Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

[tauernfuchs]

Pta. Kennedy, 3283 m über Ostgrat, IV+, meist II-III zu Oggionni-Biwak, 14.8.2012
Monte Disgrazia, 3678 m über
NNO-Grat, „Hängendes Seil“, III, III+, Eis 50°
15.8.2012

Zunehmend stabileres Wetter ist in Aussicht, gewitterfrei für ein paar Tage, da heißt es zuschlagen bei den großen Touren…
Wir starten im Val Malenco/Chiareggio (Nähe Sondrio). Von unserem Autobiwak aus bummeln wir im ersten Morgengrauen los, vorbei an der noch fest verschlossenen Hütte, wo wir eigentlich einen Frühstückskaffee zu uns nehmen wollten.
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Doch dort schläft noch alles und wir müssen uns mit der herrlichen Morgenstimmung trösten
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und wandern weiter taleinwärts.
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Endlich erreichen wir den Ventinagletscher
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an dem die Ausaperung ebenfalls schon Spuren hinterlassen hat. Weiter oben drohen zwar noch gewaltige Gletscherbrüche, wir hingegen brauchen uns auf den bereits aperen Gletscherzonen nicht einmal anzuseilen. Etwa in Bildmitte sehen wir zum ersten Mal die
Pta. Kennedy, unser heutiges Tagesziel, während sich links allmählich der Disgrazia seiner Wolken enthüllt.
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Ante portas…
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Hier packen wir nun die Steigeisen aus
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und nach langem Zustieg können wir endlich beim Bivacco Taveggia Mittagsrast halten.
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Hier liegt auch gleich der Einstieg zu unserer heutigen Klettertour, dem Ostgrat der
Pta. Kennedy. Sofort werden wir von toller Felsqualität überrascht und klettern zunächst einmal seilfrei los
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Zwischendurch bewältigen wir recht eindrucksvolle Passagen
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[tauernfuchs]

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An dieser hellen Platte (Serpentinit) packen wir dann endlich doch auch das Seil aus (IV+).
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Der Stand am Ende dieses Dachgiebels ist eine echte Überraschung
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aber auch der senkrechte Aufschwung über mir will noch direkt erstiegen werden. Dank des phantastisch gegliederten Fels gelingt das problemlos (IV)
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An diesem Plattenrücken können wir das Seil bereits wieder einpacken
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und unsere Blicke in die bizarre Gletscherwelt richten.
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Schon nahe des Gipfels ein Blick über den Grat hinunter
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und vom Gipfel aus zu unserem heutigen Biwak (Oggionni), welches das suchende Auge etwa in Bildmitte erblickt
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Das Firngratende dieses Gratgipfels markiert bereits den Beginn unserer morgigen Tour. Über den rechten Eishang werden wir diesen Punkt erreichen.
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Doch nun steigen wir über den Grat links der Pta. Kennedy (Blick zurück) ab
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[tauernfuchs]

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und erreichen bald unsere gemütliche Biwakschachtel
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Hier können wir endlich rasten und unsere Blicke in die bizarre Umgebung schweifen lassen
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Hoch über uns bewundern wir unser morgiges Ziel, den Monte Disgrazia mit seinem direkt zu uns hin reichenden Grat, dem sogenannten „Hängenden Seil“
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Der Hängegletscher der Nordwand hat auch schon bessere Zeiten gesehen und der linke obere Rand (kleines Sonnenfleckerl) ist der spärliche Rest den die Ausaperung noch vom einstigen „Hängenden Seil“ übrig gelassen hat. Von unserem Aussichtsplatz bewundern wir nun die malerischen Wolkenspiele und Abenstimmungen.
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[tauernfuchs]

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15.8.2912
Recht früh am Morgen heißt´s raus aus den Federn
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und mit der Morgentoilette beginnen – im Banne des Disgrazia -
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ein traumhafter Morgen
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Bald lassen wir die Biwakschachtel zurück
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und steigen zunächst über einen Eishang und Firngrat zum ersten Gratpunkt auf
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worauf bald darauf schon die schöne Kletterei beginnt
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Immer wieder überwinden wir ausgesetzte Zacken, Querungen, kurze Wandpassagen, stets umgeben von einer bizarren Bergwelt. Hier ein Blick zur Pta. Kennedy, unserem gestrigen Gipfel.
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Ordentlich lang zieht sich unser Grat dahin zum umwölkten Gipfel des Monte Disgrazia
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Wir sichern nur ein einziges Mal – und das nicht wissend, dass wir über die schwerste Stelle schon drüber sind. So kommen wir natürlich rasch voran. Zwischendurch findet sich auch öfters leichteres Gelände
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wo wir uns umso mehr der Aussicht widmen können
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[tauernfuchs]

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und endlich gelangen wir zu der Stelle, wo der größere Teil des berühmten „Hängenden Seils“ (ein prächtiger Firngrat) einmal gewesen sein muss…
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Reste davon lagern noch rechts und wir können gemütlich daran vorbeispazieren. Ein wenig schade ist´s schon, aber immerhin, wenigstens der steilere Teil des Firngrates weiter oben ist noch übrig. Noch kurz die Verhältnisse studieren
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dann geht’s los
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Zunächst einfach nur schön, herrlicher Trittfirn
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dann steilt sich das Ding auf
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und erfordert mehr Konzentration
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Zuletzt etwas heikler der Übertritt zu den Felsen. Der Pickel sollte hier gut sitzen…
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Danach zieht der Grat als steile Kante empor, aber der noch immer solide Fels vermittelt ein sicheres Gefühl
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Schon fast am Gipfel werfen wir einen Blick zurück
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und sind dann endlich oben
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[tauernfuchs]

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Aussicht wird diesmal zwar nur gelegentlich angeboten aber wir dürfen uns immerhin ohne jegliche Gewitterbedrohung unserer vollbrachten Taten erfreuen. Während unserer Gipfelrast
beobachten wir absteigende Bergsteiger am NW-Grat. Sie bewältigen gerade die Schlüsselstelle
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Auch wir folgen ihnen bald nach und entdecken erst rückblickend, dass diese Schlüsselstelle (Das „Bronzepferd“, kurz III) bereits hinter uns liegt
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Kurz danach werfen wir noch einen Seitenblick auf das „Hängende Seil“, unseren Aufstiegsweg
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Ohne wesentliche Probleme steigen wir den weiteren Grat ab, erst das letzte Stück zum Gletscher Preda Rossa ist etwas heikel.
Wir wollen nun nicht zum Rifigio Ponti sondern suchen uns einen Abstieg über die W-Flanke Richtung Bivacco Kima, kein einfaches Unterfangen bei dem Nebel. Offenbar haben uns auch diese Steinböcke erst im letzten Moment entdeckt, sie sind aber gar nicht scheu.
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Der weitere Abstieg über den nur noch rudimentär vorhandenen Gletscher ist eine einzige Schotterkatastrophe! Riesige lose Blöcke, lästige Eispassagen, die immer wieder umgangen werden müssen, Gletscherschliffkletterei, brrrr…
Als sich die Wolkendecke kurz lichtet suche ich mit dem Fernglas das Biwak – und entdecke es mit freiem Auge – in unmittelbarer Nähe.
Bald sind wir dort und staunen, wie phantastisch es ausgestattet ist!
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Hier lässt es sich alleine schon wegen der unermesslichen Spagettivorräte gut aushalten
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und hier verbringen wir den restlichen Abend mit herrlichen Wolkenspielen
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und prächtiger Abendstimmung
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und lassen eine großartige Tour ausklingen.

LG

[salzkammergut]

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Hallo Tauernfuchs,

gratuliere zu der schönen Tour. Die Kombination mit Punta Kennedy und Corda Molla steht auch schon lange auf meiner Wunschliste. Vom Gipfel soll es ja auch eine Abseilpiste nach Osten auf den Ventinagletscher geben. Konntet Ihr da was sehen?

Grüße
salzkammergut

[lama]

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Waaahnsinn - a Traum

Gewaltige Eindrücke, die so schön sind, dass es fast weh tut. Gratuliere euch herzlich!

lG
Martin

[brothers]

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Wow!
Eine grandiose Tour und wahnsinnig schöne Aufnahmen!
Merci für den tollen Bericht!

[peakbagger]

AW: Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

Ein toller Bericht von einer tollen Tour - die leider jenseits meiner Möglichkeiten liegt...
LG
Klaas

[placeboi]

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Der Bericht hat mir äußerst gut gefallen. Tolle Landschaft und toller Fels!

[paulchen]

AW: Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

Super Bericht. Eine Tour ganz nach meinem Geschmack! Das Gebiet möchte ich auch schon lange mal besuchen

[PuschtraBui]

AW: Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

Ein grandioses Abenteuer inmitten einer gewaltigen Urlandschaft liegt hinter euch

[vdniels]

AW: Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

was soll man schon gross zu so einer tour + herrlichem bericht noch sagen ausser herzlich zu gratulieren?
ich beneide dich schon etwas dafür, da mein urlaub dieses jahr gerademal eine bergtour zulies und ich auch sonst kein wetterglück hatte. und jetzt ist fürs kommende wochenende gutes wetter vorhergesagt und ich muss trotz urlaub weit weg von den bergen durcharbeiten.
aber wenigstens werde ich von solchen bildern etwas zehren können.

lg, niels

[PLP]

AW: Mt. Disgrazia, 3678 m; Pta. Kennedy, 3283 m, Überschreitung, Bergell

Erstklassige Tour & Bericht! Wow! Der Disgrazia steht auch noch auf meiner Wunschliste...Danke Tauernfuchs! Reiner