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Steinbruch St. Margarethen

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  • Steinbruch St. Margarethen

    Am Sonntag (7.2.2010) fuhr ich nach der Schach-Landesliga in Wulkaprodersdorf zum sogenannten Römersteinbruch bei St. Margarethen. Ob er tatsächlich aus der Römerzeit stammt, darüber scheiden sich die Geister. Der Hinweis, dass Steine von hier in Carnuntum verbaut wurden, scheint aber zu überzeugen. Der Steinbruch gehört einer altrömischen Adelfamilie namens Esterhazy, die ihn allerdings nicht selbst betreibt. Er ist so riesengroß, dass aufgelassene Teile davon für Opernfestspiele (Link) und Passionsspiele verwendet werden. In anderen Teilen des Steinbruchs wird durch die Firma Hummel immer noch der schöne Kalksandstein abgebaut, aus dem z.B. zu einem guten Teil der Wiener Stephansdom besteht.

    Steinbrüche ziehen durch die Aufschlüsse immer das Interesse der Geologen auf sich. Dem Steinbruch St. Margarethen sind im Buch "Wanderungen in die Erdgeschichte (22) Wien Niederösterreich Burgenland" (Link) gleich 2 Kapitel gewidmet. Die Aufschlüsse haben aber auch einen anderen Effekt: Es werden Klüfte und Höhlen freigelegt. Der 1. Band des Höhlenführers beschreibt immerhin 7 Höhlen. Laut den Ergänzungsbänden fielen 5 davon dem Steinbruchbetrieb zum Opfer. Hierzu fällt mir ein an Hiob 1.21 angelehntes Sprichwort ein: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Eine weitere Höhle, die Fledermauskluft, wurde vom Steinbruchbetrieb bereits angefahren und geschädigt. Nichtsdestotrotz steht sie unter Schutz, da sie bis dahin als bedeutendes Fledermausquartier galt und mit einer vermessenen Länge von 250m die größte Höhle des Burgenlandes sein soll. Weil sie versperrt ist, kommt sie als Ausflugsziel aber nicht in Frage.

    Bleibt noch eine Höhle übrig: die Bierkellerkluft. Mit 93m Länge nicht uninteressant. Sie wollte ich finden.

    Die Straße zwischen St. Margarethen und Rust kannte ich bereits von einer Rennradtour. Der in Neusiedlersee-Nähe unerwartete kleine Semmering war mir im Gedächtnis geblieben.
    stmargarethen_2010-02-07a.jpg

    Damals wusste ich noch nichts vom sogenannten Ruster Hügelland oder speziell vom Römersteinbruch. Nun hatte ich aber eine gute Karte mit.
    kompass.jpg

    Leider ist sie noch nicht genau genug. Hier ein Ausschnitt aus der Amap mit meinen Ergänzungen.
    amap.gif

    Es gibt 2 Parkplätze. Der erste bei der angeblichen Taverne ist relativ klein und man hat dort den Eindruck im Weg zu stehen. Zudem ist dort kein Zugang zum Steinbruch möglich. Dafür gibt es ein paar Geschäfte, die derzeit aber wie ausgestorben wirken. Sie sind wohl mit den Festspielen gekoppelt.

    Für den Zustieg zur Bierkellerkluft eignet sich trotzdem dieser Parkplatz am besten. Von hier geht man, wie in der Karte rot eingezeichnet, auf einem Geh- und Radweg neben der Bundesstraße nach Westen und zweigt dann westlich des Hügels auf auf einen Pfad ab, der am Rand der Wiese auf einer alten, zugewachsenen Straßentrasse nach Norden zur Brücke führt.

    Ich fuhr hingegen weiter zum größeren Parkplatz (in der Karte: P2).

    Hier ist der Eintrittsbereich für die Festspiele.
    stmargarethen_2010-02-07c.jpg

    Hier ist alles ab- und zugesperrt. Wer zum Steinbruch gelangen will, kann höchstens versuchen rechts den Zaun bzw. das Tor zum Backstage-Bereich zu überklettern.
    stmargarethen_2010-02-07d.jpg

    Aber auf solche Aktionen hatte ich keine Lust. Erst wollte ich mir das anschauen, was einfach geht. Nordlich vom Parkplatz führen Wege auf eine große Heide. Hier ein Rückblick zum Parkplatz, hinten der St.-Margarethen-Berg.
    stmargarethen_2010-02-07e.jpg

    Wie ihr seht, waren die Wege ziemlich vereist. Darum wäre es unsinnig gewesen, folgendes Schild zu befolgen. Sogar eine Reiterin hielt sich nicht daran.
    stmargarethen_2010-02-07f.jpg

    Das Schild steht dort, weil Trocken- und Halbtrockenrasen wie dieser als schützenswert gelten. Entstanden ist er durch Beweidung. Die Spuren der Beweidung sind immer noch allgegenwärtig: Dornensträucher. Weidetiere ließen sie stehen und fraßen ihnen die Nährstoff- und Lichtkonkurrenz weg. So gediehen die Dornensträucher prächtig. Ihr einziger Feind war die Axt.

    Vorbei an der (laut Karte) Schottergrube, die anscheinend nichts mit dem Römersteinbruch zu tun hat...
    stmargarethen_2010-02-07g.jpg

    ...ging ich zum Gipfelkreuz.
    stmargarethen_2010-02-07h.jpg
    Bilder von diesem Motiv und weiteren findet ihr bereits in Fuzzys Bercht.

    So auch von der nahe gelegenen Kogelkapelle (alias Koglkapelle, Rosalienkapelle, Soldatenheimkehrerkapelle).
    stmargarethen_2010-02-07i.jpg

    Links einer von mindestens 2 Infoständern (der andere steht 50m nordöstlich vom Parkplatz). Rechts:
    stmargarethen_2010-02-07j.jpg

    Die Kapelle besteht aus charakteristisch beigem Stein vom Römersteinbruch. Sie wurde wegen der erschröcklichen Pest errichtet.
    stmargarethen_2010-02-07k.jpg

    Wie viele so große Kapellen ist sie versperrt. Macht nichts, draußen gibt es ohnehin mehr zu sehen. Wie hier der genau gleich hohe (224m) Goldberg. Links Oslip.
    stmargarethen_2010-02-07l.jpg

    Aber mein Ziel lag irgendwo in dieser Richtung.
    stmargarethen_2010-02-07m.jpg

    Wie ihr seht, ist der ganze Berg mit Steinskulpturen übersät. Manche sind küstlerisch wertvoll...
    stmargarethen_2010-02-07n.jpg

    ...doch in einem Bergsteigerforum möchte ich eher die alpin wertvollen zeigen.
    stmargarethen_2010-02-07o.jpg

    Natürliche Höhlen hatte ich noch keine gefunden, dafür genug künstliche. Diese Durchgangshöhle läd zum Durchkriechen ein.
    stmargarethen_2010-02-07p.jpg

    Hier eine Durchgangshöhle mit doppeltem Schlüssellochprofil.
    stmargarethen_2010-02-07q.jpg

    Aber Spaß beiseite. Folgende Exponate befinden sind in einer Art Doline, die unterhalb eine natürliche Höhle annehmen lässt.
    stmargarethen_2010-02-07r.jpg
    Zuletzt geändert von volki; 10.02.2010, 23:32.

  • #2
    AW: Steinbruch St. Margarethen

    Die Skulpturen stammen vom Bildhauersymposion (Link), das 1959 von Karl Prantl begründet wurde.

    Südwestlich des Kogls befindet sich das Vereinshaus.
    stmargarethen_2010-02-07s.jpg

    Außen futuristisch, innen Gefängniszellen.
    stmargarethen_2010-02-07t.jpg

    Nachdem ich fast ganz um den Steinbruch herumgewandert war, fand ich endlich den sogenannten Eisenbahneinschnitt.
    stmargarethen_2010-02-07u.jpg

    Leicht möglich, dass hier wirklich mal Geleise waren. Aber das ist dann schon lange her. Heute ist es eine gewöhnliche Straße. Beachtet links die interessante Felswand und oben die Brücke.

    Der Eisenbahneinschnitt ist der Standardzugang zum Steinbruch. Aber nur für Mitarbeiter und Kunden. Wir müssen draußen bleiben.
    stmargarethen_2010-02-07v.jpg
    Freilich könnte man auch hier mit etwas Geschick drüberkraxeln, aber es würde gar nichts bringen. Der Zugang zu den Höhlen ist vom Grund des Steinbruchs aus gar nicht möglich.

    Am Grund der südlichen Begrenzungswand fällt ein kellerartiges Loch auf.
    stmargarethen_2010-02-07w.jpg

    Es steht nicht im Höhlenkataster und erscheint künstlich. Wegen der Spinnweben ersparte ich mir eine Untersuchung.

    Auf der nördlichen Begrenzungswand wurde ein Block silbern angemalt.
    stmargarethen_2010-02-07x.jpg
    Die Mauer soll vielleicht einen Hangrutsch verhindern. Die Löcher in der Wand sehe ich jedoch als Indiz, dass sich dahinter ein Hohlraum (Klufthöhle) verbirgt. Solche Löcher haben normalerweise den Zweck, Vögeln (oder hier Fledermäusen) den Zugang zu ermöglichen.

    Durch Dornengestrüpp versuchte ich SW der Brücke auf diese hinauf zu gelangen. Einfacher geht es in etwas weiterem Bogen über die Wiese.

    Auf der Brücke hat man gleich einen besseren Überblick.
    stmargarethen_2010-02-07y.jpg

    In der linken (=nördlichen) Begrenzungswand ist hinten der Eingang zum Bierhauskeller zu suchen. Etwas undeutlich zu sehen sind die Terrassen. Jede davon war ursprünglich ein Fahrweg. Mit dem Wachsen des Steinbruches wurden die Zufahrtswege zu diesen Terrassen abgetragen, sodass man nur noch zu Fuß hinkommt, und selbst das nicht mehr ganz einfach.

    Auf der linken Seite gibt es 5 Etagen: die unterste (1) ist der Grund des Eisenbahneinschnitts. Die nächste (2) ist direkt oberhalb der in Bildmitte links erkennbaren Mauer. Darüber gibt es noch 2 weitere ehem. Fahrwege (3, 4). Ganz oben (5) ist das Gipfelplateau.

    Gleich nach der Brücke geht rechts ins Gestrüpp eine Steigspur ab. Sie verläuft ungefähr entlang des Grates und führt aufs Gipfelplateau. Über dieses Steiglein gelangt man zu den Ebenen 2-4. Ich probierte gleich mal die erste. Es folgte ein Kampf mit den Dornen. Rosen, Schlehen, Brombeeren... Grund siehe weiter oben.
    stmargarethen_2010-02-07z.jpg

    Links eine Kluft als Vorgeschmack.
    stmargarethen_2010-02-07A.jpg

    Und schließlich der Höhleneingang.
    stmargarethen_2010-02-07B.jpg

    Der Zutritt wäre allerdings sehr heikel gewesen. Eine Kletterstelle am Rande dieses Schuttrinne, die abzurutschen ich keine Lust hatte.
    stmargarethen_2010-02-07C.jpg

    Weil ich neben dem Eingang keine Katasternummer aufgemalt sah und die Höhle 1m hinterm Eingang mit Blockwerk versperrt schien, glaubte ich, dass das noch nicht der richtige Eingang sei, und versuchte es eine Etage höher. Doch wenn ich mir mein Foto vom Eingangsbereich genau anschaue - hier durch Bildbearbeitung aufgehellt -
    stmargarethen_2010-02-07D.jpg
    ...dann sehe ich ganz links einen schwarzen Fleck. Also vielleicht macht der Gang hier nur eine Linkskurve, so dass man seine Fortsetzung nicht sieht.

    Auch die Skizze im Höhlenführer lässt nur den Schluss zu, dass der Eingang hier sein muss. Beispielsweise weil er auf gleicher Höhe liegt wie der Eingang zur Fledermauskluft gegenüber.
    stmargarethen_2010-02-07E.jpg
    Beachtet links die weiteren Klüfte.

    Zoom zum Eingang zur Fledermauskluft
    stmargarethen_2010-02-07F.jpg
    Deutlich erkennbar das Schloss.

    Sehr wahrscheinlich waren die Fledermaus- und die Bierkellerkluft vor der Anlage des Eisenbahneinschnitts miteinander verbunden.

    In der nächsten Etage (3) wieder Unmengen an Dornengestrüpp. Halbwegs passierbar ist nur ein schmales, nicht ungefährliches Band an der Geländekante. Rechts davon etwas dünkler ein Teil der Etage 2.
    stmargarethen_2010-02-07G.jpg

    Der vermeintliche Höhleneingang war zugemauert. Ich war enttäuscht.
    stmargarethen_2010-02-07H.jpg

    Ein kleiner Trost war der Ausblick auf die Terrassenlandschaft des Steinbruchs, mit 2 Teufelskanzel-ähnlichen Tafelbergen.
    stmargarethen_2010-02-07I.jpg

    Doch dann musste ich den Rückweg durch die Dornen antreten.
    stmargarethen_2010-02-07J.jpg

    Beinah hätte ich im Kampf mit den Dornen das Gleichgewicht verloren, und zwar so, dass ich über die Kante gefallen wär. Als mir das bewusst wurde, hab ich mich grad noch derfangen.

    Mit blutendem Finger und zerstochenem Gewand erreichte ich den sicheren "Grat". Auf eine Erkundung der genauso verwachsenen 4. Etage hatte ich keine Lust mehr, ebensowenig auf eine Rückkehr in die 2.

    Vom Gipfelplateau ist die Sicht recht schön, hier nach St. Margarethen.
    stmargarethen_2010-02-07K.jpg

    Nochmals ein Blick auf den Hügel mit der Fledermauskluft.
    stmargarethen_2010-02-07L.jpg
    Zuletzt geändert von volki; 10.02.2010, 01:26.

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    • #3
      AW: Steinbruch St. Margarethen

      Am Rand des Steinbruches entlang ging ich nach Norden. Dabei sah ich den Stachelpanzer eines Igels.
      stmargarethen_2010-02-07M.jpg
      Ich wollte ihn nicht umdrehen, aber in dieser Lage wird er wohl schon tot gewesen sein.

      Schlecht bestellt ist es auch um die Fledermaushöhle und ihre Bewohner.
      stmargarethen_2010-02-07N.jpg
      Der Eisenbahneinschnitt ist hier nicht direkt zu sehen. Er ist rechts vom vorderen Bagger. Der stufige Fels ist der Hügel mit der Fledermauskluft. Der blaue Kran lässt vermuten, dass hier immer noch abgebaut wird. Allerdings scheint der Schwerpunkt des Abbaus jetzt im Nordwesten des Steinbruchs zu liegen. Die dunklen Flächen im Bild sind nicht mehr frisch. Die Verfärbung könnte von Huminstoffen herrühren.

      Zum Abschluss noch ein Blick aufs Festspielgelände.
      stmargarethen_2010-02-07O.jpg
      Ich finde, mit Winzendorf kann das hier nicht mithalten. Aber angeblich ist ein Umbau im Gang, vielleicht wird's ja noch was.

      War von euch schon jemand in der Bierkellerkluft? Wenn nein, unternehme ich vielleicht einen zweiten Versuch. Aber nach dem äußeren Eindruck gibt es da drinnen nicht viel zu sehen. Scheint eher gefährlich ("mächtiges, labiles Blockwerk") als lohnend zu sein.

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      • #4
        AW: Steinbruch St. Margarethen

        Servus Volki!

        Wieder ein toller Bericht!

        Hatte letztes Jahr die Möglichkeit die Fa. Hummel zu besuchen.
        Zu sehen wie der Abbau und die Weiterverarbeitung dort läuft ist sehr beeindruckend! Auch heute wird dort noch durch die Fa. Hummel der Stein für die permanenten Sanierungen des Stephansdomes abgebaut.

        Info´s über die Zugänglichkeit zu den Höhlen sind wahrscheinlich dort zu bekommen.

        Grüße,
        Plessberger
        Alle meine Beiträge im Tourenforum

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        • #5
          AW: Steinbruch St. Margarethen

          Hallo Volki,gestern bin ich deine Tour gegngen.Die Skulpturen sind sehr interessant auch die Gegend ist sehr schön.Ich habe alle Skulpturen gefunden auch das Kreuz und die Kapelle.

          Der Eisenbahneinschnitt ist ein bisserl versteckt aber bald stand ich aufn Brückerl.Allerdings wusste ich nicht genau ob die Höhle von der Brücke aus rechts oder links gesehen ist.Ich ging als ersters links und dann rechts.Nach letzteren fand ich dann die Höhle.

          Ich ging von der Brücke aus rechts und dann denn Pfad bis zu meinen Ziel.Oberhalb war das versperrte Gitter und unten war ein verrümpelter Eingang bei dem ein Kübel drin lag.Weiter links war dann ein Eingang.Dort kraxelte ich hinein und bald musste ich feststellen das man nur ein Stückerl reingehen konnte.Es geht zwar drinnen weiter aber da muss man sich mehr oder weniger krichend,liegend fortbewegen.Aber ich glaube recht weit kommt man auch nicht.Das rauskraxeln ging auch allerdings ist das nicht ganz ungefährlich das es draussen wirklich weit runter geht.
          Dann bin ich zurück durchs Gestrüpp bis zum Auto.Das war eine liebe nette kleine Runde,schade nur das man die Höhle nicht weiter besichtigen kann.Papaschlumpf

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