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Koschutnikturm (2136m) über Ostschlucht, Karawanken

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  • Koschutnikturm (2136m) über Ostschlucht, Karawanken

    Nachdem am heutigen Donnerstag der einzige schöne Tag der Woche war und ich es einrichten konnte, frei zu nehmen, habe ich den Tag für einen Besuch des Koschutnikturms genutzt.

    Der Koschutnikturm, dominanter Wächter im Osten des mächtigen, undurchdringlich scheinenden Koschutamassivs, hat mich seit jeher fasziniert. Schon zu Zeiten, als ich noch nie einen Klettersteig begangen hatte, war dieser Berg - aus Österreich nur über ebensolchen zu erreichen - für mich das Symbol für alpine Unbezwingbarkeit, daran konnte auch die Kenntnis des lieblichen Anstiegs aus Slowenien über die Alm Dolga Nijva, von Schulklassen am Wandertag frequentiert, nichts ändern.

    Abseits von aller Schwärmerei ist eine Winterbesteigung des Koschutnikturms eine großartige, aber vor allem anspruchsvolle Unternehmung. Das steile Kar und die noch steilere Rinne (die Ostschlucht) erfordern sichere Verhältnisse, sichere Technik, eine Portion Mut, ja vielleicht ein kleines bisschen Leichtsinn, sich dem Steinschlag auszusetzen. Einige der heute angetroffenen Geschosse sind selbst für moderne Helme eindeutig eine Nummer zu groß.

    Die Ostschlucht ist im Sommer nur bedingt begehbar - es wird empfohlen, nur wenn unbedingt notwendig, und dann nur im Abstieg, und nur alleine, bzw. wenn mehrere gehen, dann ganz eng beisammenbleiben. Grund ist wiederum die enorme Steinschlaggefahr.

    Gert und ich starteten beim Terkl, nahe des Sportplatzes Zell Pfarre/Sela Fara. Über die Forststraße marschierten wir unterhalb der Dicken Koschuta entlang, bis wir - das Ziel in Sicht - den Beschluß fassten, über unscheinbares Steiglein nach oben zu gehen.

    2008-04-24-Koschutnikturm-01.jpg

    Dieser wunderbare Berg in Detailaufnahme - die Ostschlucht, bzw. der Eingang dazu ist gut erkennbar:

    2008-04-24-Koschutnikturm-02.jpg

    Tragen im Wald, nicht lustig:

    2008-04-24-Koschutnikturm-03.jpg

    Leider kamen wir in immer unwegsameres Gelände. Es waren jedoch keine Felsen oder Gräben, die uns das Leben schwer machten, sondern die quer wachsenden Bäume und Sträucher.

    2008-04-24-Koschutnikturm-04.jpg

    Der Jahrhundertwinter 05/06 muß das angerichtet haben. Diese Kräfte, die hier gewütet haben, waren eindeutig Lawinen. Man greift unwillkürlich zum LVS-Gerät, nie, nie, nie sollte man mit dieser Naturgewalt spaßen.

    2008-04-24-Koschutnikturm-05.jpg

    Alles ist bereits grün im Tal - der Blick führt uns zum Freiberg (Setitsche), für den Wanderer offenkundig bereits sommerlich begehbar.

    2008-04-24-Koschutnikturm-06.jpg

    Auch heuer sind Lawinen abgegangen - uns bleibt nichts anderes übrig, als unter größten Mühen diesem Lawinenkegel nach oben zu folgen. Wir waren zwar nicht im richtigen Kar, "eins weiter" wäre richtig, aber was solls, wir wollen nicht in diese Vegetation zurück.

    2008-04-24-Koschutnikturm-08.jpg

    Nachdem die Engstelle des oberen Fotos passiert ist, entstand ein paar Höhenmeter weiter folgendes Foto - es hat schon ein gewisse Steilheit, das sei dazugesagt:

    2008-04-24-Koschutnikturm-09.jpg

    Nun gut, wir sind ja "falsch". Ich habe mir den kleinen Überstieg dort bei den zwei Bäumen aus bestmöglichen Übergang ausgesucht, was sich bewahrheiten sollte. Die zwei Bäume sind übrigens ein Baum, das sieht man, wenn man näher rankommt.

    2008-04-24-Koschutnikturm-10.jpg

    Mir taugts, das Wetter passt, der Schnee ist kompakt, ein paar Zentimeter locker, darunter fest, was will man mehr.

    2008-04-24-Koschutnikturm-11.jpg

    Jetzt kommt endlich richtiges Schitourenfeeling auf. Vorbei ist der grauenvolle Zustieg im bzw. unter dem Lawinenkegel.

    2008-04-24-Koschutnikturm-12.jpg

    Wir schwanken - wir sind viel zu spät dran, wir haben schon morgens getrödelt, der dumme Zustieg hat uns sicher eineinhalb Stunden mehr gekostet als geplant. Aber jetzt umdrehen? Wir überlegen es uns. Aber zu spät - wir sind bereits im "Gravitationsfeld" der Ostschlucht, sie zieht uns förmlich an:

    2008-04-24-Koschutnikturm-13.jpg

    Bereits im Maul der Schlucht, Blick nach oben, im folgenden Bild. Wir sehen eine Steilstufe in der Mitte, links viel Schnee, rechts die Felsen. Rechts ist eine Kette gespannt, damit absteigende Wanderer leichter hinunter kommen. Wir sehen davon nichts, und weil genug Schnee da ist, können wir da ohne Kletterei hinauf.

    2008-04-24-Koschutnikturm-14.jpg

    Mit Schi geht aber nichts mehr, wir müssen abschnallen. Routinemäßig kommen meine Steigeisen hinauf, der Kollege geht ohne und hat auch keine Probleme.

    2008-04-24-Koschutnikturm-15.jpg

    Blick nach unten - Gert kommt nach (Bildmitte, ganz klein):

    2008-04-24-Koschutnikturm-17.jpg

    Der Ausstieg - wenig Schnee, aber alles kleine Steinchen und Geröll. Sehr unangenehm, ich bin wirklich froh, die Steigeisen oben zu haben. Das ist schon im Sommer blöd, aber im Winter, wo man den Untergrund nicht abschätzen kann noch viel mehr.

    2008-04-24-Koschutnikturm-18.jpg

    Über der Wächte erinnert uns eine Tafel an die Vor-Schengen-Ära. Gerade uns im Grenzland hat die Europäische Integration viel gebracht. Es gab eine Zeit, da waren die meisten Karawankengipfel für Österreicher fast nicht zugänglich. "Erlaubt" war eine Winterbesteigung auch bis vor kurzem nicht, und heute braucht man für die slowenische Hütte nicht mal mehr Geld wechseln. Es ist aber keine Hütte da, also spielt das jetzt auch keine Rolle.

    2008-04-24-Koschutnikturm-19.jpg

    Namenlose Gipfel:

    2008-04-24-Koschutnikturm-20.jpg

    Meine Schi erwarten die Abfahrt:

    2008-04-24-Koschutnikturm-23.jpg

    Steigt man aus der Rinne hinaus, offenbaren sich einige interessante Motive. Zuallererst - das Gipfelkreuz ist nur wenige Minuten entfernt, und unschwierig erreichbar:

    2008-04-24-Koschutnikturm-24.jpg
    Zuletzt geändert von alpendohle; 25.04.2008, 01:19.
    Tourenbuch: Outdoor Weblog | ÖBRD Kärnten Infos

  • #2
    AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

    So siehts von ganz oben aus:

    [ATTACH]133620[/ATTACH]

    Zum Gipfel sind wir nicht gegangen - das "Kriterium" der Tour war geschafft, die Zeit für eine Rast beim Kreuz hatten wir leider nicht mehr... Dafür schaue ich mir noch die Gegend an:

    [ATTACH]133621[/ATTACH]

    Der markante Berg im Süden dürfte der Krainer Storschitz sein. Müsste mal in die Karte schauen, ob das stimmt.

    [ATTACH]133622[/ATTACH]

    Das ist jedenfalls der Anblick der Steiner Alpen/Kamniske Alpe, eine wilde, ursprüngliche Kalkgruppe, die auch die Skyline der slowenischen Hauptstadt Ljubljana prägen. Von Klagenfurt aus sind "die Steiner" natürlich nicht sichtbar, da muß man schon auf den Koschutakamm steigen...

    [ATTACH]133623[/ATTACH]

    Wächtengelände:

    [ATTACH]133624[/ATTACH]

    Nun gut, es geht an die Abfahrt. Gert hat die Schi unter der Steilstufe gelassen, weil er sie am Rucksack nicht gut fixieren konnte. Also muß er zu Fuß wieder hinunter, ich lasse ihm einen großen Vorsprung. Warum wirft er sich hin? Er hat gut reagiert und ist wieder einen Stein- oder Eis-Geschoss ausgewichen. Gut, daß er selbst nicht abgerutscht ist.

    [ATTACH]133625[/ATTACH]

    Im Hochformat wird deutlich, warum das "Ostschlucht" und nicht etwa "Ostrinne" heißt:

    [ATTACH]133626[/ATTACH]

    Es war ganz gut zu fahren, nicht eisig, nicht sulzig, kompakt-pulvrig. Natürlich habe ich höllisch auf Einwehungen aufgepasst.

    Das Kar war dafür exzellent zu fahren, auch unten im sulzigeren Teil, es war einfach und gut zu fahren.

    Rückblick:

    [ATTACH]133627[/ATTACH]

    Bei einer Pause habe ich wieder Zeit mich umzusehen - das ist der Hochobir aus einer seltenen Perspektive:

    2008-04-24-Koschutnikturm-36.jpg

    Das war nun unsere Abfahrtsstrecke. Der Aufstieg war links von der Schulter im linken Drittel des Bildes:

    2008-04-24-Koschutnikturm-37.jpg

    Blick nach links, Richtung Dicke Koschuta/Tolsta Koschuta.

    2008-04-24-Koschutnikturm-38.jpg

    Wir sind dummerweise schon wieder in einem Lawinenkegel, in unwegsamen Gelände... Kein Wort mehr, wir sind knapp vor der Forststraße, diese Lawinen müssen bis hinunter gekommen sein. Unglaublich.

    2008-04-24-Koschutnikturm-39.jpg

    Nein, der Teil war nicht lustig. Aber es hieß einfach kämpfen, kämpfen - wie oft schlägt ein Erlenast ins Gesicht, wie oft bricht man mit dem Fuß in einen Hohlraum ein, usw. Egal, einfach weitergehen. Obiges Bild ist eh schon weit unten entstanden, gleich danach kamen wir auf die Forststraße und dann schnell zum Auto.


    Im Rückblick halte ich es umso mehr für eine tolle Tour, würde sie aber nicht mehr von dieser Seite aus angehen, eher vom Koschutahaus, lieber lange queren, als sich diesen Zustieg zu geben. Wir sind aber überzeugt, daß es einen besseren Weg gibt, wir ihn nur nicht gefunden haben...

    Jedenfalls habe ich auch wieder die hochauflösenden Bilder in der Bildergalerie.
    Tourenbuch: Outdoor Weblog | ÖBRD Kärnten Infos

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    • #3
      AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

      obs dich interessiert oder nicht, ich sags dir trotzdem!
      ob es ein oder zwei Bäume sind ist forstlich so richtig: wenn du hangoberseits 1,3m über den Boden (Brusthöhe, also ein genormte forstliche Brust... ) 2 Stämme hast... sind es 2 Bäume, wenn der Zwiesel oberhalb ist, ist es ein Baum... auch wenn er nur eine Wurzel hat! da geht es vorallem darum bezüglich Volumsberechnungen! Botanisch gesehn ist es natürlich ein Baum....

      aja, noch was: beeindruckende Tour!
      "Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur für eine Art Vorrecht, weil keiner ihnen aufs Maul haut." -Klaus Kinski-

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      • #4
        AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

        Sehr schöner und interessanter Thread.
        Du steigerst dich zur Höchstform-gerade auch in Schrift&Bildberichten!
        Deshalb versteh ich nicht ganz,dass du andererorts zögerst!

        Zitat von alpendohle Beitrag anzeigen
        Hab mir gerade nochmal die Bilder von eurer Sommererkundung angesehen. Dieser Gletscherschlot da macht mich etwas nervös. Arg, worauf man im Winter recht sorglos geht.

        LG
        aber da hast du dann uns!
        I nix daham bliem!

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        • #5
          AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

          Zitat von Nixon Beitrag anzeigen
          ob es ein oder zwei Bäume sind ist forstlich so richtig: wenn du hangoberseits 1,3m über den Boden (Brusthöhe, also ein genormte forstliche Brust... ) 2 Stämme hast... sind es 2 Bäume, wenn der Zwiesel oberhalb ist, ist es ein Baum... auch wenn er nur eine Wurzel hat!
          Man lernt echt nie aus :-) Schade daß ich kein Bild gemacht habe, aber vom Gefühl her waren es botanisch ein Baum, forstlich aber zwei :-)

          LG :-)
          Tourenbuch: Outdoor Weblog | ÖBRD Kärnten Infos

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          • #6
            AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

            Hallo!

            Die Tour sieht richtig spannend aus - ganz nach meinem Geschmack muß ich unbedingt mal machen! Wieviele HM?

            Typische Karawanken oder Juliertour für "Experten".

            LG

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            • #7
              AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

              Zitat von Julierfan Beitrag anzeigen
              Wieviele HM?
              Etwas über 1100, also nicht die Welt.

              Bei Start vom Koschutahaus sogar etwas weniger, dafür geht man dann relativ lang nach Osten.

              LG
              Tourenbuch: Outdoor Weblog | ÖBRD Kärnten Infos

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              • #8
                AW: Koschutnikturm, Karawanken über Ostschlucht

                danke für diesen tollen bericht...hast recht in bezug auf die steiner alpen - die sind von laibach aus (vor allem, wenn man man am turm auf der burg steht) wirklich imposant.
                ich habe mich geirrt.

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