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Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

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  • Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

    Winterüberschreitung anno 1982
    Gegenwärtig eignet sich das Wetter ja wieder einmal für einen Griff in die Nostalgiekiste und beim Diascannen stößt man da manchmal auf so manches interessante Relikt. Der Gamskögelgrat ist hier ja sogar im Winter kein so Unbekannter, eine Überschreitung des Hahnenkamms hingegen hat wohl selbst im Sommer Seltenheitswert.

    Tag 1:
    Über NO-Gratrippe zum Mödringkogel, dann Gamskögelgrat, II-III, Hochleitenspitze, weiter am Kamm zum Knaudachkogel, Abstieg über Knaudachkogel-Ostrippe und Mödringalm
    13.2.1982

    Noch am Vorabend steigen wir zur Mödringalm auf, wo wir unser biwakartiges Nachtlager verbringen wollen. Der flache Zustieg, ohne Schi (und ohne Schneeschuhe!), teilweise im Bruchharsch hat es in sich. Aber verbissen arbeiten wir uns vorwärts und erreichen schließlich doch unser Ziel in sternklarer Nacht. Die Kälte stört uns wenig, schließlich haben wir gute Schlafsäcke dabei und selbst etwas Heu ist noch vorhanden…
    Noch in tiefer Nacht stapfen in Richtung Gratrippe, die vom Mödringkogel steil nach Nordosten herabzieht. Wir haben diesen „Umweg“ über den Mödringkogel eigens gewählt, um der Lawinengefahr möglichst auszuweichen. Trotzdem - die letzten Meter zum Gratansatz sind ein nur lärchenbestandener Riegel. Vorsichtshalber werden daher die Piepserl eingeschaltet, doch bald kommen ohnehin die ersten aperen Stellen zum Vorschein.
    Nun gewinnen wir ziemlich mühelos rasch an Höhe. Nur ab und zu finden sich ein paar verschneite, etwas brüchige Schrofenstufen.
    Dann die Dämmerung, ein klarer Tag bricht an…immer ein erhebendes Gefühl…
    Noch streicht die kalte Luft um unsere Gesichter, aber wir ahnen, dass uns bald wärmende Sonnenstrahlen beleben werden.
    Schon können wir einen neugierigen Blick auf die Spitzen der Gamskögel werfen:
    GH-001.jpg
    Angekommen am Gipfel des Mödringkogels blitzt die Sonne auf und taucht die Felsen in goldbraunes Licht.
    GH-002.jpg
    Gleich der erste Aufschwung ist aper, das lässt sich gut an. Lediglich der Wind ist etwas kalt, die warmen Sachen lassen wir gern an. Munter turnen wir – noch seilfrei – über die erste Kante empor, jedoch dann der Blick zum Reitgrat: Wie erwartet – alles verwächtet und verschneit. Also Seil heraus, langsam tasten wir uns vorwärts, immer wieder prüfend, ob wir noch sicheren Boden unter den Füssen haben. Dann aber hilft nichts mehr, draufsetzen und rüber reiten über die scharfe Schneide.
    GH-003.jpg
    Nicht ganz lustig bei dem Wind, recht luftig hingegen schon…
    Doch bald haben wir wieder sichere Felsen erreicht und können das Seil wieder ablegen. Entspannt genießen wir die Aussicht Richtung Lugauer und Hochtor
    GH-004.jpg
    Die Gratschneide ist weitgehend aper, jedoch unmittelbar daneben klebt bereits das weiße Etwas. Daher verfolgen wir möglichst die direkte Linie und kommen recht rasch vorwärts.
    GH-005.jpg
    Bald liegen auch die Galerie und so manch anderer scharfe Grataufbau hinter uns
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    Schon nähern wir uns dem Gipfel und die paar Felsen vor uns werden uns auch nicht mehr aufhalten können.
    GH-007.jpg
    Geschafft!
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    Wieder ein Blick ins Gesäuse
    GH-009.jpg
    und in die Seckauer Tauern
    GH-010.jpg
    Mit dem Gamskögelgrat in der Tasche ist die Aussicht doppelt schön.
    GH-011.jpg
    Wir sind überraschend früh dran und – eigentlich noch nicht ausgelastet. Also wird noch die Erforschung des Knaudachkogels ins Auge gefasst. Im Rückblick erfasst unser Auge dann unseren eben bewältigten Grat
    GH-012.jpg
    Zum Knaudachkogel schreiten wir mühelos über einen nahezu aperen Kamm. Am Gipfel sind bereits ein paar Schifahrer versammelt, die recht verblüfft sind darüber, dass wir heute schon am Gamskögelgrat waren. Ihre Verblüffung wird noch größer als wir beginnen, über einen nach Osten abwärts ziehenden Grat ins Kar abzusteigen. Er ist recht brüchig und garniert mit einigen Steilgraspassagen. Aber es geht recht gut und wir gelangen so völlig lawinensicher ins Mödringkar hinunter.
    Hier noch ein Überblick über die eben begangene Route:
    GH-013.jpg
    Ganz links über die erste Rippe rauf zum Mödringkogel, dann über die Gamskögel und weiter auf den Knaudachkogel rechts. Unser Abstieg von diesem führte über die Gratrippe ganz links, die am weitesten ins Kar hinabzieht.
    Dieses Bild ist bereits am nächsten Tag im Aufstieg zum Goldkogel entstanden.
    Also werfen wir gleich einen Blick auf das nächste Tagesgeschehen:

  • #2
    AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

    Tag 2:
    Zustieg über Westrücken des Goldkogels, weiter Stellmauer, Kerschkern dann
    Überschreitung Hahnenkamm, II-III, Abstieg NNO-Kamm des Kettentalkogels
    14.2.1982

    Einer Biwaknacht im VW-Käfer folgt ein weiterer prächtiger Tag. Wir sind voller Tatendrang und noch mit den Stirnlampen bewaffnet durchstapfen wir in dunkler Nacht den ersten Teil des Schaunitztales. Bei der Schaunitzalm wollen wir so bald als möglich den Westrücken des Goldkogels erreichen und über diesen scheinbaren Umweg zum Schaunitztörl gelangen. Ohne Schi durchs Schaunitztal – das wäre wohl hoffnungslos. Tatsächlich bietet sich bald eine glattgehobelte Lawinenbahn zum flotten Aufstieg an. Nur kurzes Stapfen an der Waldgrenze, schon stehen wir wieder auf der aperen Gratfortsetzung. Längst ist der Tag angebrochen und am Goldkogel gönnen wir uns die erste Rast.
    GH-014.jpg
    Neugierig mustern wir unser heutiges Projekt, den Hahnenkamm
    GH-015.jpg
    und seine Fortsetzung zum Kettentalkogel
    GH-016.jpg
    Doch von dieser Seite gibt die Gratkette ihr Geheimnis nicht preis.
    Der Wind hat am Grat wieder gute Arbeit geleistet und beschert uns so einen recht mühelosen Übergang zur Stellmauer. Bald nähern wir uns auch dem Kerschkernkogel, im Blick haben wir den originellen Zwölferköpflgrat
    GH-017.jpg
    Der Grießstein lockt mich immer wieder mit seiner SO-Wand. Einmal werde ich sie durchsteigen…
    GH-018.jpg
    Nun queren wir ins Schaunitztörl und stehen vor dem eindrucksvollen ersten Hahnenkammturm
    GH-019.jpg
    Das wird spannend! Wir haben ja überhaupt keine verlässlichen Informationen über diesen Grat. Die Schneekappe, in manchen Jahren noch viel bedrohlicher ausgeprägt, zeigt sich heuer gemütlicher und wie ein dünner Faden zieht sich ein aperer Fels- und Grasstreifen nach oben. Bewaffnet mit dem Pickel gelangen wir rasch nach oben und staunen über die guten Grasstufen und den relativ guten Fels.
    Und der Weiterweg?
    GH-020.jpg
    Viel leichter als erwartet! Flache Wächtengrate, eher breit, wechseln mit kurzen trockenen Schrofenstufen und steilen Wiesenabschnitten. Hier ein kleiner Rückblick:
    GH-021.jpg
    Ein steiler Gratzacken bildet die Schlüsselstelle. Es reizt uns nicht, den Turm zu umgehen. Direkt, über die luftige Kante ersteigen wir das Hindernis.
    GH-022.jpg
    Scharfe Gratstrecken folgen, jedoch ist immer gerade die Gratkrone aper, sodass wir ungehindert klettern können. Zwischendurch eingestreut folgt wieder leichteres Gelände zur Nervenberuhigung.
    GH-023.jpg
    Am letzten Steilaufschwung bewährt sich wieder der Pickel. Der etwa 50° steile Grasstufenhang ist hart gefroren und die Haue beißt hier prächtig.
    Dann haben wir`s geschafft
    Prächtige Wächtengrate leiten uns zum Kettentalkogel, hier ein Blick zurück über den eben begangenen Grat.
    GH-024.jpg
    Wir sind froh über unseren schönen Erfolg, denn wie lange sind Gamskögel und Hahnenkamm auf unserem Winterprogramm gestanden. Nun gelangen sie auf Anhieb beide.
    Über den NNO-Kamm des Kettentalkogels steigen wir ab, ein Blick zurück
    GH-025.jpg
    Es folgen Latschen und schlechter Schnee, aber was soll´s? Das tut uns auch nichts mehr…

    LG

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    • #3
      AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

      Immer wieder herrlich deine Berichten aus den 80igern zu lesen. Ich verfalle zunehmend den winterlichen Graten und Kämmen, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau.
      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

      https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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      • #4
        AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

        Cooler Bericht!

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        • #5
          AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

          .
          boah ! sexy !
          eine winterbegehung des gamskögelgrats hab ich auch schon überlegt..
          mir hats den zwar mal im sommer als anfänger "irrtümlich" vereist...
          http://www.gipfeltreffen.at/showthre...Tauern-22-6-08
          aber das zählt nicht..
          .
          die schrägen granitflächen stell ich mir im winter aber eher spannend vor..
          und mitm pickel danebenhauen prellt wohl noch ein bissi mehr..
          hihi..
          .

          but i see direct lines

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          • #6
            AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

            danke! deine spannenden berichte lese ich immer sehr gerne.
            tu was du willst, aber tu was!!!

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            • #7
              AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

              Danke für den extrem lässigen Bericht, der viele Erinnerungen an diese Zeit wachrüttelt:-)

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              • #8
                AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                Ihr seid echt wilde Hunde - danke für diesen mal wieder herrlichen Bericht! Da kribbelt es gleich wieder in den Fingern.
                Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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                • #9
                  AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                  Es immer eine Freude solche Berichte zu lesen :-)
                  Vielen Dank für die Mühe und fürs Teilen! LG Richard

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                  • #10
                    AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                    wunderschön,..habs leider nie gschafft mich aufzuraffn und wenigstens einen teil dieser touren zu gehen.

                    (beim Diascannen stößt man da manchmal auf so manches interessante Relikt)

                    im paradies.jpg

                    ist auch mir heute passiert.

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                    • #11
                      AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                      Danke für diesen schönen Bericht! Wirkt wirklich wie aus einer anderen Zeit.

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                      • #12
                        AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                        .
                        und wenns geht bitte mehr davon..
                        alleine die analogfotos sind wunderschön....
                        von der rassigkeit der unternehmung und dem
                        echt saucoolen equipment ganz zu schweigen ..
                        .

                        but i see direct lines

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                        • #13
                          AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                          Danke für eure netten Meldungen!
                          Manchmal bedaure ich es heute, dass ich bei einigen Touren nicht mehr fotografiert habe. Vor allem so lückenlos durch dokumentierte Serien hab ich halt nicht so viele. Man kann es sich ja heute schon kaum mehr vorstellen, nur mit einem
                          36-Bilder-Diafilm unterwegs zu sein und sich überlegen zu müssen, wie viel so ein Bild dann kostet.
                          Schade auch, dass die Bildqualität der Scans halt nicht so toll ist, aber in so einem Bericht stört das nicht so sehr.
                          Vielleicht kann sich ja die/der eine oder andere im Forum auch einmal zu so einem "Nostalgiebericht" aufraffen, mich würd´s freuen.
                          Über das damalige Outfit muss ich heute oft auch schon schmunzeln. Gamaschen haben wir noch selbst genäht und auch die Zeit der handgestricken Brust- und Sitzgurte (aus Auto-Sicherheitsgurten!) war 1982 gerade einmal ein paar Jahre vorbei.

                          LG

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                          • #14
                            AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                            gfoit ma Wir wollten letztes Jahr im Mai den Gamskögelgrat klettern und mit den Figln die Prinzession runtercarven, leider haben wir bei allerbestem Wetter wegen einer akutgewordenen Fussverletzung umgedreht
                            ...wird aber irgendwann nachgeholt....
                            ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                            google online Album

                            Paul

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                            • #15
                              AW: Gamskögelgrat u. Hahnenkamm, N. Tauern, Feb. 1982

                              genial Danke für dieses Gustostückerl von Bericht!!!

                              lG, M.
                              Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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