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Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

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  • Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

    Schon seit Ostern hatten wir eine mehrtägige Überquerung des Dachsteinmassivs von Ost nach West geplant, vom Ödensee bei Bad Aussee bis Filzmoos im Salzburgischen.

    Leider war das Wetter an den Wochenenden meist nicht ganz so wie wir uns das gewünscht hätten. Schön langsam zeichnete sich ab, dass es heuer vielleicht nichts mehr damit werden würde, wir wollen die Schi ja auch nicht ewig weit am Rucksack schleppen.

    Nun könnte es sich aber doch noch ausgehen: Der Wetterbericht verhieß für den Samstag noch einen Mix aus Sonne und Wolken mit einer gewissen Niederschlagswahrscheinlichkeit, für Sonntag war aber ausgesprochenes Schönwetter prognostiziert, das auch am Montag noch etwas anhalten sollte.
    Start war um 6 Uhr am Ödensee, zunächst natürlich die Schi am Rücken. Nach einer halben Stunde Marsch auf einem Ziehweg konnten wir aber schon anschnallen und noch etwas höher gabs dann schon Schnee in immer noch beeindruckender Menge.


    Zuerst noch auf Forststraßen, dann aber weglos durch Wald und freie Flächen wie Freientalwiese und Kleines Kar. Charakteristisch ist das an sich ebene Gelände in einer Seehöhe von etwa 1300 bis 1400m, das aber ausgesprochen viele kleine Hügel und Gräben aufweist, ähnlich der Karsthochfläche weiter oben.

    Im Großen Kar sieht man schon den Hirschberg, der die Grenze vom Ausseer Almengebiet zur Karsthochfläche des Dachsteins darstellt und auf unserer Route auf seiner ganzen Länge von Nord nach Süd (am Foto rechts nach links) überschritten wird. Die Hütte mitten im Kar ist noch bis übers Dach hinauf eingeschneit, da hat es immer noch meterweise Schnee.

    Weiter geht’s dann bei bestem Wetter über die Landesgrenze zur Obertrauner Landfriedalm, wo wir in der Karwoche schon einmal waren, auf Erkundungstour sozusagen.
    Ab hier betreten wir aber Neuland und es ist wieder Höhengewinn angesagt: ca. 700hm auf den Hirschberg, der auf seinem breiten Nordrücken unschwierig erstiegen wird. Während dieses Anstiegs um die Mittagszeit ziehen nun von Westen Wolken auf, die sich rasch verdichten. Am Gipfelsteinmann des Hirschbergs ist’s dann mit der Sonne endgültig vorbei.


    Die kurze Abfahrt auf dem Südrücken geht noch bei ausreichenden Sichtbedingungen, aber dann sind wir wirklich in dichtem Nebel eingehüllt und sehen außer Weiß nur mehr Weiß. Während wir einmal eine ausgiebige Pause machen, um unsere Flaschen wieder aufzufüllen sehen wir ganz kurz das Gelände vor uns: Die übliche Karstfläche mit kleinen Hügeln und Senken, hin und wieder einige Latschen die herausschauen, das sollte doch auch im Nebel machbar sein. Wenn doch nicht gibt’s genug Windkolke für ein Biwak in einer Schneehöhle. Ohne Isomatte und Schlafsack, nur die Hüttenschlafsäcke im Biwaksack zwar sicher nicht gemütlich, aber Stoff für Heldengeschichten beim Hüttenabend allemal!

    Wir machen uns aber auf den Weg, das GPS zeigt uns die Richtung und das umliegende Höhenprofil. Konzentriert den Blick auf die paar Meter Boden vor uns gerichtet, geht’s gemächlich dahin. Leicht bergauf ist angenehm, bergab eher immer ein ungutes Gefühl: geht’s nur kurz hinunter oder doch tiefer: man sieht’s eben nicht.
    Immer wieder ist in der angepeilten Richtung ein Hindernis: ein 2m hohes Felswandl, eine steil abfallende Senke, eine Wächte, alles sieht man erst, wenn man unmittelbar davor steht. Langsam kommen wir aber doch weiter und als wir uns schon dem Däumelkogel nähern lichtet sich der Nebel und gibt die Sicht auf unsere Route frei. Bald sehen wir dann auch von weitem schon unser Ziel, die Lodge am Krippenstein.
    Als wir dort ankommen ist es schon 18.30 Uhr, wir waren 12 ½ Stunden unterwegs!
    (Hausherr Toni wird uns später von Einheimischen erzählen, die die Tour in 5 Stunden gehen!)

    Vor der Tür werden wir schon von Pasang erwartet, der gleich wissen will, welche Zimmer uns genehm sind, was wir trinken wollen und wann und was wir zu Abend essen wollen. Eigentlich hätte die Lodge ja im Moment keinen Betrieb, hatte uns Hüttenwirtin Moni am Telefon gesagt, aber wenn wir schon vom Ödensee raufkommen, können wir natürlich kommen.
    Wir sind also die einzigen Gäste hier und werden von den beiden momentanen Wirtsleuten Pasang und Toni ordentlich verhätschelt, gleich ein Schnapserl zur Begrüßung vom Toni, dem legendären ehemaligen Hüttenwirt der Simonyhütte.
    Pasang ist Nepalese aus Solo-Khumbu, der schon seit sechs Jahren in Österreich ist, davor am Guttenberghaus. Am Abend zeigt er uns dann noch, dass er den Dreh mit dem österreichischen Kaiserschmarren wirklich heraußen hat.

    Am nächsten Morgen dann das Frühstück im sicherlich schönsten Frühstücksraum am Dachstein: Richtig kitschig, das Panorama, oder? Und das Wetter!!


    Heute gehen wir es etwas gemütlicher an, es ist schon 8 Uhr, als wir die Lodge verlassen.
    Vorm Abmarsch werfen wir noch einen Blick in Richtung Osten zurück auf unsere gestrige Route: Hirschberg (H), nördlich vorbei am Speikberg (Sp), dann südlich vorbei am Däumelkogel (D) und herauf zum Krippenstein. Sieht ja ganz easy aus!


    Der Toni hat übrigens seine Huskies von der Simonyhütte mitgebracht, 11 Hunde hat er momentan hier heroben, ganz tolle Tiere!


    Zuerst geht es jetzt die Schipiste hinunter Richtung Gjaidalm, gemeinsam mit den zahlreichen Schitourengehern die die Krippensteinbahn heute letzmalig in dieser Saison oben ausgespuckt hat. Kurz vor der Bundesheerkaserne Oberfeld teilen sich aber die Wege: fast alle nehmen die Rumplerroute südwärts auf den Hunerkogel, wir schlagen den Weg westwärts zur Simonyhütte ein.
    Hier sind wir fast alleine auf der Ratrakspur, erst später kommen uns dann die ersten Überquerer von der Südwandbahn entgegen.

    Blick zurück auf den Krippenstein, was für ein Tag!


    Nahe der Simonyhütte wendet sich dann auch unser Weg Richtung Süden, westlich des Schöberls vorbei auf den Hallstätter Gletscher.


    Am Morgen hatten wir es uns noch offengelassen, ob wir die Gipfelüberschreitung machen oder den Weg über die Steinerscharte nehmen wollen. Als wir dann soweit sind lenken die Beine ganz automatisch Richtung Steinerscharte, ohne große Diskussion. Irgendwie fehlt uns jetzt doch die Motivation noch ein Stück Aufstieg dranzuhängen, obwohl die Verhältnisse natürlich heute optimal wären, auch Zeit hätten wir noch genug.
    Aber der Aufstieg zur Steinerscharte ist halt schon vor unserer Nase und die Randkluft doch noch ein gutes Stück entfernt.
    In der Mitte mit den vielen Abfahrtsspuren die Steinerscharte, links davon die Niedere Dachsteinkopfscharte, rechts davon die Simonyscharte, beides aber Sackgassen!
    Zuletzt geändert von nessy; 24.04.2008, 00:59.
    Nach uns die Sintflut.

  • #2
    AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

    Oben auf der Scharte legen wir dann Steigeisen an und nehmen auch den Pickel zur Hand. Viele Leute gehen hier auch ohne Eisen, aber wenn wir sie schon mithaben, legen wir sie doch an, gerade im Abstieg ist das Gehen damit schon einfacher, finde ich.
    Im unteren Teil dann ein Band mit Drahtseilsicherung herausqueren auf den Gosaugletscher.


    Unten angekommen, legen wir doch nochmals die Felle auf und wandern ein kleines Stück aufwärts, es ist wirklich noch viel Zeit und die Adamekhütte schon im Blickfeld.
    Dann eine tolle Abfahrt über den Gosaugletscher hinunter. Der Dachstein im Hintergrund ist nun doch nicht mehr ganz wolkenfrei.


    Gerade hinunter sieht man den Gosausee, wir halten uns aber am Gletscherende rechts zur Adamekhütte (am Fuß der Schreiberwand rechts im Bild).


    Nach einer kurzen Gegensteigung haben wir am frühen Nachmittag die Adamekhütte erreicht und genießen die Wärme auf der Sonnenterasse, die wir heute für uns allein haben. Wir können jetzt so richtig herumtrödeln beim Teekochen und Packerlessen zubereiten. Slow down!


    Der Winterraum ist übrigens frei zugänglich und nett eingerichtet. Scheint während der Sommersaison ein Gastzimmer zu sein, das eben jetzt als Winterraum adaptiert ist und regulär 6 Schlafplätze bietet (Wieviele da Platz haben, wenn’s notwendig ist, kann jeder selbst entscheiden). Heizmöglichkeit oder Kochgeschirr gibt’s übrigens nicht, ist aber kein Problem, wenn man’s weiß, finde ich.

    Am nächsten Tag wieder etwas früher Tagwache: Wir müssen ja nicht nur ins Tal hinunter sondern auch mit Öffis zum Ödensee zurück. Außerdem sind einerseits sehr hohe Temperaturen prognostiziert und im Lauf des Tages soll auch das Schönwetter zu Ende gehen.
    Also um ½ 5 raus aus den Federn (nein: Wolldecken!) und um ½ 6 stehen wir schon in den Schiern. Es ist schon hell, aber Sonne sehen wir vorerst noch lange keine, wir sind dauernd im Schatten von Hohem Kreuz, Schneebergwand und Torstein unterwegs.
    Von der Hütte geht’s abwechselnd steigend und fallend um die Ausläufer der Schneebergwand herum, immer den Spuren der Sonntagsgeher folgend.
    Harscheisen sind da aufgrund der frühen Tageszeit schon sehr hilfreich. Auch kurze Abfahrtsstellen trauen wir uns aufgrund der harten Unterlage mit Fellen nicht zu.


    Das letzte Stück dann noch kontinuierlich ansteigend bis in die Windlegerscharte, wo uns ein doch kalter Wind um die Nase weht. Ab hier geht’s jetzt ins Salzburgische. Zuerst kann man einmal ein Stück hinunterschwingen, dann folgt eine felsdurchsetzte Unterbrechungsstelle, die von den meisten am Vortag ganz offensichtlich auf Schiern bewältigt wurde. Es ist jetzt aber wirklich noch hart gefroren, also nehmen wir auch Pickel (und Steigeisen), oder warum heißt’s denn „pickelhart“?


    Jetzt aber die Schi angeschnallt und eines der schönsten Dachsteinkare hinunter, die Bedingungen hart aber nicht eisig.


    Unten dann weitet sich das Kar und wir kommen endlich in die Sonne. Ab hier ein schönes Stück Firngenuss, bevor es dann bald tiefer wird, aber trotzdem gut zu fahren. Unten etwas links haltend sehen wir schon die Bachlalm, im Winter bewirtschaftet und mit Naturrodelbahn zur Landesstraße hinunter.


    Wir legen aber nochmals die Felle auf und steigen westwärts nochmals etwa 150hm rauf zur Jagdhütte am Nößlerriedel wo wir letzmalig die Felle abnehmen und die Almwiesen runterkurven bis es nach der Weitenhausalm auf etwa 1300m dann heißt: Schnee aus!


    Zuletzt Schi am Buckel und etwa eine ¾ Stunde hinaus nach Filzmoos wo wir genau um 12.00 ankommen.

    Von dieser Tour werde ich noch meinen Enkeln erzählen! (Unseren Kindern habe ich’s natürlich schon erzählt, aber die beiden pubertierenden Computerkids stehen meiner Begeisterung eher verständnislos gegenüber.)
    Nach uns die Sintflut.

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    • #3
      AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

      Tolle Tour/Variante und tolle Beschreibung...wir waren am SO (mit den Massen ) auch vor Ort...schön wars trotzdem auf jeden Fall.

      Gruß
      bernhard

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      • #4
        AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

        Ich muss auch zu dieser Tour gratulieren - ich habe zwar mit Schitouren nicht wirklich was am Hut, aber beeindruckt bin ich bei dieser Tour (Beschreibung & Bilder ) natürlich schon!
        Herrgott d'Hoamat is schen!
        (Spruch am Gipfelkreuz vom Maisenkögerl in Scharnstein)
        Meine Seiten:http://indaheh.blogspot.com/index.html und: http://wanderfuehrerin.blogspot.com/
        mein Chor Camerata Vocalis Pettenbach: http://cameratavocalispettenbach.blogspot.com/

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        • #5
          AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

          Interessant gewählte Route, das Wetter optimal genützt, spannend berichtet! Gratulation!

          Grüße
          snowfox

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          • #6
            AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

            und herzliche Gratulation zu dieser Unternehmung!!
            Super Bilder!

            Gruß
            Berglerin

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            • #7
              AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

              Gratulation zu dieser herrlichen Tour und danke für den schönen Bildbericht. Ich bin zwar kein Schitourengeher, aber der Dachstein bzw. das Gebiet rund um den Dachstein interessiert mich im Sommer.

              L.G. Gerhard (elkoeb)

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              • #8
                AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)



                Super Skitour habt ihr gemacht. Gratuliere.

                Schöne Bilder und ein toller Bericht.

                lg isabella

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                • #9
                  AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

                  Wunderschöne ausgedehnte Tour, gratuliere euch auf das herzlichste!

                  LG, bp
                  [SIZE="2"][SIZE="1"]Good bye ...[/SIZE][/SIZE]

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                  • #10
                    AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

                    Traum Bilder!

                    Sicher auch Lustig die Querung zum Gosaugletscher entlang dem Drahtseil!

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                    • #11
                      AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

                      Super, tolle Tour, tolle Bilder und wunderbare Beschreibung - Gratulation und Danke
                      Geo
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                      'man ist nie zu alt um eine glückliche Kindheit zu haben'
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                      Geo-Foto-fix: www.geo-lights.at
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                      • #12
                        AW: Dachsteinüberquerung 19.4. bis 21.4.2008 (Dreiländertour)

                        Vorab freue ich mich über all die netten Kommentare, vielen Dank!

                        Nachdem aus urheberrechtlichen Gründen die grafische Darstellung der Route in einem Kartenausschnitt der AMAP (1:200.000) vom Moderator gelöscht worden ist, nochmals das Selbe auf Basis Google Earth (Ich persönlich freue mich immer über eine Darstellung der Route, wenn ich das Gebiet nicht so gut kenne):

                        Übrigens: Wie man das Bildchen als Änderung im Originalbeitrag einzufügt, ist mir nicht klar, vielleicht kann mir da jemand einen Hinweis geben.

                        LG Hans
                        Nach uns die Sintflut.

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