Anmerkung:
Auch wenn durch Ecki gestern erst ein (sehr schöner) Bericht zur Königspitze geschrieben wurde, so möchte ich meinen als Ergänzung aus einem anderen Blickwinkel gern daneben einschieben. Er war zum Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung schon weitestgehend fertig und vielleicht interessiert den einen oder anderen ja doch auch die Alternative zur Besteigung als Skitour.
Die Königspitze, im Italienischen auch Gran Zebrù genannt, gehört zu den Bergen, die mich schon faszinierten, bevor ich sie überhaupt zu Gesicht bekam. Letztes Jahr im Frühjahr durfte ich sie dann zum ersten Mal in Natura etwas unterhalb des Monte Pasquale (3553m) erblicken und seitdem ließ sie mich nicht mehr los. Zu jenem Zeitpunkt ließen weder die eigene Erfahrung noch die Lawinenlage eine Besteigung zu, doch kaum 13 Monate war der richtige Moment gekommen. In der Zwischenzeit hatte ich in steileren Firnflanken, in Nordwänden sowie beim Eisklettern das nötige Etwas für diese Tour gesammelt.
Am Mittwoch, einen Tag vor Himmelfahrt, ging es von Erfurt aus los. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gefühle durchaus gemischt. Bis Montag hatte es in der Ortler-Region an die 80cm Neuschnee gegeben, trotz der angekündigten Sonnentage war daher auch noch keineswegs sicher, ob die aktuelle Lawinenlane einen Aufstieg zulassen würde.
Die erste Nacht verbrachten meine beiden Mitstreiter und ich im Zelt auf dem Julierpass- ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden zwei Tage. Zum Herrentag ging es dann das letzte Stück weiter nach Santa Catarina Valfurva, wo wir uns mit ausreichend Essen eindeckten und alles Nötige für 2-3 Tage im Schnee in unseren Rucksäcken verstauten. Anschließend ging es noch am späten Nachmittag hinauf Richtung Rifugio Pizzini. Nach der Hälfte der Strecke mussten wir die Schneeschuhe anschnallen, welche von da an unser treuer Begleiter wurden. Auf der Hütte erhielten wir die Info, dass die Bedingungen am Berg bereits durchaus gut seien, mit jedem Tag besser werden würden und das sonnige Wetter vermutlich bis Samstag anhielte. Freudig stapften wir noch einige hundert Meter weiter und stellten auf ca. 2750m unser Zelt auf, mit ausgezeichnetem Blick auf die Königspitze, auch wenn sich der Gipfel bis zum Abend noch in den Wolken verstecken sollte.
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Pünktlich zum Sonnenuntergang klarte der Himmel auf und es zeigte sich ein eindrückliches Farbenspiel, das uns trotz der einsetzenden Kälte noch ein wenig länger draußen hielt.
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Noch am Abend besprachen wir die Lage und das weitere Vorgehen. Nach langer Diskussion wurde ein Plan erstellt, der beinhaltete, dass wir nicht schon am Freitag, sondern doch erst am Samstag den Gipfel angehen würden. Den nächsten Tag wollten wir noch zur Akklimatisierung nutzen, die wir drei Flachländer durchaus nötig hatten. Das Risiko, dass das Wetter womöglich doch schon früher schlechter würde, gingen wir dabei bewusst ein, auch wenn dabei ein flaues Gefühl im Magen zurückblieb.
Am nächsten Morgen schliefen wir aus und wurden zum Aufstehen weit nach Tagesanbruch von der warmen Sonne und dem blauem Himmel freundlich begrüßt:
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Beim Frühstück erspähten wir beim genauen Blick in der Südostwand einige Seilschaften, die sich noch im Aufstieg befanden. Auf der anderen Seite zeigte sich die nicht minder beeindruckende Nordwestwand des Monte Pasquale (die gleichfalls begangen wurde) sowie die Zufallspitze und der Cevedale.
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Dabei ließ uns das perfekte Wetter immer wieder zweifeln, ob wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, indem wir einen Tag länger warteten. Aber es nutzte ja nichts – jetzt war es so oder so zu spät. Zur Mittagszeit begannen wir den Aufstieg zu unserem „Camp2“, welches auf der Vedretta del Gran Zebru (ca. 3200m) liegen sollte. Aus den „nur“ 500hm wurden 2h mühsamen Spurens im durchfeuchteten sulzigen Schnee, wobei die Sonne unnachgiebig auf uns niederschien. Ohne unsere Schneeschuhe wären wir mit unserem doch recht großen Gepäck an dieser Stelle sicher schon gescheitert.
Als wir um 14Uhr unser Tagesziel erreichten, zog sich der Himmel bereits wieder zu. Den Rest des Tages vertrieben wir uns mit dem Herrichten unseres Zeltplatzes, mit Schneeschmelzen, Kochen sowie dem Erinnern an vergangene Touren, was irgendwie nie langweilig wird.
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Mit dem Einbruch der Dunkelheit kam auch für uns die Nachtruhe. Für mich war es gleichzeitig die höchst gelegene Zeltnacht innerhalb der Alpen. Sie sollte kalt werden – nach nicht einmal einer Stunde hatte sich eine dünne Schicht Reif an der Innenwand gebildet. Doch es war letztendlich weniger die Kälte, die mich unruhig schlafen ließ, als die Aufregung im Angesicht der anstehenden Gipfeletappe.
Als um 4.10Uhr der Wecker klingelte und wir wenig später ins Freie traten, war es wie erhofft sternenklar. Diese Extramotivation half uns, trotz der widrigen Temperaturen und des knietiefen Spurens vergleichsweise schnell voranzukommen. Nach der Hälfte der Rinne zum Königsjoch stießen wir auf die Spuren der Aspiranten des Vortags, was uns den Aufstieg merklich erleichterte. Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir den Beginn der Südostwand.
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Wir suchten den Gran-Zebru-Gletscher nach anderen Seilschaften ab, doch schnell wurde klar, dass wir den Gipfel ganz für uns allein haben würden. Erst weit entfernt, kurz hinter der Pizzinihütte, zeigten sich die ersten schwarzen Punkte. Der weitere Aufstieg ging problemlos und schnell vonstatten, auch wenn ab hier die Teleskopstöcke den beiden Eisgeräten weichen mussten.
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Auch wenn durch Ecki gestern erst ein (sehr schöner) Bericht zur Königspitze geschrieben wurde, so möchte ich meinen als Ergänzung aus einem anderen Blickwinkel gern daneben einschieben. Er war zum Zeitpunkt der ersten Veröffentlichung schon weitestgehend fertig und vielleicht interessiert den einen oder anderen ja doch auch die Alternative zur Besteigung als Skitour.
Die Königspitze, im Italienischen auch Gran Zebrù genannt, gehört zu den Bergen, die mich schon faszinierten, bevor ich sie überhaupt zu Gesicht bekam. Letztes Jahr im Frühjahr durfte ich sie dann zum ersten Mal in Natura etwas unterhalb des Monte Pasquale (3553m) erblicken und seitdem ließ sie mich nicht mehr los. Zu jenem Zeitpunkt ließen weder die eigene Erfahrung noch die Lawinenlage eine Besteigung zu, doch kaum 13 Monate war der richtige Moment gekommen. In der Zwischenzeit hatte ich in steileren Firnflanken, in Nordwänden sowie beim Eisklettern das nötige Etwas für diese Tour gesammelt.
Am Mittwoch, einen Tag vor Himmelfahrt, ging es von Erfurt aus los. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gefühle durchaus gemischt. Bis Montag hatte es in der Ortler-Region an die 80cm Neuschnee gegeben, trotz der angekündigten Sonnentage war daher auch noch keineswegs sicher, ob die aktuelle Lawinenlane einen Aufstieg zulassen würde.
Die erste Nacht verbrachten meine beiden Mitstreiter und ich im Zelt auf dem Julierpass- ein kleiner Vorgeschmack auf die kommenden zwei Tage. Zum Herrentag ging es dann das letzte Stück weiter nach Santa Catarina Valfurva, wo wir uns mit ausreichend Essen eindeckten und alles Nötige für 2-3 Tage im Schnee in unseren Rucksäcken verstauten. Anschließend ging es noch am späten Nachmittag hinauf Richtung Rifugio Pizzini. Nach der Hälfte der Strecke mussten wir die Schneeschuhe anschnallen, welche von da an unser treuer Begleiter wurden. Auf der Hütte erhielten wir die Info, dass die Bedingungen am Berg bereits durchaus gut seien, mit jedem Tag besser werden würden und das sonnige Wetter vermutlich bis Samstag anhielte. Freudig stapften wir noch einige hundert Meter weiter und stellten auf ca. 2750m unser Zelt auf, mit ausgezeichnetem Blick auf die Königspitze, auch wenn sich der Gipfel bis zum Abend noch in den Wolken verstecken sollte.
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Pünktlich zum Sonnenuntergang klarte der Himmel auf und es zeigte sich ein eindrückliches Farbenspiel, das uns trotz der einsetzenden Kälte noch ein wenig länger draußen hielt.
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Noch am Abend besprachen wir die Lage und das weitere Vorgehen. Nach langer Diskussion wurde ein Plan erstellt, der beinhaltete, dass wir nicht schon am Freitag, sondern doch erst am Samstag den Gipfel angehen würden. Den nächsten Tag wollten wir noch zur Akklimatisierung nutzen, die wir drei Flachländer durchaus nötig hatten. Das Risiko, dass das Wetter womöglich doch schon früher schlechter würde, gingen wir dabei bewusst ein, auch wenn dabei ein flaues Gefühl im Magen zurückblieb.
Am nächsten Morgen schliefen wir aus und wurden zum Aufstehen weit nach Tagesanbruch von der warmen Sonne und dem blauem Himmel freundlich begrüßt:
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Beim Frühstück erspähten wir beim genauen Blick in der Südostwand einige Seilschaften, die sich noch im Aufstieg befanden. Auf der anderen Seite zeigte sich die nicht minder beeindruckende Nordwestwand des Monte Pasquale (die gleichfalls begangen wurde) sowie die Zufallspitze und der Cevedale.
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Dabei ließ uns das perfekte Wetter immer wieder zweifeln, ob wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, indem wir einen Tag länger warteten. Aber es nutzte ja nichts – jetzt war es so oder so zu spät. Zur Mittagszeit begannen wir den Aufstieg zu unserem „Camp2“, welches auf der Vedretta del Gran Zebru (ca. 3200m) liegen sollte. Aus den „nur“ 500hm wurden 2h mühsamen Spurens im durchfeuchteten sulzigen Schnee, wobei die Sonne unnachgiebig auf uns niederschien. Ohne unsere Schneeschuhe wären wir mit unserem doch recht großen Gepäck an dieser Stelle sicher schon gescheitert.
Als wir um 14Uhr unser Tagesziel erreichten, zog sich der Himmel bereits wieder zu. Den Rest des Tages vertrieben wir uns mit dem Herrichten unseres Zeltplatzes, mit Schneeschmelzen, Kochen sowie dem Erinnern an vergangene Touren, was irgendwie nie langweilig wird.
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Mit dem Einbruch der Dunkelheit kam auch für uns die Nachtruhe. Für mich war es gleichzeitig die höchst gelegene Zeltnacht innerhalb der Alpen. Sie sollte kalt werden – nach nicht einmal einer Stunde hatte sich eine dünne Schicht Reif an der Innenwand gebildet. Doch es war letztendlich weniger die Kälte, die mich unruhig schlafen ließ, als die Aufregung im Angesicht der anstehenden Gipfeletappe.
Als um 4.10Uhr der Wecker klingelte und wir wenig später ins Freie traten, war es wie erhofft sternenklar. Diese Extramotivation half uns, trotz der widrigen Temperaturen und des knietiefen Spurens vergleichsweise schnell voranzukommen. Nach der Hälfte der Rinne zum Königsjoch stießen wir auf die Spuren der Aspiranten des Vortags, was uns den Aufstieg merklich erleichterte. Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir den Beginn der Südostwand.
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Wir suchten den Gran-Zebru-Gletscher nach anderen Seilschaften ab, doch schnell wurde klar, dass wir den Gipfel ganz für uns allein haben würden. Erst weit entfernt, kurz hinter der Pizzinihütte, zeigten sich die ersten schwarzen Punkte. Der weitere Aufstieg ging problemlos und schnell vonstatten, auch wenn ab hier die Teleskopstöcke den beiden Eisgeräten weichen mussten.
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