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Island: Vulkan Fagradalsfjall am 17. & 18.07.2021

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  • Island: Vulkan Fagradalsfjall am 17. & 18.07.2021

    Im südwestlichen Zipfel Islands liegt die Halbinsel Reykjanes. Im März 2021 ist dort nur 30km von der Hauptstadt Reykjavik und nur 10km vom Städtchen Grindavik der Vulkan Fagradalsfjall ausgebrochen. Ein mächtiges Spektakel, konnte man doch von Reykjavik in der Nacht die geysirartigen Lavafontänen sehen.

    00_Grindavik Spot.JPG
    01_Reykjanes.jpg

    Es handelt sich nicht um einen klassischen Schichtvulkan mit prominenter Kegelform, wie es bspw. der Vesuv ist. Im Grunde ist in den Bergen bei Grindavik einfach ein Erdspalt aufgerissen, aus dem Lava gestoßen wird bzw. fließt. Es ist der erste Vulkanausbruch in dieser Gegend seit 800 Jahren.

    Der letzte Ausbruch mit Lava auf Island war 2010. Nach der Ascheneruption des Eyjafjallajökull, welcher große Teile des Flugverkehrs in Westeuropa lahmlegte, gab es noch einen kleinere Ausbruch des selben Vulkans, wo man sich Lava ansehen konnte. Die Hauptausbruchstelle der Ascheneruption könnte Ihr Euch hier in meinem Bericht vom Laugavegur Trail ansehen.

    https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...im-august-2020


    Die Namensgebung ist so eine Sache, da man im Internet unterschiedliche Bezeichnungen finden kann, die sich meist nach den Bergen oder Tälern richten, die im Ausbruchsgebiet liegen. So handelt es sich streng genommen um das Krysuvik-Vulkansystem. Man liest aber auch von der Geldingadalir-Eruption (Tal) oder dem Fagradsdalfjall (Bergmassiv). Der höchste Berg Langholl in der Gegend ist gerade mal 375m hoch, was aber aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Meer auch recht hoch wirkt.

    Wie auch immer, mit dem Auto fährt man vom Flughafen Keflavik circa 40 Minuten zu den Vulkan-Parkplätzen nahe Grindavik, welche private Anbieter sehr schnell nach den ersten Ausbrüchen hergerichtet haben und sogar elektronisch über das Internet Parkgebühren verlangen. Geschäftstüchtig sind sie die Isländer…..
    Zuletzt geändert von Schelli; 20.08.2021, 08:28.
    "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

    "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

  • #2
    Wir haben in Grindavik im Geo Hotel gewohnt, dass sich knapp nach unserer Buchung in Volcano Hotel umbenannt hat. Nach circa 10 Minuten Autofahrt nähert man sich der markanten langen Rechtskurve, in welcher der erste Parkplatz liegt, der zum Weg B führt. Zu Beginn der nächsten Linkskurve direkt am Meer liegt der Hauptparpkplatz mit mobilen WCs und einem Imbissstand mit für Island moderaten Preisen (Fish & Chips EUR 12, Lammsuppe EUR 10). Von hier startet der Weg C.

    02_Grindavik Map_LI.jpg

    Auf der Homepage safetravel.is findet man aktuelle Daten zur Gefahrenlage, GPS-Daten und eine kleine Landkarte, in welcher die beiden noch existierenden Wege B und C eingezeichnet sind. Der Weg A wurde von der Lava mehr oder weniger zerstört.

    03_Volcano Map_LI.jpg

    Der orange Kreis kennzeichnet den Hauptschlot, der momentan aktiv ist und Lava speit. Die Buchstaben B und C stehen für die beiden Wege, welche für Fußgänger offiziell freigegeben sind (Isländisch "Leid B/C"). Und die violetten Flächen sind die Lavafelder.

    Hier kann man elektronisch die Parkgebühr für beide Parkplätze bezahlen:


    https://parka.is/pay/geldingadalir/
    Zuletzt geändert von Schelli; 17.08.2021, 09:45.
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    • #3
      An unserem Anreisetag am 17.07.2021 schafften wir es nach sehr langen Warteschlangen am Flughafen (COVID-Kontrollen) endlich gegen 20 Uhr ins Hotel. Nach dem Abendessen machte ich mich gegen 21 Uhr auf, um das Terrain zu erkunden. Leider findet man im Internet jede Menge Fotos und Videos mit Eruptionen und Lava von begeisterten Touristen, welchen keine Wegbeschreibungen beiliegen. Da sich die Verhältnisse ständig ändern, ist es nicht uninteressant, was aktuell die besten Aussichtspunkte sind. Nur wenige geben jedoch an, welcher Weg nun der aktuell günstigste ist.

      Mit dieser Unsicherheit stellte ich das Auto am Parkplatz zum Weg C ab, um dann doch den Weg B zu nehmen. Die Idee dahinter war der starke Nebel und Aussagen im Netz, dass man fließende Lava eher am Endpunkt des Wegs B sehen könne. Trotz Nebels war es ausreichend hell, da die Sonne im Juli erst gegen 23:30 untergeht.


      04_IMG_20210717_235440.jpg

      Auf dem Bild oben erkennt man links das Meer und rechts den Parkplatz mit der Imbissbude (weiße Schachtel).

      Die Wege zum Vulkan wurden erst aufgrund der Eruptionen ausgesteckt (gelbe Holzpfahle). Teils haben die Isländer mit Bagger und Planierraupen schöne breite Wege in die Landschaft gesetzt. Stellenweise kam dann doch der ursprüngliche Zustand der Landschaft zum Vorschein.

      05_IMG_20210717_233313.jpg
      06_IMG_20210717_220029.jpg

      Und dann ging es die Hügel/Berge hinauf (ca 250 Hm), um dann auf den abgeflachten „Gipfel“ im Nebel zu wandern. Auf dem Bild oben führte der Weg die Rinne im Hintergrund bergauf. Da es teils rutschig war, hatten die Behörden sogar ein Seil zum Anhalten an der steilsten Stelle angebracht. Für Forumianer stellt diese "Schlüsselstelle" aber keine Schwierigkeit dar.

      Oben angekommen...


      07_IMG_20210717_223916.jpg

      Ich war alleine, der Nebel verschluckte teils die Wegmarkierungen, aber mit einem GPS-Track auf dem Handy ging es dennoch sehr gut. Teils war es halt gespenstisch, 10 Grad Celsius, wenig Sicht, keine Geräusche. Nach mehr als einer Stunde neigte sich das Gelände talwärts, wo die Lava wartete. Schwarz, hart und teils dampfend zischend. Mehr war da nicht zu sehen.

      08_IMG_20210717_223643.jpg
      09_IMG_20210717_223844.jpg

      Zwei Deutsche hatten stundenlang ausgeharrt, um einen Blick durch Nebelfetzen auf die Westseite des Hauptschlotes des Vulkans zu erhaschen oder Live-Lava fließen zu sehen, keine Chance. Enttäuscht machten sie sich auf den Rückweg zum Hotel, um erfolglos am nächsten Tag nach Hause zu fliegen. Das ist ein übrigens ein Schicksal, das mittlerweile viele Touristen teilen, die (so wie ich) extra wegen des Vulkans nach Island kamen. Dieser legt mittlerweile viele Ruhephasen ein und/oder ist durch starken Nebel nicht sichtbar.

      Nach etwa 30 Minuten Herumgehoppse im weglosen Gelände machte ich mich auch wieder auf den Rückweg zum Parkplatz. Langsam wurde es doch dunkel.

      Circa 10 Gehminuten vor dem Parkplatz machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Lavafeld Natthagi (Tal), das mit einem circa 10-15m hohen Erddamm abgesperrt wurde, um die Straße und Glasfaserkabel zu schützen. Kurz vor dem Damm endete der bereits erkaltete Lavastrom. Auf der Karte von safetrevel.is oben ist dies übrigens das unterste violette Spitzel mit dem Warndreieck.


      10_IMG_20210717_233937.jpg

      Der Bergrücken rechts neben der Lavazunge ist übrigens der langgezogene Bergkamm Langihryggur auf dem man über den Weg C zum aktuell besten Aussichtspunkt auf den speienden Hauptschlot kommt. Dort finden sich auch Webcams. Den Live-Stream kann man auf Youtube verfolgen. Und wenn man "Glück" hat, kann man sogar besonders intelligente Menschen sehen, die auf der Lava herumlaufen. Am nächsten Tag erlebten wir einen entsprechenden Rettungseinsatz.... bravo!

      Knapp nach Mitternacht war ich wieder im Hotel. Insgesamt war ich drei Stunden unterwegs und hatte circa 11km und 460Hm zurückgelegt. Am höchsten Punkt war ich ca 300m über dem Meeresspiegel.





      Zuletzt geändert von Schelli; 17.08.2021, 09:26.
      "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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      • #4
        So 18.07.2021 - Der Tag des Herrn begann in der Früh mit einem Blick auf den Youtube-Livestream am Handy. Kein Nebel, keine Aktivität. Daher stand Sightseeing am Programm (Geothermalfeld Krysuvik). Danach entspannten wir in der Blauen Lagune, einem etwas bekannten größeren Hotpot/Therme, in welcher nicht sehr viele Touristen waren.

        Gegen 19 Uhr wollten wir im Hotel eine Kleinigkeit essen und fanden den Vulkan im TV in der Lobby (Livestream) schmauchen und speiend vor. Wir packten unsere sieben Sachen und düsten zum Parkplatz beim Weg C. Zwei Menschenschlangen bewegten sich in Richtung Vulkan und gegenverkehrt zum Parkplatz. Überall zufriedene oder erwartungsfrohe Gesichter…

        Anfangs war der Anstieg auf den Bergrücken Langihryggur etwas steiler, aber technisch unproblematisch, da sich ein ausgetretener Pfad bergauf schlängelte und es keine ausgesetzten Stellen gab. Nach 200 Hm gab es nur noch einen stetigen sanften Anstieg. Im Tal war das Lavafeld Natthagi bestens zu sehen.

        Hier in Richtung Meer bzw. Parkplatz


        11_IMG_20210718_195539.jpg

        Und hier in Richtung Vulkan:

        12_IMG_20210718_195535.jpg

        Nach knapp einer dreiviertel Stunde tat sich der erste Blick auf den Vulkan auf.

        13_IMG_20210718_192833.jpg

        Ab dann wurde unser Marsch bergauf ständig durch fasziniertes Anstarren des Vulkans und Fotografieren unterbrochen.

        14_IMG_20210718_203604.jpg

        Am höchsten Punkt des Langihryggur bei der Webcam blieben wir dann ca eine dreiviertel Stunde im pfeifenden Wind. Die Sicht war nicht perfekt, aber wir waren glücklich. Hier eine Version vom selben Foto ohne Bildkorrektur:

        15_DSC04059.JPG

        Mit Bildkorrektur:

        15_1_DSC04059.jpg

        Dank Zoom gelangen ein paar gute Fotos und Videos (Stativ nicht vergessen!). Der Schlot ist ungefähr 2km vom Aussichtspunkt entfernt und war trotz Rauch und Schmauch recht gut zu sehen. Wobei mir Klaas alias Peakbagger sensationell klare und schöne Fotos vom Vulkan gezeigt hat. Wir waren und sind dennoch happy!

        16_DSC04063.JPG17_DSC04066.JPG18_DSC04070.JPG
        Zuletzt geändert von Schelli; 15.08.2021, 12:00.
        "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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        • #5
          Und hier der Link zu meinem Youtube-Video, das ich für diesen Bericht zusammengeschnitten habe.


           
          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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          • #6
            Zum Abschluss ließen wir uns noch fotografieren und kehrten überglücklich (falls ich das noch nicht erwähnt habe) zum Hotel zurück. Mission abgeschlossen.

            19_IMG_20210718_202203.jpg

            Wir waren 2:40h unterwegs und legten 7km und 300 Hm zurück. Der höchste Punkt war wieder ca 300 Meter über dem Meeresspiegel.

            Alles Liebe, Euer Schelli!
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            • #7
              Live-Webcam vom Bergrücken Langihryggur
               
              Zuletzt geändert von Schelli; 13.08.2021, 17:24.
              "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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              • #8
                Und der Weg C auf den Langihryggur ....
                 
                "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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                • #9
                  Hallo Schelli,

                  vielen Dank für den eindrucksvollen Bericht! Sehr schön, dass Ihr wenigstens noch etwas brodelnde Lava sehen konntet. Das war im Mai auch für mich das Entscheidende: "Sehe ich was Oranges oder nicht?" Im Endeffekt wurde ich dann "orangemäßig" mehr als zufriedenstellend bedient (Bericht folgt in den kommenden Tagen). Schon faszinierend, wie weit sich die Lava seit meinem Besuch ausgebreitet hat...

                  LG Klaas
                  Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

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                  • #10
                    Zitat von Schelli Beitrag anzeigen
                    Zum Abschluss ließen wir uns noch fotografieren und kehrten überglücklich (falls ich das noch nicht erwähnt habe) zum Hotel zurück.
                    Kann ich mir gut vorstellen, so einen Vulkanausbruch sieht man nicht alle Tage live.

                    Danke für die interessanten Bilder.

                    LG, Günter

                    Meine Touren in Europa

                    Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                    (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                    • #11
                      Danke, Klaas und Günter!

                      Es war tatsächlich ein Spektakel mit größtem Komfort. Kurze Entfernung zum Hotel, kurze einfache Wanderung, aktuell keine akute Gefahren auf dem Weg C und danach noch ein paar schöne Tage in den Westfjorden. Ein Bericht zu einem Tagesausflug in das Naturreservat Hornstrandir ganz oben im Nordwesten Islands folgt bzw. ist hier zu finden:

                      https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...-am-21-07-2021

                      Liebe Grüße
                      Schelli
                      Zuletzt geändert von Schelli; 20.08.2021, 10:41.
                      "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

                      "Nicht, weil die Dinge unerreichbar sind, wagen wir sie nicht. Weil wir sie nicht wagen, bleiben sie für uns unerreichbar." Lucius Annaeus Seneca - 65 n. Chr.

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                      • #12
                        Hallo Schelli,
                        Gratuliere daß es mit dem Vulkan immerhin klappte, obwohl Ihr nicht so viel "Vulkanglück" hatten wie Klaas.
                        LG, Herman
                        Ich erhebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe ist der Herr, der Himmel und Erde erschaffen hat (Ps 121). Gipfelkreuz Seespitze (3021 m), Venedigergruppe, Osttirol.

                        Weitere Themen und Berichten von mir.

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                        • #13
                          Danke, Herman!

                          Ich sehe das positiv. Wir hatten ausreichendes Vulkanglück, zumal sich die Situation ja permanent ändert.

                          LG Schelli
                          "Muss man sich denn auch alles von sich gefallen lassen?" Viktor Frankl

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