Ankündigung

Einklappen
Mehr anzeigen
Weniger anzeigen

Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

    Hallo zusammen,

    wir waren gerade ein paar Tage in der Gegend um Zinal und ich möchte eine Tour vorstellen, die mir besonders gut gefallen hat. Der Besso steht zwar ein wenig im Schatten seiner bekannten Nachbarn Zinalrothorn, Obergabelhorn, Dent Blanche usw., ist aber einen Besuch allemal wert. Der Besso sieht schon von Zinal aus recht beeindruckend aus:

    01_Besso vom Tal_800x600.jpg

    Wir waren am Sonntag, den 05.07 dort und haben ihn über seinen Südwestgrat bestiegen. Dabei handelt es sich um einen wunderschönen Grat im bombenfesten Gneis mit großen Bierhenkeln, der dabei stellenweise sehr luftig ist und Kletterpassagen bis maximal 3+ aufweist, der große Teil befindet sich im 2. und 3. Schwierigkeitsgrat. Also luftige Genußkletterei in großartiger Kulisse:

    02_Obergabelhorn_800x600.jpg

    Von der Mountet Hütte geht man etwa 20 - 30 Minuten auf dem Wanderweg Richtung Zinal und quert dann rechts am untersten Ausläufer des Grates bis zum Einstieg, der sich am höchsten Punkt des Schneefeldes links der Gipfelfalllinie befindet. Dort geht es ein einfaches Couloir schräg links hoch (Markierung roter Pfeil), Steigeisen sind für das morgens ziemlich hart gefrorene Schneefeld sehr sinnvoll:

    03_Einstieg_800x600.jpg

    Nun befindet man sich in der Südflanke, die aber ziemlich brüchig ist.

    04_Blick nach oben_800x600.jpg

    Die Kulisse ist großartig.

    05_Dent Blanche_800x600.jpg

    Sobald es geht, quert man nun nach links, bis man auf den Grat stößt. Das Seil haben wir erst mal im Rucksack gelassen, die Kletterei bewegt sich im bombenfesten, gut griffigen und henkligen Gneis im 2. und 3. Grad:

    06_Bierhenkel_800x600.jpg

    07_Klettern_800x600.jpg

    08_Klettern_800x600.jpg

    Irgendwo im mittleren Teil gibt es einen Gratturm mit einer 3+ Rißplatte, dort haben wir das Seil dann ausgepackt, ein paar Schlingen und evtl. 1-2 mittlere Friends genügen zum Absichern am laufenden Seil. Insgesamt sind in der Tour etwa 3 - 4 Bohrhaken vorhanden.

    Beeindruckend an der Tour ist der schöne Tiefblick, es geht ständig irgendwo steil runter. Die Wegfindung ist einfach, man bleibt ständig am Grat.

    09_luftig_800x600.jpg

    Die Stelle kurz vor dem letzten Aufschwung kam mir etwas schwerer als ein 3er vor, aber vielleicht bin ich auch einfach etwas zu weit links geklettert. Am Schluss wird's wieder einfacher, den letzten Aufschwung (direkt geklettert 4+) kann man gut rechts umgehen. Davor geht's noch ein bisschen über plattiges Gelände (bei Nässe heikel).

    10_Platten_800x600.jpg

    Wir fühlen uns ein bisschen unwohl, denn die Wettervorhersage ist nicht die beste und von Zinal kommt so langsam eine Wolkenfront näher.

    11_Wetter_800x600.jpg

    Nun ist aber auch das letzte Hindernis geschafft und wir stehen auf dem Gipfel. Wir haben so in etwa die im Führer angegebenen 4,5 Stunden eingehalten.

    12_Gipfel_800x600.jpg

    Nun aber nichts wie runter. Eigentlich wollten wir über den Verbindungsgrat zum Blanc de Moming (II, 2 Std.) rüber und dann von dort absteigen, aber wir haben ein bisschen Angst vor einem möglichen Gewitter und entscheiden uns für die eher unangenehme und etwas brüchige Südflanke.

    Gleich vom Gipfel runter muss man auf der Ostseite erst mal schottriges 1er und 2er Gelände abklettern.

    13_schottriger Abstieg_800x600.jpg

    Bei einem Steinmann quert man dann in die Südflanke. Hier hat man noch mal einen guten Blick auf den Südwestgrat:

    14_Grat_800x600.jpg

    Wir finden den nun folgenden Abstieg von der Wegfindung gar nicht mal ohne, alles ist ziemlich unübersichtlich und schottrig. Auch wird das Wetter schlecht, das Gestein schmierig und uns passiert der ein oder andere Verhauer.

    15_schlechte Sicht_800x600.jpg

    Unten ist es wichtig, sich das Einstiegscoloir genau einzuprägen, wir haben es fertig gebracht, uns auch dort noch einmal zu versteigen und kamen dann viel zu weit links raus. Irgendwie haben wir es tatsächlich fertig gebracht, für den Rückweg zur Hütte länger zu brauchen als für den Aufstieg.

    Ich kann auf jeden Fall nur empfehlen, den Verbindungsgrat zum Blanc de Moming zu machen und von dort zur Hütte abzusteigen, das ist sicher schöner und wird auch im Führer ausdrücklich empfohlen. Bei Gewittergefahr ist es aber schon richtig, durch die Südflanke abzusteigen.

    Das war's fürs erste, ich kann die Tour nur allen, die in der Gegend sind empfehlen. Der Besso ist zwar nicht so bekannt wie das Zinalrothorn oder das Obergabelhorn, dafür war bei uns aber auch kein anderer unterwegs (sonntags!).

    Viele Grüße
    JayP

  • #2
    AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen


    Echt lässige Tour! Bei dem Wetter muß man halt echt schnell sein, schön, daß sich´s ausgegangen ist!
    Ich kenn den Besso und das Obergabelhorn war mein erster Viertausender -schöne Erinnerung! Wunderschön die Szene rund um die Mountethütte.
    Danke für deinen Bericht!
    LG

    Kommentar


    • #3
      AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

      Super Tour und ebensolcher Bericht

      Kommentar


      • #4
        AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

        ja, die Tour schaut wirklich echt lässig aus Werd ich mal auf die Liste setzen
        Danke für den Bericht!!!

        mfg, RADES
        Mountainbikeregion Granitland

        Kommentar


        • #5
          AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

          keine Allerweltstour und gerade deshalb ein schöner und informativer Tourenbericht.
          Gruß, Mathias

          Kommentar


          • #6
            AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

            Zitat von Joa
            Super Tour und ebensolcher Bericht
            das finde ich auch => gratuliere euch!

            lG
            Martin
            Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

            Kommentar


            • #7
              AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

              Danke für den Bericht. Gerade von nicht so beliebten Bergen zu lesen ist am interessantesten.

              Obwohl der Besso deutlich niedriger ist als seine Nachbarn, verstecken braucht er sich nicht.

              b.jpg
              "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

              https://www.instagram.com/grandcapucin38/

              Kommentar


              • #8
                AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

                Was habt ihr noch gemacht? Wird es davon auch noch Berichte geben?
                "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                https://www.instagram.com/grandcapucin38/

                Kommentar


                • #9
                  AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

                  Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
                  Was habt ihr noch gemacht? Wird es davon auch noch Berichte geben?
                  So wirklich viel erwähnenswertes haben wir leider nicht gemacht, da das Wetter nicht wollte. Eigentlich wollten wir am Tag nach dem Besso auf das Zinalrothorn, jedoch wurde da nichts draus, da es die ganze Nacht geregnet bzw. geschneit hat und erst morgens gegen 8.00 aufgehört hat.

                  Wir sind dann in einer Regenlücke auf dem Blanc de Moming gegangen. Das ist der Hausberg der Mountet-Hütte (3661m). Man läuft von der Hütte aus einen mit Steinmännern gut markierten Weg Richtung Zinalrothorn und quert dann nach dem Mammouth links über ein Schneefeld.

                  01_Blick von unten zum Vorgipfel_800x600.jpg

                  Von dort zuerst über ein paar Rinnen und Bänder und dann über ein weiteres Schneefeld und etwas kombiniertes Gelände (max. II) unschwierig zum Grat hoch.

                  02_verschneite Felsen_800x600.jpg

                  Dem Grat folgen, vom Vorgipfel geht ein fast flacher Firngrat dann zum Hauptgipfel.

                  03_flacher Gipfelgrat_800x600.jpg

                  Zeitaufwand etwa 2 - 3 Stunden, also genau das richtige für einen Schlechtwettertag. Da wir keine Lust hatten, über die verschneiten und schmierigen Felsen wieder abzuklettern, sind wir einfach auf der anderen Seite über den Verbindungsgrat zum Zinalrothorn abgestiegen. Man muss dazusagen, dass uns die Entscheidung relativ leicht gemacht wurde, da vor uns ein Bergführer mit Kundschaft eine herrliche Spur auf dem Grat angelegt hat. Man sieht auch, dass das Zinalrothorn von der Nacht noch relativ weiß ist. Der Hüttenwirt meinte auch, dass in den letzten Tage keiner oben gewesen wäre, so spätestens ab der Sphynx wäre das ganze richtig heikel...

                  05_Zinalrothorn_800x600.jpg

                  Der Grat macht aber echt Laune und ist dank der Spur ein gemütlicher Nachmittagsspaziergang

                  06_Grat mit Abstiegsspur über Gletscher_800x600.jpg

                  07_Grat_800x600.jpg

                  Eigentlich haben wir weder Gurt noch Seil dabei, aber im Foto oben erkennt man, dass auf dem kompletten Gletscher keine Spalte zu erkennen ist. Da kann man schon mal eine Ausnahme machen.

                  Die Obergabelhorn Nordostwand schaut von den Verhältnissen aus eigentlich auch ganz gut aus, soweit man das von hier beurteilen kann:

                  08_Obergabelhorn Nordwand_800x600.jpg

                  Unschwierig geht es den Gletscher zurück zur Hütte und von dort gleich weiter Richtung Zinal. Ganz unten schaut irgendwas kurz zwischen den Wolken raus, kann das das Weißhorn sein??

                  09_Gipfel zwischen Wolken_800x600.jpg

                  Auf der Mountethütte haben wir 3 nette Leute kennengelernt, die in Zinal eine Ferienwohnung haben. Die wollen wir jetzt kurz besuchen, um die Wettervorhersage anzuschauen und danach zum Moiry Stausee rüberfahren, um dort zu schlafen und am nächsten Morgen zeitig zum Grand Cornier aufzubrechen. Das ganze endet aber damit, dass wir zum Essen eingeladen werden , gemütlich duschen können und dann auch noch jeder ein Bett bekommen ... Super, dass es so gastfreundliche Leute gibt - so wird der Alpenurlaub komfortabel.

                  Leider müssen wir dafür nach 3,5 Stunden Schlaf um 2.00 schon wieder aufstehen, da wir ja heute auf den Grand Cornier wollen. Also schnell frühstücken und zum Parkplatz am Moiry Stausee rüberfahren (20 Minuten). Von dort geht's mit Stirnlampe richtung Moiry Hütte.

                  10_Aufstieg zum Grand Cornier_800x600.jpg

                  Irgendwie sind wir total unfit, irgendeine Magen Darm Geschichte, uns fährt's total im Magen rum und wir sind schon total platt, als wir die Hütte passieren. Wir müssen etwas kämpfen, hinzu kommen nach der Hütte auch noch eine komische Mischung aus Bruchharsch und Sulzschnee hinzu, was das ganze nicht unanstrengender macht. Wir quälen uns irgendwie langsam voran und brauchen über 5 Stunden, bis wir mal auf 3.700 sind. Wir haben aber doch schon wieder ganz schön Kilometer gefressen, Blick zurück zum Stausee:

                  11_Blick zurück zum Stausee_800x600.jpg

                  Der Vorgipfel kommt in Sicht. Es geht eine relativ steile Firnflanke hoch. Zuerst wieder Bruchharsch, dann kommt ein kurzes Stück Trittfirn

                  12_kurz vorm Vorgipfel_800x600.jpg

                  kurz danach aber Eis mit dünner Schneeauflage, schade - es sah doch so gut aus. Ich verfluche (schon während des gesamten Aufstiegs) die Hüttenwirtin, die von "Super-Verhältissen" sprach. Naja, andereseits bin ich irgendwie so unfit heute, dass es mir auch gar nicht schwerfällt, jetzt umzudrehen. Das Wetter wird eh gerade wieder schlechter und wir wollen morgen eigentlich zur Dent Blanche Hütte aufsteigen, da heißt es Kraft sparen und wir machen gar nicht so lange an der Stelle rum.

                  Ein toller Blick auf Weißhorn und Zinalrothorn entschädigt uns immerhin.

                  13_Weißhorn und Zinalrothorn_800x600.jpg

                  Nach einer Pause geht's zurück zur Hütte, jetzt fängt es an zu graupeln. Gerade noch rechtzeitig kommen wir an, bevor wir vollkommen durchnässt sind.

                  14_schlechtes Wetter_800x600.jpg

                  Erst mal ein Mittagsschläfchen halten. Gar nicht so einfach, da ins Bett reinzukommen, das ist sicher ein Dreier. Da muss man sich als unruhiger Schläfer ja fast sichern

                  15_das Bett-Problem_450x600.jpg

                  Wir sitzen abends noch gemütlich bei ein, zwei Bier beisammen und hoffen dass das Wetter besser wird. Leider ist das nicht der Fall, am nächsten Morgen ist es 10 Grad kälter und sieht so aus:

                  16_das vorzeitige Ende_800x600.jpg

                  Schade, jetzt wird's wohl endgültig nichts mehr mit Dent Blanche. Auf eine alternative Schneestapferei haben wir aber auch keine Lust, von daher beschließen wir heimzufahren. Freitag Nacht hätten wir eh zurück sein müssen.

                  Naja soviel zu unserem Wallis-Kurztrip, auch wenn das Wetter nicht so ganz wollte, war's eigentlich trotzdem ganz ok.

                  Viele Grüße
                  JayP
                  Zuletzt geändert von JayP; 09.07.2009, 23:01.

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Besso (3667m) - Südwestgrat, Walliser Alpen

                    super tour
                    lg red-devil

                    Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg,
                    der nur dahin führt,
                    wo andere bereits gegangen sind.

                    Kommentar

                    Lädt...