Jeder, der sich in der Natur und speziell den Bergen zu Hause fühlt und am liebsten jede freie Minute dort verbringen würde, wird den schwierigen Spagat kennen: Wie gelingt es mir bloß, meine Leidenschaft im rechten Maße zu verfolgen, ohne dass andere wichtige Lebensbereiche –- wie Familie, Freunde und Beruf –- zu kurz kommen? Schon so mancher hat seine unstillbare Bergbegeisterung mit einem teuren Preis bezahlt, weil er die Prioritäten falsch gesetzt hat.
Ja, Zeit ist ein teures Gut. Als Student war ich mir dessen nie so wirklich bewusst. Übers verlängerte Wochenende gings mal eben spontan in die Alpen, danach war natürlich erstmal die Freundin dran, die Universität lief so nebenher, das nächste Wochenende gings ins heimische Mittelgebirge zum Wandern oder Klettern, und doch blieb noch genügend Zeit, um Freundschaften zu pflegen, die Familie zu besuchen und anderen sportlichen Aktivitäten oder Interessen nachzugehen. Mit dem Eintritt ins geregelte Arbeitsleben wurde die Freizeit dann urplötzlich knapper und der Weg in die geliebten Alpen gefühlt doppelt so lang.
Das Setzen der Prioritäten fällt mir nicht leicht und doch ist ein Trend abzusehen: ging es vor 2-3 Jahren noch an die zehn Mal im Jahr zu Bergtouren gen Süden, haben sich die Fahrten mittlerweile beinah halbiert. Dies zu akzeptierten fällt manchmal schwer und doch bin ich nicht unglücklich mit der Entwicklung. Die Quantität mag abgenommen haben, der Intensität und dem bewussten Erleben dieser begrenzten Zeit hat es andererseits keinen Abbruch getan -– im Gegenteil. War es zwischenzeitlich bei mir sogar schon zur Normalität geworden, dass es alle paar Wochen mit gepacktem Rucksack zum Bergwochenende Richtung Süden ging, hat es sich mittlerweile wieder zu einem besonderen Ereignis entwickelt. Wie ein kleines Kind sitze ich dann schon Tage vorher am Rechner, studiere Tourenmöglichkeiten, Routen, Wetterprognosen und Verhältnisse und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Am schwersten fällt es mir freilich dennoch, die im Laufe der Jahre gestiegenen Ambitionen und die eigenen Ansprüche mit der reduzierten Zeit in Einklang zu bringen. Auch hier sind wieder Kompromisse erforderlich. Eisklettern, Nordwände, Skitouren, Alpinklettern, Hochtouren...…alles –- und vor allem im gleichen Maße -– geht nicht mehr. Im Jahr 2018 sollte der Fokus vor allem auf den Sommer ausgerichtet sein, wenngleich der Winter und das Frühjahr dabei leider etwas kürzer kommen mussten. Mit Resi hatte ich so zum Beispiel schon länger eine Reise nach Slowenien und dabei vor allem einen Besuch der Julischen Alpen geplant. Und auch Richard stand schon in den Startlöchern -– gemeinsam wollten wir in den Westalpen weitere 4000er sammeln und unsere Fertigkeiten im Fels verbessern.
Fünf Wochen Schulferien standen mir in diesem Sommer zur Verfügung. Nachdem die Alpen das ganze bisherige Jahr über in der Prioritätenverteilung eher weiter hinten angesiedelt wurden, sollte sich dies nun schlagartig ändern. Erst zwei Wochen Slowenien und nach einer Woche Erholung nochmal zwei Wochen Westalpen; so hieß die Devise. Der Gedanke an die anstehenden kleineren und größeren Abenteuer ließ mich Luftsprünge machen – und das schon Wochen, ja, beinahe Monate vorher.
- - - ZEITSPRUNG - - -
Es ist Ende Juni 2018. Nach einem sehr erfolgreichen Frühjahr mit vielen Radkilometern in der neuen Heimat Dresden und zahlreichen Klettermetern im benachbarten Elbsandsteingebirge haben die langersehnten Sommerferien endlich begonnen. Körper und Geist sind bereit und lechzen nach Zerstreuung.
Umso glücklicher bin ich, als es endlich losgeht. Kurzfristig bekommen wir für den Trip nach Slowenien von Resis Eltern den 17 Jahre alten Opel Zafira, der mit einer schönen Liegefläche ausgestattet ist, sodass wir drinnen schlafen können und nicht auf Zeltplätze oder Hotels angewiesen sind. Da das Auto über Jahre als die alles mitmachende Familienkutsche dienen musste, hat es mittlerweile auch schon die eine oder andere Macke. Mit dem hohen Ölverbrauch, dem defekten Radio und der nicht vorhandenen Klimaanlage können wir leben, auch mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf max. 110 Km/h arrangieren wir uns schon, doch die vielen blinkenden Warnleuchten machen ein wenig stutzig. „Die Leuchten könnt ihr ignorieren, das passt alles. Aber ihr müsst die Motorkühlung im Stau immer manuell einschalten und das Licht hat einen Wackelkontakt. Der Rest sollte laufen.“ Mit diesen letzten Infos schickt uns Resis Papa auf die Strecke. Kurz vor Abfahrt drückt er uns noch den Fahrzeugbrief in die Hände: „Sollte das Auto liegen bleiben -– verkauft es!“ Mit einem mulmigen Gefühl rollen wir los. Über 2000 Kilometer liegen vor uns. Doch der Ruf der Freiheit ist größer. Wird schon irgendwie schief gehen…
Unser erster Zwischenstopp ist Gmunden am Traunsee. Eigentlich wollten wir viel früher ankommen, doch der Sparfuchs in mir bremste uns aus. So nahmen wir zunächst die Landstraße in Tschechien, um 100km Strecke auf der deutlich schnelleren deutschen Autobahn zu sparen, später dann das österreichische Pendant, um die Maut nicht bezahlen zu müssen. Hinzu kamen staubedingte Verzögerungen und so betreten wir erst gegen 18.30Uhr den Naturfreundesteig, der uns Richtung Traunsteingipfel führen soll. Zwei Frauen mittleren Alters kommen uns am Einstieg entgegen und fragen fürsorglich, ob wir wüssten, was wir uns da zu so später Stunde vorgenommen hätten. Genervt antworte ich nur mit einem schlichten „Ja, natürlich“ und laufe weiter. Hm, das hätte man auch freundlicher machen können. Die innere Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation ist nicht zu leugnen. Nach der langen Autofahrt und bei noch immer knapp 30° Lufttemperatur fehlt uns zu Beginn zudem noch der Rhythmus. Die Zeit sitzt uns im Nacken, der Schweiß fließt. Erst nach und nach finden wir unser Tempo und kommen zügiger voran. Den anfangs beinah zwanghaften Blick auf die Uhr lasse ich irgendwann sein. Das Ziel, zum Sonnenuntergang auf dem Gipfel zu stehen, werden wir ohnehin nicht mehr erreichen können. Warum sich überhaupt schon am ersten Urlaubstag stressen? Habe ich mich wochenlang auf diesen Moment gefreut, um ihn mir dann aufgrund falscher Ziele selbst kaputt zu machen? Ganz sicher nicht! Mit dieser neuen Denkweise löst sich der Zeitdruck urplötzlich auf, ich drossele zu Resis Freude das Tempo und beginne, die Landschaft um mich herum so richtig zu genießen.
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Den fabelhaften Sonnenuntergang erleben wir ein paar Meter unterhalb des Naturfreundehauses. Feuerrot erstrahlt der ganze Himmel. Wir lassen die Minuten verstreichen und staunen. Welch ein Schauspiel!
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Wenig später kriechen wir ein paar Hundert Meter hinter der Hütte in unsere Schlafsäcke -– die erste Nacht unter freiem Himmel seit Wochen. Wir sind erschöpft und doch überglücklich.
Am nächsten Morgen lässt der Sonnenaufgang lang auf sich warten. Für ein schnelles Foto stehe ich auf, verkrieche mich dann aber schnell wieder im warmen Schlafsack.
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Wir schlafen aus, lassen die nassen Schlafsäcke noch trocknen und frühstücken ganz in Ruhe.
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Anschließend folgen der Gipfelbesuch und der lange aber schöne Abstieg über den Mairalmsteig. Zurück am Auto brennt die Sonne bereits unermüdlich auf uns hernieder, sodass wir kurzerhand kopfüber in den eiskalten Traunsee eintauchen. Die Weiterfahrt nach Ljubljana verschieben wir auf die Abendstunden und verbringen stattdessen einen ausgiebigen Badetag am See. Was für ein Start in den Urlaub. So kanns weitergehen!
Nach knapp zwei Tagen Stadtflair zieht es uns zurück in die ruhigen Berge. Es ist früher Abend, als wir das letzte Örtchen Mojstrana hinter uns lassen und sich unser treues Gefährt mühsam die 14km lange Waldstraße bei bis zu 20% Steigung zur Nordseite des Triglavs hinauf quält. Bald darauf erreichen wir den großen Parkplatz am Ende der Schotterpiste. Wie ausgestorben liegt er vor uns. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen am Waldrand und genießen die Einsamkeit, die am Triglav ja doch eher rar ist.
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Am nächsten Morgen herrscht dann verkehrte Welt. Es ist nicht einmal 10Uhr und schon reiht sich Auto an Auto. Alles was laufen kann, strömt dem Landeshöchsten zu. Kein Wunder –- es ist Samstag. Schnell machen wir uns aus dem Staub. Den Triglav lassen wir im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal links liegen und wenden uns seiner Nachbarin, der Škrlatica zu. Im Schatten des Königs der Julischen Alpen fristet seine Gattin mehr oder weniger ein Schattendasein, wenngleich sie sich mit ihren 2740m eigentlich keinesfalls verstecken müsste. Der Weg hinauf ist lang, aber abwechslungsreich. Vor allem der untere Teil ist dicht bewachsen und bietet einen netten Sonnenschutz. Überall sprießen Gräser, Sträucher und Bäume, alles summt emsig vor sich hin…wir kommen uns fast wie im Urwald vor.
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So richtig abgeschieden ist es aber auch auf dieser Seite nicht. Wir hatten geplant, die 1800hm entspannt auf zwei Tage aufzuteilen und heute Nacht im Biwak IV. zu schlafen. Doch schon bald machen sich ernste Zweifel breit, ob wir wirklich die einzigen mit dieser Idee sind. Als wir zwei absteigenden Österreichern begegnen, die kritisch die Köpfe schütteln und uns vom Getümmel um die Biwakschachtel berichten, entscheiden wir uns spontan zur Planänderung. Im Nu lasse ich meinen dicken Rucksack fallen und sprinte die mühsam gemachten 500hm wieder bergab ins Tal. Eine Stunde später bin ich zurück -– nun mit Isomatten und Schlafsäcken im Gepäck und schultere dazu erneut das restliche Gewicht. Am Biwak treffe ich auf Resi, die bereits vorausgegangen ist. „So…damit wäre die Frage nach der Unterkunft auch geklärt“, meine ich lachend zu ihr. Resi grinst nur zurück: „Du sorgst schon immer dafür, dass du auf deine Höhenmeter kommst, nicht wahr?“
Eine halbe Stunde später erklären wir unser Tagesziel für erreicht. Auf einem kleinen Grasbuckel schlagen wir unser Quartier auf –- die facettenreiche Flora, der eindrückliche Triglavblick und das mitgebrachte Rommé-Spiel lassen die Stunden im Nu verstreichen.
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Und auch das morgige Tagesziel zeigt sich von seiner schönsten Seite. In der untergehenden Sonne buhlt er mit dem Triglav um unsere Aufmerksamkeit.
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Ja, Zeit ist ein teures Gut. Als Student war ich mir dessen nie so wirklich bewusst. Übers verlängerte Wochenende gings mal eben spontan in die Alpen, danach war natürlich erstmal die Freundin dran, die Universität lief so nebenher, das nächste Wochenende gings ins heimische Mittelgebirge zum Wandern oder Klettern, und doch blieb noch genügend Zeit, um Freundschaften zu pflegen, die Familie zu besuchen und anderen sportlichen Aktivitäten oder Interessen nachzugehen. Mit dem Eintritt ins geregelte Arbeitsleben wurde die Freizeit dann urplötzlich knapper und der Weg in die geliebten Alpen gefühlt doppelt so lang.
Das Setzen der Prioritäten fällt mir nicht leicht und doch ist ein Trend abzusehen: ging es vor 2-3 Jahren noch an die zehn Mal im Jahr zu Bergtouren gen Süden, haben sich die Fahrten mittlerweile beinah halbiert. Dies zu akzeptierten fällt manchmal schwer und doch bin ich nicht unglücklich mit der Entwicklung. Die Quantität mag abgenommen haben, der Intensität und dem bewussten Erleben dieser begrenzten Zeit hat es andererseits keinen Abbruch getan -– im Gegenteil. War es zwischenzeitlich bei mir sogar schon zur Normalität geworden, dass es alle paar Wochen mit gepacktem Rucksack zum Bergwochenende Richtung Süden ging, hat es sich mittlerweile wieder zu einem besonderen Ereignis entwickelt. Wie ein kleines Kind sitze ich dann schon Tage vorher am Rechner, studiere Tourenmöglichkeiten, Routen, Wetterprognosen und Verhältnisse und kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Am schwersten fällt es mir freilich dennoch, die im Laufe der Jahre gestiegenen Ambitionen und die eigenen Ansprüche mit der reduzierten Zeit in Einklang zu bringen. Auch hier sind wieder Kompromisse erforderlich. Eisklettern, Nordwände, Skitouren, Alpinklettern, Hochtouren...…alles –- und vor allem im gleichen Maße -– geht nicht mehr. Im Jahr 2018 sollte der Fokus vor allem auf den Sommer ausgerichtet sein, wenngleich der Winter und das Frühjahr dabei leider etwas kürzer kommen mussten. Mit Resi hatte ich so zum Beispiel schon länger eine Reise nach Slowenien und dabei vor allem einen Besuch der Julischen Alpen geplant. Und auch Richard stand schon in den Startlöchern -– gemeinsam wollten wir in den Westalpen weitere 4000er sammeln und unsere Fertigkeiten im Fels verbessern.
Fünf Wochen Schulferien standen mir in diesem Sommer zur Verfügung. Nachdem die Alpen das ganze bisherige Jahr über in der Prioritätenverteilung eher weiter hinten angesiedelt wurden, sollte sich dies nun schlagartig ändern. Erst zwei Wochen Slowenien und nach einer Woche Erholung nochmal zwei Wochen Westalpen; so hieß die Devise. Der Gedanke an die anstehenden kleineren und größeren Abenteuer ließ mich Luftsprünge machen – und das schon Wochen, ja, beinahe Monate vorher.
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Es ist Ende Juni 2018. Nach einem sehr erfolgreichen Frühjahr mit vielen Radkilometern in der neuen Heimat Dresden und zahlreichen Klettermetern im benachbarten Elbsandsteingebirge haben die langersehnten Sommerferien endlich begonnen. Körper und Geist sind bereit und lechzen nach Zerstreuung.
Umso glücklicher bin ich, als es endlich losgeht. Kurzfristig bekommen wir für den Trip nach Slowenien von Resis Eltern den 17 Jahre alten Opel Zafira, der mit einer schönen Liegefläche ausgestattet ist, sodass wir drinnen schlafen können und nicht auf Zeltplätze oder Hotels angewiesen sind. Da das Auto über Jahre als die alles mitmachende Familienkutsche dienen musste, hat es mittlerweile auch schon die eine oder andere Macke. Mit dem hohen Ölverbrauch, dem defekten Radio und der nicht vorhandenen Klimaanlage können wir leben, auch mit der Geschwindigkeitsbegrenzung auf max. 110 Km/h arrangieren wir uns schon, doch die vielen blinkenden Warnleuchten machen ein wenig stutzig. „Die Leuchten könnt ihr ignorieren, das passt alles. Aber ihr müsst die Motorkühlung im Stau immer manuell einschalten und das Licht hat einen Wackelkontakt. Der Rest sollte laufen.“ Mit diesen letzten Infos schickt uns Resis Papa auf die Strecke. Kurz vor Abfahrt drückt er uns noch den Fahrzeugbrief in die Hände: „Sollte das Auto liegen bleiben -– verkauft es!“ Mit einem mulmigen Gefühl rollen wir los. Über 2000 Kilometer liegen vor uns. Doch der Ruf der Freiheit ist größer. Wird schon irgendwie schief gehen…
Unser erster Zwischenstopp ist Gmunden am Traunsee. Eigentlich wollten wir viel früher ankommen, doch der Sparfuchs in mir bremste uns aus. So nahmen wir zunächst die Landstraße in Tschechien, um 100km Strecke auf der deutlich schnelleren deutschen Autobahn zu sparen, später dann das österreichische Pendant, um die Maut nicht bezahlen zu müssen. Hinzu kamen staubedingte Verzögerungen und so betreten wir erst gegen 18.30Uhr den Naturfreundesteig, der uns Richtung Traunsteingipfel führen soll. Zwei Frauen mittleren Alters kommen uns am Einstieg entgegen und fragen fürsorglich, ob wir wüssten, was wir uns da zu so später Stunde vorgenommen hätten. Genervt antworte ich nur mit einem schlichten „Ja, natürlich“ und laufe weiter. Hm, das hätte man auch freundlicher machen können. Die innere Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation ist nicht zu leugnen. Nach der langen Autofahrt und bei noch immer knapp 30° Lufttemperatur fehlt uns zu Beginn zudem noch der Rhythmus. Die Zeit sitzt uns im Nacken, der Schweiß fließt. Erst nach und nach finden wir unser Tempo und kommen zügiger voran. Den anfangs beinah zwanghaften Blick auf die Uhr lasse ich irgendwann sein. Das Ziel, zum Sonnenuntergang auf dem Gipfel zu stehen, werden wir ohnehin nicht mehr erreichen können. Warum sich überhaupt schon am ersten Urlaubstag stressen? Habe ich mich wochenlang auf diesen Moment gefreut, um ihn mir dann aufgrund falscher Ziele selbst kaputt zu machen? Ganz sicher nicht! Mit dieser neuen Denkweise löst sich der Zeitdruck urplötzlich auf, ich drossele zu Resis Freude das Tempo und beginne, die Landschaft um mich herum so richtig zu genießen.
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Den fabelhaften Sonnenuntergang erleben wir ein paar Meter unterhalb des Naturfreundehauses. Feuerrot erstrahlt der ganze Himmel. Wir lassen die Minuten verstreichen und staunen. Welch ein Schauspiel!
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Wenig später kriechen wir ein paar Hundert Meter hinter der Hütte in unsere Schlafsäcke -– die erste Nacht unter freiem Himmel seit Wochen. Wir sind erschöpft und doch überglücklich.
Am nächsten Morgen lässt der Sonnenaufgang lang auf sich warten. Für ein schnelles Foto stehe ich auf, verkrieche mich dann aber schnell wieder im warmen Schlafsack.
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Wir schlafen aus, lassen die nassen Schlafsäcke noch trocknen und frühstücken ganz in Ruhe.
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Anschließend folgen der Gipfelbesuch und der lange aber schöne Abstieg über den Mairalmsteig. Zurück am Auto brennt die Sonne bereits unermüdlich auf uns hernieder, sodass wir kurzerhand kopfüber in den eiskalten Traunsee eintauchen. Die Weiterfahrt nach Ljubljana verschieben wir auf die Abendstunden und verbringen stattdessen einen ausgiebigen Badetag am See. Was für ein Start in den Urlaub. So kanns weitergehen!
Nach knapp zwei Tagen Stadtflair zieht es uns zurück in die ruhigen Berge. Es ist früher Abend, als wir das letzte Örtchen Mojstrana hinter uns lassen und sich unser treues Gefährt mühsam die 14km lange Waldstraße bei bis zu 20% Steigung zur Nordseite des Triglavs hinauf quält. Bald darauf erreichen wir den großen Parkplatz am Ende der Schotterpiste. Wie ausgestorben liegt er vor uns. Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen am Waldrand und genießen die Einsamkeit, die am Triglav ja doch eher rar ist.
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Am nächsten Morgen herrscht dann verkehrte Welt. Es ist nicht einmal 10Uhr und schon reiht sich Auto an Auto. Alles was laufen kann, strömt dem Landeshöchsten zu. Kein Wunder –- es ist Samstag. Schnell machen wir uns aus dem Staub. Den Triglav lassen wir im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal links liegen und wenden uns seiner Nachbarin, der Škrlatica zu. Im Schatten des Königs der Julischen Alpen fristet seine Gattin mehr oder weniger ein Schattendasein, wenngleich sie sich mit ihren 2740m eigentlich keinesfalls verstecken müsste. Der Weg hinauf ist lang, aber abwechslungsreich. Vor allem der untere Teil ist dicht bewachsen und bietet einen netten Sonnenschutz. Überall sprießen Gräser, Sträucher und Bäume, alles summt emsig vor sich hin…wir kommen uns fast wie im Urwald vor.
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So richtig abgeschieden ist es aber auch auf dieser Seite nicht. Wir hatten geplant, die 1800hm entspannt auf zwei Tage aufzuteilen und heute Nacht im Biwak IV. zu schlafen. Doch schon bald machen sich ernste Zweifel breit, ob wir wirklich die einzigen mit dieser Idee sind. Als wir zwei absteigenden Österreichern begegnen, die kritisch die Köpfe schütteln und uns vom Getümmel um die Biwakschachtel berichten, entscheiden wir uns spontan zur Planänderung. Im Nu lasse ich meinen dicken Rucksack fallen und sprinte die mühsam gemachten 500hm wieder bergab ins Tal. Eine Stunde später bin ich zurück -– nun mit Isomatten und Schlafsäcken im Gepäck und schultere dazu erneut das restliche Gewicht. Am Biwak treffe ich auf Resi, die bereits vorausgegangen ist. „So…damit wäre die Frage nach der Unterkunft auch geklärt“, meine ich lachend zu ihr. Resi grinst nur zurück: „Du sorgst schon immer dafür, dass du auf deine Höhenmeter kommst, nicht wahr?“
Eine halbe Stunde später erklären wir unser Tagesziel für erreicht. Auf einem kleinen Grasbuckel schlagen wir unser Quartier auf –- die facettenreiche Flora, der eindrückliche Triglavblick und das mitgebrachte Rommé-Spiel lassen die Stunden im Nu verstreichen.
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Und auch das morgige Tagesziel zeigt sich von seiner schönsten Seite. In der untergehenden Sonne buhlt er mit dem Triglav um unsere Aufmerksamkeit.
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