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Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

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  • Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

    Liebe Freunde des klassischen Gesäusewand!

    Es tut mir leid wegen des Titels, aber an die End'sche Bezeichnung "Haindlkarwand Nordwestwand" kann ich mich bei dieser Route nicht recht gewöhnen, für mich bleibt das die Hochtor (von mir aus) NW-Wand, auch wenn das topografisch anzufechten sein mag, wurscht!
    Nach Reichenstein und Buchstein (und dem Besuch des sehr empfehlenswerten Hieflauer Bades) traf ich also am Abend des 4. 7. unter dem Haindlkar ein und schwitzte die gute Stunde zur Hütte hinauf. Die alte Hütte steht noch, legendäres Relikt aus den 30er Jahren. Ein einziges Mal hab ich dort drin übernachtet, ist lange her und war wegen Überbelegung der neuen Hütte notwendig.

    alte Heindlkarhtt.jpg

    Diesmal war nicht so viel los, ich ging weiter zur neuen Hütte. Die ist auch nicht mehr ganz taufrisch, die "Reichensteiner" haben die Hütte übergeben und derzeit findet rege Bau- und Renovierungstätigkeit statt. Immerhin bleibt der wichtige Standort erhalten, mir ist das viel wert. Die neuen Hüttenleute sind sehr nett und haben mir den Aufenthalt angenehm gestaltet.

    neue Heindlkarhtt.jpg

    Nun, ich plante als Höhepunkt meines Gesäuseurlaubs eine Begehung der Jahn-Zimmerroute durch die Hochtorwand. Ich kannte die Kletterei von einer einzigen Begehung mit meinem Bruder Martin. Das war aber schon am 2. August 1975 gewesen, also vor 37 Jahren! Eine lange Zeit, aber dennoch, manche Details hatte sich im meinem Hirnkastel derart eingebrannt, dass ich sogar noch Griff-folgen abrufen konnte. Ich hatte ein Seil mit und ein paar Keile, die ich gnadenlos opfern wollte bei Problemen. Ich gestehe aber gerne, dass ich gespannt und nervös war an diesem wunderschönen Abend mit seiner glühenden Riesenwand, in der mir schon viele Touren geglückt waren.

    dachl und hochtor am abend.jpg

    Die Gewitterneigung war noch immer beträchtlich, erst gestern nacht war eines niedergegangen. Am Mittwoch blieb es trocken, Gott sei Dank, so konnte die Wand ein wenig abrinnen. Eine nasse Jahn-Zimmer ist insbesondere unten für einen Alleingeher nicht witzig. Ich hatte geplant, den originalen Zustieg zu machen, den kannte ich noch nicht. Mit Martin war ich 75 über den Lindenbach-Abseilweg zugestiegen. Also ignorierte ich die neue Zustiegstafel und folgte dem Bachbett hinauf zur Hochtor Nord, Pfannl/Maischberger. Vom Peternpfad sieht man schön zur Hütte hinüber, dieses Foto hab ich wohl schon ein dutzend Mal.

    gsengscharte und hütte.jpg

    Nach der Schotterrinne ging ich rechts zum Sattel hinauf, hier ist der Punkt 1491, wo die Kletterei beginnt. Schon ein etwas düsterer Ort.

    Einstieg, Pkt 1491.jpg

    Hier zieht eine Rinne hinauf, der ich folgte. Eher unguter Bruch folgte auch.

    Einstiegsrinne.jpg

    Trotzdem, die Umgebung ist grandios. Ich genoss tolle Einblicke in die eigentliche Hochtor Nordwand und die alte Route von Heinrich Pfannl und Thomas Maischberger. Die hatten sich im Jahre 1896 da hinaufgetraut, eine tolle Leistung. Mit meinem Bruder hatte ich diese Tour 1975 auch gemacht, aber für einen Alleingang ist sie mir doch zu schwer.

    Pfannl Maischberger.jpg

    Ich kämpfte mich höher, auf den markanten Haindlkarturm zu und begann den festen Dachsteinkalk herbei zu sehnen.

    heindlkarturm vom zustieg.jpg

    Mal fand ich die richtige Route, mal nicht. Es gibt sogar Markierungsstriche hier, aber sie gehen leicht verlustig. Ich suchte auf den abschüssigen Bändern herum und verlor wertvolle Zeit. Der verdammte Turm kam nicht näher.

    heindlkarturm vom zustieg 2.jpg

    Schließlich kam ich auf einem dieser Bänder zum Stillstand. Hinauf ging es nicht, hinunter auch schlecht, links hinüber versuchte ich es auch ohne Erfolg. Was tun. 15 Meter tiefer war ja noch so ein Band. Und - war das dort unten etwa eine Wegspur? Kurz entschlossen wand ich mein 30er Seil um einen Felsblock und seilte mich ab. Das Seil reichte gerade. Leider konnte ich den Strick aber nicht mehr abziehen, der Block gab mein Seil nicht mehr frei. Was also tun? Noch vor der eigentlichen Kletterei aufgeben? Das Seil hängen lassen und durchklettern ohne Abseilmöglichkeit?
    Zweitere Möglichkeit wurde es. Ich opferte meinen Strick und ging weiter. Die Spur sollte sich übrigens als gut heraus stellen, kurze Zeit darauf stand ich erleichtert am Beginn des festen Dachsteinkalks.

    endlich Dachsteinkalk.jpg

    Nach der ersten Dreierstelle fand ich die Ruhe wieder. Bald stand ich am Apellplatz und sah das lange Plattenband vor mir, das den weiteren Aufstieg darstellt.

    das lange Plattenband.jpg

    Links über mir konnte ich schon den "Baumschwamm" und das "Fliegenband" sehen, die wichtigen Teile der Pfannlroute.

    Baumschwamm und Fliegenband.jpg

    Nun kam die Schlüsselseillänge mit der Fuge. Die sollte gut abgesichert sein, hatte ich gehört.

    die Fuge.jpg

    Mja, für eine Seilschaft schon. In der ganzen Tour stecken solide gebohrte Standhaken, als Zwischensicherung gibt es aber nur die alten geschlagenen Haken. Der gute unter der Fuge war für mich aber zu weit unten, es gibt im Überhang auch noch einen schlechten, aber der steckt abwärts und nur zu Hälfte im Fels. Brrr! Also legte ich einen Keil dazu, durch den ich meinen Seilring fädeln konnte. Den Keil mußte ich aber ebenfalls zurück lassen.
    Dennoch, die Fuge ist einen tolle Stelle. Kleine Tritte auf der Platte und gute versteckte Griffe machten die Sache zu einem echten Genuß. Rasch stand ich oben in der Nische mit der (leider leeren) Buchkassette. Und der Blick wurde möglich auf den oberen Teil.

    jahn zimmer oberer Teil.jpg

    Es sollten noch mehrere schöne Dreierstellen folgen. Die seht Ihr in der Antwort.

    Lg, michl fasan
    Zu seiner Milbe sagt der Milber:
    "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
    Damit ich, wenn im Haargewurl
    ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

  • #2
    AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

    Eine davon ist dieser steile fest Risskanmin. Auch eine Stelle, an die ich mich nach 37 Jahren noch erinnern konnte.

    Rißkamin über Fuge.jpg

    Der obere Teil der Tour ist deutlich freundlicher. Diese Einblicke in den oberen Peternpfad sind auch nur aus dieser Wand möglich.

    peternpfad udn dachl.jpg

    Die Wand rechts über mir wurde auch immer steiler. Weiter drüben konnte ich den Reichenstein erkennen, mit dem mein Gesäuseurlaub begonnen hatte.

    reichenstein aus hochtor nord.jpg

    Es folgte ein weiterer schöner Überhang und dann ein Band nach links in weniger steiles Gelände. Oben erkannte ich erstmals das Gipfelkreuz des Hochtors. Ich gestehe gerne, dass ich ein wenig mit der Rührung kämpfte. Starke Eindrücke!

    oberster teil.jpg

    Aber auch der Tiefblick zur Fuge hatte was. Da war ich durchgestiegen...

    tiefblick zur fuge.jpg

    Jetzt aber raus! Noch war kein Gewitter in Sicht, aber der Gugelgrat ist lang und blitzgefährlich.

    ausstieg.jpg

    Dann kam der große Ödstein ins Blickfeld. Die lange Überschreitung über Peternpfad, Hochtor, Abseilturm und Kirchengrat war mir ebenfalls noch in guter Erinnerung.

    ödsteingrat.jpg

    Ein einziger Bergsteiger war von der Hesshütte aufgestiegen. Wir fotografierten einander gegenseitig. Die Slicks hatte ich da schon wieder gegen die Treter getauscht. Die Kletterschuhe waren übrigens sehr angenehm in dieser Tour.

    gipfelfoto.jpg

    Ein letzter Tiefblick ins Haindlkar, dann machte ich mich an der Abstieg. Über den Niederen Tauern grollte der erste Donner.

    tiefblick ins heindlkar.jpg

    Hurtig turnte ich am langen Blitzableiter des Gugelgrats hinunter. Aber das befürchtete Gewitter liess auf sich warten.

    gugelgrat und hesshütte.jpg

    Ich hatte eine weitere Übernachtung auf der Heßhütte eingeplant. Neben mir am Schneelochpfeiler fiel mir dieser große Latschenblumentopf ins Auge (und in die Linse).

    latschenblumentopf am schneelochpfeiler.jpg

    Vor mir lag der große Zinödl, den ich auch noch nie bestiegen hatte. Über den sollte morgen mein langer Abstieg erfolgen. Auf doch geheimem Weg, denn eine Orientierungstour pro Urlaub mußte ja sein. Ich freute mich sehr auf den morgigen Tag.

    zinödl.jpg

    Auf der Heßhütte wurde ich ebenfalls gastlich empfangen. Das Gewitter wollte und wollte nicht kommen, obwohl sich der düstere Tellersack darauf gefreut hätte, so wie er aussah.

    düsterer Tellersack.jpg

    Ungeduldig verbrachte ich eine gute Nacht. Ungeduldig, aber sehr zufrieden mit dem Erreichten.

    Lg, michl fasan
    Zuletzt geändert von michi57; 11.07.2012, 21:01.
    Zu seiner Milbe sagt der Milber:
    "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
    Damit ich, wenn im Haargewurl
    ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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    • #3
      AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

      Hallo Michi
      Toller Bericht und schöne Bilder aus der Wand!
      Respekt für deine Solobegehung

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      • #4
        AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

        Servus Michi!

        Da hast du dir ein tolles Gebiet und eine schöne Woche für deinen Urlaub ausgesucht. Vielen Dank für deine Berichte. und . Es freut mich immer wieder so eindrucksvolle Bilder von mir bekannten Touren zu sehen.

        Liebe Grüße!

        Monika

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        • #5
          AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

          für den super geschriebenen Bericht und die Fotos. Die Wecken Erinnerungen, wohl der beste Gesäuseanstiegs in diesem Schwierigkeitsgrad und solo echt nicht ohne!
          ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
          google online Album

          Paul

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          • #6
            AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

            Wegen solcher Berichte liebe ich dieses Forum! Danke für die tolle Beschreibung und Respekt vor der Leistung. Solo ist sowas auch mental immer was anderes als in einer Seilschaft - vor allem bei so einem 800 m Wandl!
            lg Hannes

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            • #7
              AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

              Schon viele Berichte vom J.Z. gelesen und auch schon selbst gegangen .... und trotzdem ist dein Bericht ... anders.

              Super.
              ----

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              • #8
                AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                danke für den schönen bericht, bei mir isses nicht ganz so laaang her... aber fast, naja,...
                mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

                bürstelt wird nur flüssiges

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                • #9
                  AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                  Beeindruckende Tour und ebensolcher Bericht, ganz toll

                  Vielen Dank für die sehens- und lesenswerten Beiträge deines schönen Urlaubes,

                  lg
                  (Sa)bine
                  Erfolgreich ist für mich der, der gut gelebt, oft gelacht und viel geliebt hat.

                  Es gibt mehr Menschen die kapitulieren als scheitern

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                    +

                    lG
                    Martin
                    Zuletzt geändert von lama; 12.07.2012, 11:42.
                    Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

                    Kommentar


                    • #11
                      AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                      höcht beeindruckend was dir da an Touren gelungen ist
                      Bierinduziertes Brainstorming
                      setxkbmap -option ctrl:nocaps

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                      • #12
                        AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                        ... Gratulation zu dieser tollen Unternehmung...ich hätt in so einer Wand immer Angst in ein schwierigeres Gelände zu kommen...und seh mich schon die 140 wählen ...

                        vlg Margit
                        "... und dann wundern wir uns, dass auch andere die Einsamkeit lieben und dass wir sie mit ihnen teilen müssen."

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                        • #13
                          AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                          Tolle Tour! Großen Respekt, das du das alleine gemacht hast!
                          carpe diem!
                          www.instagram.com/bildervondraussen/

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                          • #14
                            AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                            Grandioser Bericht von einer der kompaktesten und schönsten 3-er Touren die ich kenne. Schön wie man dein Schwelgen in Erinnerungen mitbekommt!!
                            "Ich will lieber stehend sterben, als knieend leben,
                            lieber 1000 Qualen leiden, als einmal aufzugeben."


                            http://christianknoll.blogspot.com/

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                            • #15
                              AW: Hochtor NW-Wand, Jahn Zimmer, 5. 7.

                              kann mich nur den anderen forumsteilnehmern anschließen.
                              aber was ist mit dem seil jetzt wirklich passiert.
                              hängt es noch dort oder wie hast du es dann runter bekommen.
                              gruß waterrockjam

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