Nachdem Helwin seine Idee der Überschreitung des gesamten Türmegrats in den letzten 5 Jahren nicht publiziert hat, nehmen wir an, dass wir die ersten waren ... Jedenfalls Dank an Helwin für die Idee (https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...der-t%C3%BCrme)
Matthias hat im Vorjahr den unteren Grat erkundet. Heute haben wir uns entschieden einen Versuch zu starten den gesamten Grat zu begehen. Die Idee ist, vom Scheiblinghals immer dem Gratverlauf folgend das Brandleck zu erreichen. Wir benennen die Türme von unten nach oben: 1. und 2. Turm sowie die beiden in der ÖK kartierten Gipfel "Kleiner Turm" und "Großer Turm". Eingestreut in diese Überschreitung ist die Rabeder'sche "Türmeüberschreitung" aus dem Jahr 1968 - angeblich im 5ten Grad - na ja, um es vorweg zu nehmen: wenn schon im fünften Grad, dann V, A1. Und die Überschreitung des ersten Turmes wird wahrscheinlich als Erstbegehung zu verbuchen sein. Den 2. Turm hat Matthias im Vorjahr von der Westseite bestiegen. Diesen Turm von der Ostseite zu überschreiten würde zur Mitnahme eines "Fichtenmoped" (aka Motorsäge) erzwingen - dieses Projekt überlassen wir hochmotivierten Forstarbeitern und umgene den Turm nordseitig.
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Vom Scheiblinghals führt ein markanter Gemsenpfad in feinem Zick-Zack über die erste steilere Stufe. Zu Beginn empfiehlt es sich, den linken Gamsspuren zu folgen. Die obere von zwei steilen, grasigen Rampen führt dann relativ einfach auf den Hauptgrat. Auch hier bleibt das Terrain gutmütig bis zum Ansatz des ersten Turms. Gutmütig ist jetzt vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung, denn manches Latschenfeld leistet schon Widerstand oder nötigt zu Umwegen.
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[ Die obere Rampe zum Hauptgrat ]
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[ Blick nach Westen zu Hirscheck und Almkogel ]
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[ kurz vorm Einstieg zum 1. Turm ]
Routenverlauf zum 1.Turm: Der erste Turm besteht aus steilen Wandstufen zwischen mehr oder minder breiten Terrassen. Von der Schulter geht es etwa 50m nach links und über gestuftes Gelände gerade aufwärts bis zum ersten steilen Schichtband bei einem kurzen, steilen Riss neben einer markanten Dachzone rechter Hand. Hier packen wir einen der beiden Seilstränge aus. Über den Riss und danach dann eine schottrige Rinne gerade aufwärts und links über eine schöne Platte zu einem Köpfelstand (40m; 5-, gehen, 4-). Danach über einen freistehenden Block rechts querend in eine Verschneidung. Ein kurzer Latschen-/Erlen-Kampf gefolgt von einem Schuttfeld führt rechts in eine blockige Rinne, die an die Gratkante führt. Kurz darüber ist das Seil aus - Stand an Latschen auf breitem Band (50m; 4, gehen und 2). Nun wieder ohne Seil dem Band etwa 50m nach links leicht abwärts folgen und über eine Stufe (2, genüsslicher Fels) auf das nächsthöhere Band. Diesem wieder nach rechts folgen bis zu einer Rissverschneidung mit großem Block/Köpfel darunter. Wieder eine Länge mit Seilsicherung durch die Rissverschneidung und kurze Rinne auf die erste Verflachung des 1. Turms mit Stand an einem Köpfel (35m; 5-). Über Latschen und Schroffen und kurze Aufschwünge (bis 3+) auf den Vorgipfel des 1.Turms. 15m jenseits steil abwärts in die Scharte vor dem Gipfelaufschwung (3). Eine kurze Stufe aufwärts auf ein schmales Band unter einem 4m hohen steilen Wandl. Über Riss hoch und nach rechts zu Stand an und in Latschen (8m, 5+). Über dichte Latschen und Schrofen auf den höchsten Punkt des 1. Turms. 15m abwärts (2+) einer Plattform, wo wir eine Abseilschlinge hinterlassen. 25m abseilen in die Scharte.
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[ vorm 1.Turm, auf der ersten Terrasse neben der Dachzone der Stand zur ersten SL, 2.SL vor dem Latschen/Erlen Dickicht]
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[super Fels im zweiten Schwierigkeitsgrad; der letzte Aufschwung zum ersten Turm und Ausblick auf das Latschendickicht des Vorgipfels des 2ten Turms, das wir nordseitig umgehen ]
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Der 2te Turm ist von Osten nur durch ein dichtes Latschenfeld erreichbar - wir umgehen den Turm an dessen Nordseite. (Matthias hat diesen Turm im Vorjahr von der Westseite bestiegen - Steinmann am Gipfel). Rasch gelangen wir zur Terrasse unter den Beginn der Türmeüberschreitung. Hier wartet die Schlüsselstelle gleich zu Beginn - eine unangenehme Rißwuchtel. Ich kann das Ding nur piazen, weil ich links den Fuß nicht ausreichend hoch platzieren kann. Aber damit ist die Sache noch nicht gegessen, es folgen noch zwei Passagen im 6ten Grad. Zu guter Letzt erreiche ich den Stand von Matthias mit einem doppelten "Mariazeller" in den Latschen (40m; 6+, 6, 5; 5NH). Es bleiben noch 15m im 4ten Grad zum Gipfel des Kleinen Turm. Durch eine Rinne geht es südseitig abkletternd (kurzer überhängender Bauch, 3) zu einem Band auf dem wir einfach die Scharte vor dem Großen Turm erreichen. Jenseits folgen wir der linken Kante der Plattentafel unter eine aufsteilende Wandstufe. Nach kurzer Linksquerung finden wir einen Normalhaken (hier mündet die Route Notnagel ein, die ich mit F. Kilian im Juni 1988 erstbegehen konnte). Nochmals packen wir für diese kurze Stelle das Seil aus (4 und 3, 15m, Stand und Zwischensicherung am selben Haken). Nun geht's in einer Schleife über über ein Wandl und Schroffen von Süd-Westen zum Gipfelblock. Nach kurzer Pause machen wir uns an den Abstieg. Kurz geht es nach Westen, dann abwechselnd südseitig und wieder gen Westen gelangt man an den letzten Abbruch zur Scharte. Dort finden wir über einem Block eine ziemlich neue, grüne Abseilschlinge. Nach 20m Abseilen stehen wir in der Scharte.
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Hier packen wir die Kletterausrüstung weg - endlich, meine Finger, Knöchel, Handrücken und Handflächen schmerzen bei jedem Felskontakt. Wir queren unter der Nordseite des nächsten Felsaufbaus zur Fortsetzung des Grats zum Brandleck, wo zwei riesige Dolinen den hohlen Unterbau des Toten Gebirges bezeugen. Wo sich der Grat nach Osten wendet, mündet die Nordostflanke ein.
Das weckt Erinnerungen an den Mai 1988, als ich dort (auch mit mit Franz Kiian) mit Ski durch den Brandlgraben (zwischen Eislueg und Jagdhütte) abgefahren bin. Am Gipfel verweilen wir nicht, denn die Zeit ist nun schon ziemlich fortgeschritten. Meine Vorliebe für den Abstieg ins Turmtal hält sich in Grenzen. Also, Augen zu und durch - natürlich nur sprichwörtlich, denn mit geschlossenen Augen da runter zu schlafwandeln ist der Gesundheit nicht zuträglich. Endlich erreichen wir die Forststraße beim vorletzten Hochstand - und schon ereilt uns Unbill in Form eines überaus erbosten Weidmanns. Kommentarlos lassen wir seine Schimpftiraden über uns ergehen. Er weist uns den Weg längs eines Jagdsteigs bis zu seinem Mitsubishi. Wir lehnen es ab mitzufahren, aber er will unbedingt, dass wir den restlichen Weg zur Baumschlagerreith auf der Ladefläche mitfahren, damit wir durch unsere Präsenz nicht noch mehr Schaden anrichten.
[6:15-7:15 Scheiblinghals, 13:10 Kl. Turm 1850m, 14:15 Gr. Turm 2000m, 15:00 Scharte nach Turm, 15:45 Brandleck, 18:30 Baumschlagerreith, 450Hm Zustieg, 1050Hm Gratlänge,12¼h, 2+1+2+1 SL + 2 Mal abseilen - das macht 6 Mal Seil auspacken und 6 Mal Seil einpacken + 4 Mal Schuhe wechseln - kein unwesentlicher Zeitfaktor]
Matthias hat im Vorjahr den unteren Grat erkundet. Heute haben wir uns entschieden einen Versuch zu starten den gesamten Grat zu begehen. Die Idee ist, vom Scheiblinghals immer dem Gratverlauf folgend das Brandleck zu erreichen. Wir benennen die Türme von unten nach oben: 1. und 2. Turm sowie die beiden in der ÖK kartierten Gipfel "Kleiner Turm" und "Großer Turm". Eingestreut in diese Überschreitung ist die Rabeder'sche "Türmeüberschreitung" aus dem Jahr 1968 - angeblich im 5ten Grad - na ja, um es vorweg zu nehmen: wenn schon im fünften Grad, dann V, A1. Und die Überschreitung des ersten Turmes wird wahrscheinlich als Erstbegehung zu verbuchen sein. Den 2. Turm hat Matthias im Vorjahr von der Westseite bestiegen. Diesen Turm von der Ostseite zu überschreiten würde zur Mitnahme eines "Fichtenmoped" (aka Motorsäge) erzwingen - dieses Projekt überlassen wir hochmotivierten Forstarbeitern und umgene den Turm nordseitig.
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Vom Scheiblinghals führt ein markanter Gemsenpfad in feinem Zick-Zack über die erste steilere Stufe. Zu Beginn empfiehlt es sich, den linken Gamsspuren zu folgen. Die obere von zwei steilen, grasigen Rampen führt dann relativ einfach auf den Hauptgrat. Auch hier bleibt das Terrain gutmütig bis zum Ansatz des ersten Turms. Gutmütig ist jetzt vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung, denn manches Latschenfeld leistet schon Widerstand oder nötigt zu Umwegen.
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[ Die obere Rampe zum Hauptgrat ]
IMG_1092.jpg IMG_1095.jpg
[ Blick nach Westen zu Hirscheck und Almkogel ]
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[ kurz vorm Einstieg zum 1. Turm ]
Routenverlauf zum 1.Turm: Der erste Turm besteht aus steilen Wandstufen zwischen mehr oder minder breiten Terrassen. Von der Schulter geht es etwa 50m nach links und über gestuftes Gelände gerade aufwärts bis zum ersten steilen Schichtband bei einem kurzen, steilen Riss neben einer markanten Dachzone rechter Hand. Hier packen wir einen der beiden Seilstränge aus. Über den Riss und danach dann eine schottrige Rinne gerade aufwärts und links über eine schöne Platte zu einem Köpfelstand (40m; 5-, gehen, 4-). Danach über einen freistehenden Block rechts querend in eine Verschneidung. Ein kurzer Latschen-/Erlen-Kampf gefolgt von einem Schuttfeld führt rechts in eine blockige Rinne, die an die Gratkante führt. Kurz darüber ist das Seil aus - Stand an Latschen auf breitem Band (50m; 4, gehen und 2). Nun wieder ohne Seil dem Band etwa 50m nach links leicht abwärts folgen und über eine Stufe (2, genüsslicher Fels) auf das nächsthöhere Band. Diesem wieder nach rechts folgen bis zu einer Rissverschneidung mit großem Block/Köpfel darunter. Wieder eine Länge mit Seilsicherung durch die Rissverschneidung und kurze Rinne auf die erste Verflachung des 1. Turms mit Stand an einem Köpfel (35m; 5-). Über Latschen und Schroffen und kurze Aufschwünge (bis 3+) auf den Vorgipfel des 1.Turms. 15m jenseits steil abwärts in die Scharte vor dem Gipfelaufschwung (3). Eine kurze Stufe aufwärts auf ein schmales Band unter einem 4m hohen steilen Wandl. Über Riss hoch und nach rechts zu Stand an und in Latschen (8m, 5+). Über dichte Latschen und Schrofen auf den höchsten Punkt des 1. Turms. 15m abwärts (2+) einer Plattform, wo wir eine Abseilschlinge hinterlassen. 25m abseilen in die Scharte.
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[ vorm 1.Turm, auf der ersten Terrasse neben der Dachzone der Stand zur ersten SL, 2.SL vor dem Latschen/Erlen Dickicht]
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[super Fels im zweiten Schwierigkeitsgrad; der letzte Aufschwung zum ersten Turm und Ausblick auf das Latschendickicht des Vorgipfels des 2ten Turms, das wir nordseitig umgehen ]
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Der 2te Turm ist von Osten nur durch ein dichtes Latschenfeld erreichbar - wir umgehen den Turm an dessen Nordseite. (Matthias hat diesen Turm im Vorjahr von der Westseite bestiegen - Steinmann am Gipfel). Rasch gelangen wir zur Terrasse unter den Beginn der Türmeüberschreitung. Hier wartet die Schlüsselstelle gleich zu Beginn - eine unangenehme Rißwuchtel. Ich kann das Ding nur piazen, weil ich links den Fuß nicht ausreichend hoch platzieren kann. Aber damit ist die Sache noch nicht gegessen, es folgen noch zwei Passagen im 6ten Grad. Zu guter Letzt erreiche ich den Stand von Matthias mit einem doppelten "Mariazeller" in den Latschen (40m; 6+, 6, 5; 5NH). Es bleiben noch 15m im 4ten Grad zum Gipfel des Kleinen Turm. Durch eine Rinne geht es südseitig abkletternd (kurzer überhängender Bauch, 3) zu einem Band auf dem wir einfach die Scharte vor dem Großen Turm erreichen. Jenseits folgen wir der linken Kante der Plattentafel unter eine aufsteilende Wandstufe. Nach kurzer Linksquerung finden wir einen Normalhaken (hier mündet die Route Notnagel ein, die ich mit F. Kilian im Juni 1988 erstbegehen konnte). Nochmals packen wir für diese kurze Stelle das Seil aus (4 und 3, 15m, Stand und Zwischensicherung am selben Haken). Nun geht's in einer Schleife über über ein Wandl und Schroffen von Süd-Westen zum Gipfelblock. Nach kurzer Pause machen wir uns an den Abstieg. Kurz geht es nach Westen, dann abwechselnd südseitig und wieder gen Westen gelangt man an den letzten Abbruch zur Scharte. Dort finden wir über einem Block eine ziemlich neue, grüne Abseilschlinge. Nach 20m Abseilen stehen wir in der Scharte.
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Hier packen wir die Kletterausrüstung weg - endlich, meine Finger, Knöchel, Handrücken und Handflächen schmerzen bei jedem Felskontakt. Wir queren unter der Nordseite des nächsten Felsaufbaus zur Fortsetzung des Grats zum Brandleck, wo zwei riesige Dolinen den hohlen Unterbau des Toten Gebirges bezeugen. Wo sich der Grat nach Osten wendet, mündet die Nordostflanke ein.
Das weckt Erinnerungen an den Mai 1988, als ich dort (auch mit mit Franz Kiian) mit Ski durch den Brandlgraben (zwischen Eislueg und Jagdhütte) abgefahren bin. Am Gipfel verweilen wir nicht, denn die Zeit ist nun schon ziemlich fortgeschritten. Meine Vorliebe für den Abstieg ins Turmtal hält sich in Grenzen. Also, Augen zu und durch - natürlich nur sprichwörtlich, denn mit geschlossenen Augen da runter zu schlafwandeln ist der Gesundheit nicht zuträglich. Endlich erreichen wir die Forststraße beim vorletzten Hochstand - und schon ereilt uns Unbill in Form eines überaus erbosten Weidmanns. Kommentarlos lassen wir seine Schimpftiraden über uns ergehen. Er weist uns den Weg längs eines Jagdsteigs bis zu seinem Mitsubishi. Wir lehnen es ab mitzufahren, aber er will unbedingt, dass wir den restlichen Weg zur Baumschlagerreith auf der Ladefläche mitfahren, damit wir durch unsere Präsenz nicht noch mehr Schaden anrichten.
[6:15-7:15 Scheiblinghals, 13:10 Kl. Turm 1850m, 14:15 Gr. Turm 2000m, 15:00 Scharte nach Turm, 15:45 Brandleck, 18:30 Baumschlagerreith, 450Hm Zustieg, 1050Hm Gratlänge,12¼h, 2+1+2+1 SL + 2 Mal abseilen - das macht 6 Mal Seil auspacken und 6 Mal Seil einpacken + 4 Mal Schuhe wechseln - kein unwesentlicher Zeitfaktor]
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