Am Wochenende konnte ich die für jeden bergsteigenden Schwaben geltende Verpflichtung erfüllen und den gleichnamigen Kopf in den Ötztaler Alpen besteigen. Als Zugabe gab es noch die Verpeilspitze.
Thorsten und ich starteten am Samstagvormittag mit dem Aufstieg zur Kaunergrathütte. Hier erblickt man dabei das erste Mal die alles beherrschende Wazespitze:
talgrund.jpg
Mittags erreichten wir die Hütte und machten uns nach kurzer Rast auf den Weg zur Verpeilspitze. Der Anstieg zur Rinne, welche zum Südostgrat führt war recht mühsam wegen weichem Schnee und steilem Gebrösel. Die Rinne ist zwar einfach zu durchsteigen aber brüchig. Auch die sie begrenzende Felsflanke sieht aus als könnte sie gleich zusammenfallen. Daher ist ein Helm sehr sinnvoll. Nach der Rinne geht es ein kurzes Stück am Grat entlang bis zur Minischarte, wo man in die Gipfel“wand“ wechselt. Hier wird der Fels deutlich besser. Sich an den Bohrhaken orientierend kraxelt man in wenig ausgesetztem Gelände (I-II) hinauf zum 3425m hohen Gipfel. Wir brauchten 2 Stunden für den Aufstieg und konnten dort oben gemütlich den Nachmittag genießen. Da der Ausblick dem vom Schwabenkopf ähnelt und das Wetter am nächsten Tag ohnehin besser war hier nur ein exemplarisches Gipfelfoto mit Blick nach Osten zu Geigenkamm und Stubaiern:
verpeilgipfel.jpg
Unser morgiges Ziel, der Schwabenkopf:
schwabenkopf.jpg
Ich war etwas überrascht einen so langen und gezackten Grat zu erblicken. Dieser Grat muss schließlich beim Aufstieg komplett von links nach rechts begangen werden. Zumindest den großen Gendarmen kann man (wie wir von Hüttenwirt Andreas Jeitner erfuhren) westseitig umgehen.
Thorsten beim Abstieg an der „Schlüsselstelle“:
abstiegverpeil.jpg
Ist halt ein bisschen plattig und daher vielleicht eine IIer-Stelle der etwas anspruchsvolleren Sorte.
Am Abend noch ein Spotlight auf den Geigenkamm:
abend.jpg
Die Hütte war recht gut besucht und mir schien, als wenn alle anwesenden Alpinisten einzig und allein die Wazespitze als Ziel hatten. Jedenfalls hatten wir, als wir am nächsten Tag um 6.00 Uhr starteten, den Schwabenkopf für uns allein.
Der Aufstieg über die Südosthänge dieses Berges führt über sehr steilen Schutt und Blockwerk und ist noch mühsamer als an der Verpeilspitze. Anschließend gelangt man über extrem brüchige Schrofen -schräg links hochsteigend- zur kleinen Scharte im Südgrat. Nur kurz vor der Scharte gibt es zwei Steinmänner zur Orientierung.
Von dort schaut man hinüber zu Waze und Weißkamm:
scharte.jpg
An dieser Scharte wird der Fels endlich fest und genau über den Grat klettert und steigt man hinauf zum Fuß des Felsturms, welcher den Vorgipfel bildet. Hier seilten wir an, denn es ging gleich ausgesetzt über die rechte Kante dieses Turms hinauf zu seiner Spitze, wo man guten Schlingenstand machen kann. Bis zum Gipfel wechselte jetzt I-II-er Kletterei ab mit etwas Gehgelände und kurzen III-er Passagen. Über längere Strecken sehr ausgesetzt. Es stecken 3-4 Bohrhaken und ein Normalhaken. Für Standplätze und Zwischensicherungen sind 3 bis 4 Bandschlingen sinnvoll. Ich hatte nur ein 25m-Seil mitgenommen, da ich allenfalls mit ein oder zwei abzusichernden Stellen rechnete. Diese 25m reichten aber praktischerweise genau aus um von Haken zu Haken zu kommen. Einige Seillängen haben wir richtig gesichert. Die leider sehr brüchige westseitige Umgehung des großen Gendarmen gingen wir am durchlaufenden Seil. Auf die Minute genau nach 4 Stunden (die vom Hüttenwirt angegebene Aufstiegszeit) erreichten wir den 3379m hohen Gipfel. Die Fernsicht war für einen Junitag geradezu hervorragend.
Im Nordwesten stehen über Kauner- und Inntal die Lechtaler und Allgäuer Alpen:
kalkalpen.jpg
Im Norden dominieren Gsallkopf und Rofelewand:
rofele.jpg
Im Osten über dem Nordostgrat der Verpeilspitze die Hohe Geige:
geige.jpg
In der letzten Reihe die Stubaier vom Lisenser Fernerkogel bis zur Sonklarspitze.
Und noch einmal die Verpeilspitze mit anschließendem Weißkamm:
verpeilvomsch.jpg
Die Wazespitze mit ihrer Breitseite:
waze.jpg
Über ihrem Westgrat schauen Weißkugel und Weißseespitze hervor.
Hier in Bildmitte rechts vom markanten Glockturm mal wieder die Berninagruppe:
bernina.jpg
Nach der wohlverdienten Gipfelrast machten wir uns an den Abstieg. Hier sieht man die schaurig brüchige Umgehung des großen Gratturms und den anschließenden weiteren Gratverlauf:
rückweg1.jpg
Kurze Verschnaufpause:
rückweg2.jpg
Für den Abstieg zur Hütte brauchten wir fast so lange wie für den Aufstieg. Doch irgendwann lagen die Schwierigkeiten hinter uns und ich schaute noch einmal zurück auf diese Felsruine namens Schwabenkopf:
rückweg3.jpg
Die angesteuerte Südgratscharte ist die Einkerbung in dem langen, fast waagrecht erscheinenden Gratabschnitt. Die Schutt- und Schneehänge sind natürlich viel steiler als es hier erscheint.
Da am Abend noch ein kleines Fußballspiel stattfinden sollte machten wir uns rasch an den Hüttenabstieg und erreichten nach 1h15min wieder Plangeroß. Doch im Gegensatz zu uns hat die DFB-Elf ihre „Bergtour 2008“ nicht erfolgreich beenden können. Nach diesem erlebnisreichen Wochenende konnte ich das jedoch gut verschmerzen.
Fazit: Im Vergleich zum Schwabenkopf ist die Verpeilspitze geradezu ein Spaziergang. Bei trockenem Fels braucht ein Bergsteiger, der sich im IIer-Gelände wohl fühlt dort keine Sicherung. Den Schwabenkopf habe ich ja ausführlich charakterisiert. Ich persönlich würde daher diese Route wegen des mühsamen Zustiegs und des vielen Bruchs nicht als empfehlenswert einstufen. Einsamkeitssuchende Gipfelsammler, die auch vor heiklen Felsruinen nicht zurückschrecken können ihn sich aber ruhig vornehmen.
P.S.: Andere Seiten des Schwabenkopfs sollen durchaus respektable Ansichten bieten. Die "Felsruine" bezieht sich nur auf die hier dargestellte Anstiegsflanke. Wäre ja schlimm, wenn ein Schwabe nur unansehnliche Seiten hätte.
Thorsten und ich starteten am Samstagvormittag mit dem Aufstieg zur Kaunergrathütte. Hier erblickt man dabei das erste Mal die alles beherrschende Wazespitze:
talgrund.jpg
Mittags erreichten wir die Hütte und machten uns nach kurzer Rast auf den Weg zur Verpeilspitze. Der Anstieg zur Rinne, welche zum Südostgrat führt war recht mühsam wegen weichem Schnee und steilem Gebrösel. Die Rinne ist zwar einfach zu durchsteigen aber brüchig. Auch die sie begrenzende Felsflanke sieht aus als könnte sie gleich zusammenfallen. Daher ist ein Helm sehr sinnvoll. Nach der Rinne geht es ein kurzes Stück am Grat entlang bis zur Minischarte, wo man in die Gipfel“wand“ wechselt. Hier wird der Fels deutlich besser. Sich an den Bohrhaken orientierend kraxelt man in wenig ausgesetztem Gelände (I-II) hinauf zum 3425m hohen Gipfel. Wir brauchten 2 Stunden für den Aufstieg und konnten dort oben gemütlich den Nachmittag genießen. Da der Ausblick dem vom Schwabenkopf ähnelt und das Wetter am nächsten Tag ohnehin besser war hier nur ein exemplarisches Gipfelfoto mit Blick nach Osten zu Geigenkamm und Stubaiern:
verpeilgipfel.jpg
Unser morgiges Ziel, der Schwabenkopf:
schwabenkopf.jpg
Ich war etwas überrascht einen so langen und gezackten Grat zu erblicken. Dieser Grat muss schließlich beim Aufstieg komplett von links nach rechts begangen werden. Zumindest den großen Gendarmen kann man (wie wir von Hüttenwirt Andreas Jeitner erfuhren) westseitig umgehen.
Thorsten beim Abstieg an der „Schlüsselstelle“:
abstiegverpeil.jpg
Ist halt ein bisschen plattig und daher vielleicht eine IIer-Stelle der etwas anspruchsvolleren Sorte.
Am Abend noch ein Spotlight auf den Geigenkamm:
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Die Hütte war recht gut besucht und mir schien, als wenn alle anwesenden Alpinisten einzig und allein die Wazespitze als Ziel hatten. Jedenfalls hatten wir, als wir am nächsten Tag um 6.00 Uhr starteten, den Schwabenkopf für uns allein.
Der Aufstieg über die Südosthänge dieses Berges führt über sehr steilen Schutt und Blockwerk und ist noch mühsamer als an der Verpeilspitze. Anschließend gelangt man über extrem brüchige Schrofen -schräg links hochsteigend- zur kleinen Scharte im Südgrat. Nur kurz vor der Scharte gibt es zwei Steinmänner zur Orientierung.
Von dort schaut man hinüber zu Waze und Weißkamm:
scharte.jpg
An dieser Scharte wird der Fels endlich fest und genau über den Grat klettert und steigt man hinauf zum Fuß des Felsturms, welcher den Vorgipfel bildet. Hier seilten wir an, denn es ging gleich ausgesetzt über die rechte Kante dieses Turms hinauf zu seiner Spitze, wo man guten Schlingenstand machen kann. Bis zum Gipfel wechselte jetzt I-II-er Kletterei ab mit etwas Gehgelände und kurzen III-er Passagen. Über längere Strecken sehr ausgesetzt. Es stecken 3-4 Bohrhaken und ein Normalhaken. Für Standplätze und Zwischensicherungen sind 3 bis 4 Bandschlingen sinnvoll. Ich hatte nur ein 25m-Seil mitgenommen, da ich allenfalls mit ein oder zwei abzusichernden Stellen rechnete. Diese 25m reichten aber praktischerweise genau aus um von Haken zu Haken zu kommen. Einige Seillängen haben wir richtig gesichert. Die leider sehr brüchige westseitige Umgehung des großen Gendarmen gingen wir am durchlaufenden Seil. Auf die Minute genau nach 4 Stunden (die vom Hüttenwirt angegebene Aufstiegszeit) erreichten wir den 3379m hohen Gipfel. Die Fernsicht war für einen Junitag geradezu hervorragend.
Im Nordwesten stehen über Kauner- und Inntal die Lechtaler und Allgäuer Alpen:
kalkalpen.jpg
Im Norden dominieren Gsallkopf und Rofelewand:
rofele.jpg
Im Osten über dem Nordostgrat der Verpeilspitze die Hohe Geige:
geige.jpg
In der letzten Reihe die Stubaier vom Lisenser Fernerkogel bis zur Sonklarspitze.
Und noch einmal die Verpeilspitze mit anschließendem Weißkamm:
verpeilvomsch.jpg
Die Wazespitze mit ihrer Breitseite:
waze.jpg
Über ihrem Westgrat schauen Weißkugel und Weißseespitze hervor.
Hier in Bildmitte rechts vom markanten Glockturm mal wieder die Berninagruppe:
bernina.jpg
Nach der wohlverdienten Gipfelrast machten wir uns an den Abstieg. Hier sieht man die schaurig brüchige Umgehung des großen Gratturms und den anschließenden weiteren Gratverlauf:
rückweg1.jpg
Kurze Verschnaufpause:
rückweg2.jpg
Für den Abstieg zur Hütte brauchten wir fast so lange wie für den Aufstieg. Doch irgendwann lagen die Schwierigkeiten hinter uns und ich schaute noch einmal zurück auf diese Felsruine namens Schwabenkopf:
rückweg3.jpg
Die angesteuerte Südgratscharte ist die Einkerbung in dem langen, fast waagrecht erscheinenden Gratabschnitt. Die Schutt- und Schneehänge sind natürlich viel steiler als es hier erscheint.
Da am Abend noch ein kleines Fußballspiel stattfinden sollte machten wir uns rasch an den Hüttenabstieg und erreichten nach 1h15min wieder Plangeroß. Doch im Gegensatz zu uns hat die DFB-Elf ihre „Bergtour 2008“ nicht erfolgreich beenden können. Nach diesem erlebnisreichen Wochenende konnte ich das jedoch gut verschmerzen.
Fazit: Im Vergleich zum Schwabenkopf ist die Verpeilspitze geradezu ein Spaziergang. Bei trockenem Fels braucht ein Bergsteiger, der sich im IIer-Gelände wohl fühlt dort keine Sicherung. Den Schwabenkopf habe ich ja ausführlich charakterisiert. Ich persönlich würde daher diese Route wegen des mühsamen Zustiegs und des vielen Bruchs nicht als empfehlenswert einstufen. Einsamkeitssuchende Gipfelsammler, die auch vor heiklen Felsruinen nicht zurückschrecken können ihn sich aber ruhig vornehmen.
P.S.: Andere Seiten des Schwabenkopfs sollen durchaus respektable Ansichten bieten. Die "Felsruine" bezieht sich nur auf die hier dargestellte Anstiegsflanke. Wäre ja schlimm, wenn ein Schwabe nur unansehnliche Seiten hätte.
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