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Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

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  • Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

    Endlich ging es mal wieder in die Westalpen. Scheinbar haben Franzi und ich in den letzten neun Monaten alles verlernt, was man für große Berge braucht. Nach einer Eingehtour in der Zentralschweiz sollte es auf das Tschingelhorn gehen. Zunächst galt es aber die Mutthornhütte zu erreichen. Auf vielen Wegen kann man dorthin gelangen, aber alle haben eines gemeinsam: Sie sind lang.

    Wir wählten den Aufstieg von der Lauchernalp, die wir mit der Seilbahn erreichten. Es wäre möglich noch weiter hinauf zu fahren, aber uns waren 550 Hm Abkürzung genug. Über Wiesenhänge stiegen wir die ersten 150 Hm zur Piste auf, über den leider einen Teil des Aufstiegs verläuft. Dort stellte Franzi fest, dass sie die Sonnenbrille vergessen hatte. Was nun? Ich lief zur Seilbahnstation hinunter, kaufte eine neue und fuhr mit dem Sessellift wieder zu Franzi hinauf. Zum Glück wollte sich Franzi ohnehin eine neue kaufen… Doch dann stellte ich fest, dass ich die Stöcke unten vergessen hatte, nachdem ich sie vor dem Laden abgestellt hatte. Also stieg ich wieder ab. Vielleicht wäre es besser gewesen, gleich bis zum Auto durchzugehen.
    Beim Wiederaufstieg nahm ich dieses Mal nicht den Lift. Zwei Mal mit ihm zu fahren war mir zu dumm und darüber hinaus hatte ich so lange anstehen müssen, dass ich zu Fuß auch nicht langsamer gewesen wäre.
    Mit deutlichem Zeitverlust konnten wir endlich den Hüttenaufstieg beginnen. Auch nachdem wir die Piste verlassen hatten, trug der Schnee noch halbwegs. Glück gehabt. Gegenüber baut sich mein alpiner Traumberg auf.
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    Doch mit der vergessenen Sonnenbrille war unser Pech noch nicht aufgebraucht. Quellwolken hüllten uns ein. Ohne Sicht sollte man sich besser nicht auf die weiten Gletscherflächen von Petersgrat und Kanderfirn begeben. Wir entschlossen uns dennoch weiter aufzusteigen. Notfalls würden wir auf das Birghorn steigen und danach ins Tal zurückkehren. Als wir den P. 3230 erreichten, rissen die Wolken auf. Wegen der fortgeschrittenen Zeit beschlossen wir auf den Übergang zum Birghorn zu verzichten und uns der Mutthornhütte zuzuwenden.
    Die Aussicht war auch vom P. 3230 nicht allzu schlecht. Dolden- und Fründenhorn
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    Reichlich Prominenz, der Zacken links ist das Birghorn, rechts der Jungfrau das Tschingelhorn.
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    Nach einiger Zeit hatten wir den höchsten Punkt des langen, vergletscherten Petersgrats erreicht. Weiterweg vor großer Kulisse.
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    Etwa in Bildmitte am rechten Rand des Felsenriffs des Mutthorns liegt die Hütte.
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    Der Ofen des Winterraums der Mutthornhütte ist der wärmste, der mir je untergekommen ist. Obwohl er nicht allzu groß ist, wärmt er den großen Winterraum sehr schnell und verwandelt kalten Schnee zügig in kochendes Wasser. Es gibt auch einen Backofen mit Temperaturanzeige. Bei 300° war Schluss, weiter reichte die Anzeige nicht. Auch sonst war der Winterraum in einem hervorragenden Zustand.
    Eiger und Jungfrau im Abendlicht. Wer genau hinschaut, erkennt auch den Mönch.
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    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

  • #2
    AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen

    Am nächsten Morgen standen wir nicht allzu früh auf, was sich im Nachhinein als schwerer Fehler erwies.
    Das Balmhorn wurde ebenso schon von der Sonne beschienen,
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    Wie auch die Blümlisalpgruppe.
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    Um das Tschingelhorn zu ersteigen, mussten wir es zunächst umrunden, um den Gipfel von Süden zu erreichen. Als wir die Ausläufer des Petersgrats überschritten, öffnete sich uns ein großartiges Panorama. Wir haben ein 360°-Panorama gemacht, was ich wegen der Verkleinerung nicht hochladen werde. Damit ihr nicht in einer Bilderflut untergeht, versuche ich mich auf ein paar zu beschränken.

    Montblanc
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    Dent Blanche
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    Weißhorn
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    Pollux und Breithorn
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    Mischabel
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    DER BERG
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    Nesthorn und Lötschentaler Breithorn
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    Das Tschingelhorn. Das Aufstiegscouloir ist verdeckt.
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    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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    • #3
      AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen

      Last, but not least das Lauterbrunner Breithorn
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      Nach intensivem Fotografieren gingen wir weiter bis zum Einstieg in das Couloir. Dort deponierten wir einen Großteil des Gepäcks und stiegen ein. Gleich zum Beginn durften wir einen doppelten Bergschrund überwinden. Wegen der geringen Schneemengen waren die beiden Spalten bereits teilweise offen. Danach ging es weiter das bis zu 50° steile Couloir hinauf. Die Schneeverhältnisse waren viel schlechter als gedacht. Entweder hartgefroren und eisdurchsetzt oder bereits sulzig. Wir kamen daher nur langsam voran. Franzi im Aufstieg
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      Am Ende des Couloirs begann der Grat zum Tschingelhorn. Ich erkletterte einen felsigen Aufschwung und schaute mir den Weiterweg an. Angesichts der Schneeverhältnisse würde er noch eine Weile dauern. Wegen der fortgeschrittenen Zeit entschlossen wir uns für den geordneten Rückzug. Normalerweise hängen Damoklesschwerter über einem, aber in diesem Fall lag es mit dem doppelten Bergschrund unter uns.
      Franzi im oberen, flacheren Teil des Couloirs
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      Blick zur Bietschhorngruppe
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      Der Schnee war im unteren Teil des Couloirs schon sehr durchweicht, aber wir konnten den doppelten Bergschrund noch sicher überwinden. Ob das später auch noch möglich gewesen wäre?
      Durch das wilde Uisters Tal stiegen wir zur Fafleralp ab. Etliche Steinmänner und im unteren Teil auch Markierungen helfen den besten Weg durch die Abbrüche zu finden. Mit Schnee muss man teilweise andere Varianten nutzen. Ausschau nach dem besten Weiterweg.
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      Nach ein paar Schneefeldabfahrten erreichten wir den flachen Teil des Tals. Nur noch ein kurzes Stück…

      Fazit:
      Für südseitige Couloirs muss man früh aufstehen. Wenn sie steil sind, nimmt man noch ein zweites Eisgerät mit. Das weiß jedes Kind. Warum machen das erfahrene Hochtourengeher anders? Aus Faulheit. Weniger Gepäck ist angenehm und länger schlafen auch. In neun von zehn Fällen schätzt man die Bedingungen richtig ein und schleppt kein überflüssiges Zeug mit. Dieses Mal war leider der zehnte Fall… Der Durchschnitt der beiden vorgefundenen Schneeverhältnisse wäre gut gewesen. Mit etwas derartigem hatten wir auch gerechnet.
      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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      • #4
        AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

        Hallo placeboi - schade, dass es nicht geklappt hat!

        Im Sommer 2004 haben wir uns auch erfolglos am Tschingelhorn versucht. Der Bergschrund war damals nur durch durch Kletterei zu überwinden (bzw. durchwinden, ein bisschen Absteigen bis zur eher abenteuerlich anmutenden Schneebrücke musste man auch). Wir waren dann insgesamt zu langsam und sind noch unter dem Grat umgekehrt, weil der Firn schon sulzig wurde. Den elendig langen Aufstieg zur Mutthornhütte (in unserem Fall aus dem Gasterntal) habe ich auch noch gut in Erinnerung. Es wird ja auch nicht besser dadurch, dass man die Hütte erst sieht, wenn man quasi direkt vor der Tür steht.

        Ich wünsche Dir wieder mehr Erfolg bei der nächsten Tour. Grüße
        Hannes

        P.S.: DER BERG zählt auch zu meinen Traumgipfeln. In den habe ich mich gleich bei meiner ersten Alpentour (Rundwanderung von Kandersteg mit Besteigung des Hockenhorns) verliebt.
        Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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        • #5
          AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

          Das ärgerliche war, dass wir das Couloir auch noch deutlich später hätten sicher absteigen können mit Ausnahme der Bergschründe. Wegen der waren wir eigentlich im Frühjahr gekommen, aber nach dem schneearmen Winter sind sie bereits im April teilweise offen.
          "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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          • #6
            AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

            Super Fotos. Einmalige Gegend. Wieder gut runtergekommen.
            Denk dir nix, das Tschingelhorn ist kein Frosch, der hüpft dir nicht davon.

            Gruß

            phouse
            „Wer woaß, wosd ois vasamst, wennst steh bleibst und grod dramst!“ Django 3000

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            • #7
              AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

              Zitat von phouse Beitrag anzeigen
              Super Fotos. Einmalige Gegend. Wieder gut runtergekommen.
              Denk dir nix, das Tschingelhorn ist kein Frosch, der hüpft dir nicht davon.

              Gruß

              phouse
              Ärgerlich ist es schon, schließlich kann ich nicht (mehr) jedes Wochenende in die Ecke fahren.

              Aber jeder Erfolg bei großen Touren baut auf Fehlern und Misserfolgen bei anderen auf. Insofern, auf eine neue Tour.
              "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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              • #8
                AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

                Super Fotos, Mark!
                Vielen Dank!

                Grüß
                Igor

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                • #9
                  AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.

                  Zitat von torres Beitrag anzeigen
                  Super Fotos, Mark!
                  Vielen Dank!

                  Grüß
                  Igor
                  Vielen Dank für die positive Rückmeldung.
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                  • #10
                    AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                    hey, schöner bericht. wäre es möglich irgendwie möglich die bilder breithorn und mischabel in grösst möglicher auflösung irgendwo anzuschauen?

                    vielen dank, und gruss

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                    • #11
                      AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                      Wofür brauchst du die Bilder?
                      "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                      • #12
                        AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                        um zu schauen wo es wieviel schnee hat. bei genauerem hinschauen ist das breithorn neben dem pollux aber eh zu verschwommen. bliebe also nur die lenzspitze neben dem mischabel.

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                        • #13
                          AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                          Ich habe den Bericht eben erst gefunden. Tolle Bildausbeute, auch ohne Gipfel.
                          Freunde von mir waren letzten Oktober auf dem Tschingelhorn. Da gab es bei einer anderen Seilschaft im Couloir einen Steinschlag-Unfall mit Helikopterbergung. Der Berg ist also wirklich nicht ohne!
                          Gruß, Mathias

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                          • #14
                            AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                            Zitat von tropf Beitrag anzeigen
                            um zu schauen wo es wieviel schnee hat. bei genauerem hinschauen ist das breithorn neben dem pollux aber eh zu verschwommen. bliebe also nur die lenzspitze neben dem mischabel.
                            Wenn du mir deine E-Mail gibst, kann ich es dir schicken. Allerdings vermute ich, dass auf hikr aktuelle Berichte mit Bildern aus größerer Nähe zu finden sind.

                            Zitat von Mathias Beitrag anzeigen
                            Ich habe den Bericht eben erst gefunden. Tolle Bildausbeute, auch ohne Gipfel.
                            Freunde von mir waren letzten Oktober auf dem Tschingelhorn. Da gab es bei einer anderen Seilschaft im Couloir einen Steinschlag-Unfall mit Helikopterbergung. Der Berg ist also wirklich nicht ohne!
                            Vielen Dank.

                            Die hohen 3000er der Berner Alpen darf man nicht unterschätzen, da gibt es (fast) keinen geschenkt.
                            "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

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                            • #15
                              AW: Versuch Tschingelhorn, 3562m, Berner Alpen, 19.-20.04.2011

                              danke, für den hinweis und das angebot. du hattest recht und meine frage hat sich damit geklärt.

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