bewertung mit A oder A-B manchmal zur Unterschätzung verführen. Ich sehe es als Schärfen der Verantwortung dafür, dass die Neuauflage des Guide eine Reihe von Korrekturen nach oben vorgenommen hat.
Bei den ausführlich beschriebenen, vielfach (sehr) anspruchsvollen Steigen finden sich nur ganz wenige Korrekturen der Schwierigkeitseinstufung.
Das eine prominente Gegenbeispiel ist der Haidsteig auf der Rax. Wie er zu seiner Bewertung mit D kam, wurde ja auch im Forum schon diskutiert. Die Neuauflage bewertet ihn nun tatsächlich nur mehr mit C, auch mit der Begründung: "2014 wurde die gesamte Absicherung generalüberholt und an den modernen Stand der Technik angepasst, wodurch auch die Schwierigkeiten etwas reduziert wurden." Berufenere als ich mögen sich ihre eigene Meinung dazu bilden...
Resumee
Acht Jahre sind in der Entwicklung der Klettersteig-Szene eine (sehr) lange Zeit, und so war es m.E. fällig, mir die aktuelle Ausgabe des umfassenden Nachschlagewerks zuzulegen. Der Name Csaba Szépfalusi bürgt schon lange für Fachkenntnis und Seriosität. Das Quäntchen zusätzliche Vorsicht, das ich in seinen Beschreibungen oft zu spüren meine, kann ja zum angemessenen Zugang führen: sich für eine Route zu interessieren, ohne an ihren Anforderungen vorbei zu blicken.
Ich hoffe, dass die neue Auflage des Klettersteig-Guide Österreich mir genau dies in den kommenden Jahren bieten kann.
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