Hallo,
Das Lechtal und die Allgäuer Alpen sind nicht unbedingt berühmt und bekannt als Eldorado für Kletterer. Nur Insider wissen z.B. von der Schönheit einer Freispitze Südwand oder eben dem Klettergebiet an der Wolfebnerspitze. Die glatten und wasserzerfressenen Kalkwände der Freispitze kenne ich von einer frühen Begehung der Schreck-Heel in den 80ger Jahren. Um die Wolfebnerspitze habe ich eigentlich immer irgendwie einen Bogen gemacht. Doch zu verlockend sind diesmal die Beschreibungen in dem von mir kürzlich erstandenen Buch Alpines Genussklettern von Karsten Kriele und Thomas Bucher. Ab einem gewissen Alter denke ich stehen einem auch mal solche Kletterführer zu.
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Schweißtreibender Aufstieg zur Hermann von Barth Hütte, rechts die Wolfebnerspitze
Der Juli 2019 ist erbärmlich heiß. Am Ausgangspunkt in Elbigenalp im Lechtal zeigt das Thermometer auch nachmittags noch mehr als 30 Grad, eigentlich viel zu heiß für einen zweistündigen südseitigen Aufstieg zur Hermann von Barth Hütte. Doch da hilft kein Jammern, oben warten schattige Westwände, die zumindest am Vormittag kühle Touren versprechen. Die Hütte ist derzeit, so wie so viele Hütten des Alpenvereins, im Umbau: Feuerschutz, neue Elektrik und ein neues Dach müssen dieses Jahr noch fertig werden. Uns stören die Arbeiten nicht, da wir ja tagsüber Klettern.
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Im mittleren Teil der Tour
Da wir bisher in diesem Jahr eher beim Wandern waren und kaum geklettert sind, wollen wir uns an diesem Morgen die leichte Helle Schicht, V ansehen. Die meisten Touren an der Wolfebnerspitze wurden vor einigen Jahren saniert und mit Bohrhaken ausgestattet. Rund um den Berg gibt es ca. 50 Klettertouren in allen Schwierigkeitsgraden. Hier sind viele Klassiker aber auch einige moderne Sportklettertouren zu finden. Die Hauptwand ist allerdings die zumindest bis Mittag schattige Westwand. Die Wolfebnerspitze ist quasi der Hausberg der Hütte, zu den Einstieg ist es nie weiter als 20min.
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Nach 6 schönen Seillängen geht es leider schon zurück zur Sonne
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Im oberen Teil der Hellen Schicht
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Am Ausstieg
Die Helle Schicht ist einfach zu finden: durch die zerklüftete dunkle Westwand zieht vertikal ein ca.10m breites helles Band mit exzellentem Kalkfels nach oben, eine Helle Schicht also, und da geht die Tour hoch. Die gesamte Tour ist gebohrt, allerdings sind die Hakenabstände manchmal sehr weit. Zusätzliche Klemmgeräte sind aber gut unterzubringen. Wir sind allein in der Wand. Nach 6 Seillängen toller und vor allem schattiger Kletterei ist leider schon wieder Schluss.
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Gipfelpanorama von der Wolfebnerspitze
Auf dem Grat geht es nach Süden in leichter Kletterei zum Gipfel. Die Aussicht vom Gipfel ist an diesem Vormittag überwältigend. Nur ein paar Bergdohlen besuchen uns in der Stille am Gipfel, auf der Hoffnung auf ein Leckerli. Der Abstieg vom Gipfel erfordert dann nochmals volle Konzentration, da man hier im II – III Grad bis zu einer Scharte ab klettern muss.
Als wir an der Scharte ankommen, schweift unser Blick nach rechts, und wir kommen aus dem staunen nicht mehr heraus. Rechts von uns zieht eine große glatte Platte senkrecht nach oben. Überall blinken Bohrhaken. Wir schätzen die Höhe der and auf 150m ein. Der Blick in den Führer zeigt eine Klettertour am linken Rand der Platte, die Baderführe V. Wir können es gar nicht glauben, dass durch diese glatte und senkrechte Wand eine relativ leichte Tour durchgehen soll.
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In den steilen Platten der Baderführe V, 2.Seillänge; Foto: Horst D. von der benachbarten Tour
Im Nachhinein erfahren wir vom Hüttenwirt, dass der Sonthofer H. Bader 1930 die Tour praktisch im Vorbeigehen solo erstbegangen hat. Er war mit seinen Freunden auf einer Durchquerung der Allgäuer Alpen und hat seine Gefährten schon mal weiter zur nächsten Hütte ziehen lassen. Er wollte sich nur mal die unbestiegene Wand näher ansehen – kletterte durch und folgte dann seinen Gefährten auf der Wanderung. Eine für mich unbekannte Meisterleistung in der alpinen Geschichte des Allgäus!
So, der erste Tag an der olfebnerspitze hatte ja schon einen vielversprechenden Start. Am Abend vor der Hütte werden dann die Pläne für die Touren der nächsten Tage geschmiedet.
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Abendstimmung vor der Hermann von Barth Hütte
Liebe Grüsse,
Thomas
Das Lechtal und die Allgäuer Alpen sind nicht unbedingt berühmt und bekannt als Eldorado für Kletterer. Nur Insider wissen z.B. von der Schönheit einer Freispitze Südwand oder eben dem Klettergebiet an der Wolfebnerspitze. Die glatten und wasserzerfressenen Kalkwände der Freispitze kenne ich von einer frühen Begehung der Schreck-Heel in den 80ger Jahren. Um die Wolfebnerspitze habe ich eigentlich immer irgendwie einen Bogen gemacht. Doch zu verlockend sind diesmal die Beschreibungen in dem von mir kürzlich erstandenen Buch Alpines Genussklettern von Karsten Kriele und Thomas Bucher. Ab einem gewissen Alter denke ich stehen einem auch mal solche Kletterführer zu.
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Schweißtreibender Aufstieg zur Hermann von Barth Hütte, rechts die Wolfebnerspitze
Der Juli 2019 ist erbärmlich heiß. Am Ausgangspunkt in Elbigenalp im Lechtal zeigt das Thermometer auch nachmittags noch mehr als 30 Grad, eigentlich viel zu heiß für einen zweistündigen südseitigen Aufstieg zur Hermann von Barth Hütte. Doch da hilft kein Jammern, oben warten schattige Westwände, die zumindest am Vormittag kühle Touren versprechen. Die Hütte ist derzeit, so wie so viele Hütten des Alpenvereins, im Umbau: Feuerschutz, neue Elektrik und ein neues Dach müssen dieses Jahr noch fertig werden. Uns stören die Arbeiten nicht, da wir ja tagsüber Klettern.
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Im mittleren Teil der Tour
Da wir bisher in diesem Jahr eher beim Wandern waren und kaum geklettert sind, wollen wir uns an diesem Morgen die leichte Helle Schicht, V ansehen. Die meisten Touren an der Wolfebnerspitze wurden vor einigen Jahren saniert und mit Bohrhaken ausgestattet. Rund um den Berg gibt es ca. 50 Klettertouren in allen Schwierigkeitsgraden. Hier sind viele Klassiker aber auch einige moderne Sportklettertouren zu finden. Die Hauptwand ist allerdings die zumindest bis Mittag schattige Westwand. Die Wolfebnerspitze ist quasi der Hausberg der Hütte, zu den Einstieg ist es nie weiter als 20min.
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Nach 6 schönen Seillängen geht es leider schon zurück zur Sonne
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Im oberen Teil der Hellen Schicht
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Am Ausstieg
Die Helle Schicht ist einfach zu finden: durch die zerklüftete dunkle Westwand zieht vertikal ein ca.10m breites helles Band mit exzellentem Kalkfels nach oben, eine Helle Schicht also, und da geht die Tour hoch. Die gesamte Tour ist gebohrt, allerdings sind die Hakenabstände manchmal sehr weit. Zusätzliche Klemmgeräte sind aber gut unterzubringen. Wir sind allein in der Wand. Nach 6 Seillängen toller und vor allem schattiger Kletterei ist leider schon wieder Schluss.
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Gipfelpanorama von der Wolfebnerspitze
Auf dem Grat geht es nach Süden in leichter Kletterei zum Gipfel. Die Aussicht vom Gipfel ist an diesem Vormittag überwältigend. Nur ein paar Bergdohlen besuchen uns in der Stille am Gipfel, auf der Hoffnung auf ein Leckerli. Der Abstieg vom Gipfel erfordert dann nochmals volle Konzentration, da man hier im II – III Grad bis zu einer Scharte ab klettern muss.
Als wir an der Scharte ankommen, schweift unser Blick nach rechts, und wir kommen aus dem staunen nicht mehr heraus. Rechts von uns zieht eine große glatte Platte senkrecht nach oben. Überall blinken Bohrhaken. Wir schätzen die Höhe der and auf 150m ein. Der Blick in den Führer zeigt eine Klettertour am linken Rand der Platte, die Baderführe V. Wir können es gar nicht glauben, dass durch diese glatte und senkrechte Wand eine relativ leichte Tour durchgehen soll.
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In den steilen Platten der Baderführe V, 2.Seillänge; Foto: Horst D. von der benachbarten Tour
Im Nachhinein erfahren wir vom Hüttenwirt, dass der Sonthofer H. Bader 1930 die Tour praktisch im Vorbeigehen solo erstbegangen hat. Er war mit seinen Freunden auf einer Durchquerung der Allgäuer Alpen und hat seine Gefährten schon mal weiter zur nächsten Hütte ziehen lassen. Er wollte sich nur mal die unbestiegene Wand näher ansehen – kletterte durch und folgte dann seinen Gefährten auf der Wanderung. Eine für mich unbekannte Meisterleistung in der alpinen Geschichte des Allgäus!
So, der erste Tag an der olfebnerspitze hatte ja schon einen vielversprechenden Start. Am Abend vor der Hütte werden dann die Pläne für die Touren der nächsten Tage geschmiedet.
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Abendstimmung vor der Hermann von Barth Hütte
Liebe Grüsse,
Thomas
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