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Wildseespitze, 2543 m; W-Grat,I-II; Graunock, 2477 m, N.Tauern, 23.10.2019

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  • Wildseespitze, 2543 m; W-Grat,I-II; Graunock, 2477 m, N.Tauern, 23.10.2019

    Vom Lonka/Weißpriachtal/P, Greinmeisterhütte, Steig zum Wildsee, SW-Flanke zum Westgrat Wildseespitze, I-II; Übergang Graunock, zurück zur Scharte, Abstieg Talkenkar, Talkensee und zurück

    Zurück von meiner wunderschönen Tour bei der Neunkirchner Hütte,
    https://www.gipfeltreffen.at/forum/gipfeltreffen/toureninfo-verh%C3%A4ltnisse/wanderungen-und-bergtouren/steiermark-ah/2429308-talkenschrein-2319-m-alker-2202-m-w%C3%B6lzer-schoberspitze-2423-m-nordgrat-ii-iii-n-tauern-22-10-2019
    übersiedelte ich noch abends Richtung Tamsweg/Mariapfarr. Auch den folgenden Tag wollte ich unbedingt noch für eine schöne Tour nutzen. Also los:

    Übersicht: Ausgangsort Weißpriach/Lungau
    E01Blut-001.jpg
    Kompass logo.jpg
    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 29.09.2020, 18:38.

  • #2
    Es ist Nacht, stockdunkel aber sternklar als ich mutterseelenallein hinein kurve in das Lonkatal (Weißpriachtal). Bei Dicktlerhütte angekommen ist aber Schluss. Eine automatische Schranke, so wird verkündet, öffnet sich bei Einwurf von 6 Euro.
    Aber nicht um diese Zeit… Allerdings besagt ein Schild, dass dies um 5h morgens (!) wieder funktionieren sollte. Ich bin skeptisch, Spätherbst, Jagdzeit…
    Das möchte ich testen. Der Schlaf in meinem alten „Hotel Honda“, ½ Stern, ist ohnehin nicht sehr erquicklich. Um fünf Uhr werfe ich die Münzen rein und – hurra! Schranke öffnet sich!
    Bei der Teilung der Täler ist aber endgültig Schluss und ich lenke meine Schritte gemütlich ins hinterste Znachtal. Kühle Luft umstreift mich und mittlerweile beleuchtet der Mond meinen nächtlichen Aufstieg.
    E01Blut-001a.jpg

    Die Bäume, dunkle Schattenriesen verdunkeln zeitweise den breiten Weg, dann muss die Stirnlampe helfen.
    Bei der Greinmeisterhütte dämmert das erste Tageslicht, perfekt! Mein früher Aufbruch hat sich gelohnt. Erste Sonnenstrahlen streifen die Kalkspitze und tauchen die Hänge in rötliches Licht.
    image_588325.jpg
    Nun folge ich kurz dem alten Knappenweg, er ist unmarkiert, aber deutlich.
    Sogar Schautafeln erklären hin und wieder das vergangene Leben der Bergleute:
    E01Blut-003.jpg
    Bald muss ich den Weg verlassen, denn ich möchte den völlig abgelegenen Wildsee aufsuchen. Anfangs keine Spur von einem Weg, aber die Krautstauden liegen bereits am Boden, ich komme gut vorwärts. Bei einer Flachstufe treffe ich auf den nunmehr sehr deutlichen Steig. Der Blick wird frei, die Bäume, die Berge – wie ein Gemälde…
    E01Blut-004.jpg
    Die Sonne streift die Kalkspitzen
    E01Blut-005.jpg
    und eben noch sattes Grün weicht vergänglichem Lärchengold:
    E01Blut-006.jpg
    Ein erster Einblick ins Knappenkar (rechts die Zinkwand, in der Mitte die Vetternspitze, etwas versteckt die Engelkarspitze)
    E01Blut-007.jpg
    Noch weiter hinten in Bildmitte die Brettspitze, rechts der Graunock, den besuche ich heute noch:
    E01Blut-008.jpg
    Auf einem überraschend perfekten Steig erreiche ich den Rand des Wildkars.
    Ein Blick auf den Nachbarkamm mit ganz selten besuchten Gipfeln.
    Aufgereiht von links nach rechts Schusterstuhl, Poiskarspitzen, Mentenkarspitzen, Lungauer Kalkspitze:
    E01Blut-009.jpg
    Neugierig nähere ich mich dem Rand des Kars und da ist er:
    Der geheimnisvolle Wildsee, bewacht von der Steinkarspitze
    E01Blut-010.jpg
    Meinen ursprünglichen Plan, den im Bild sichtbaren langen Grat zu begehen, verschiebe ich auf einen längeren Tag. Trotzdem steige ich noch an den Fuß der kugelförmigen Gratkuppe auf
    E01Blut-011.jpg
    Zu gerne möchte ich einen Blick von oben auf den Wildsee werfen und der kleine Abstecher lohnt sich:
    E01Blut-012.jpg
    Im Anschluß werde ich den gegenüber liegenden Hang (rechte Bildseite) hochsteigen und den Westkamm die Blutspitze zu erreichen versuchen.
    Aus meiner erhöhten Perspektive erblicke ich dann auch noch einen zweiten, kleineren See. (unter Zinkwand und Vetternspitzen liegt das Knappenkar):
    E01Blut-014.jpg
    Ich wende mich nun der anderen Karseite zu und darf nun im Vorbeigehen auch in den kleineren Seespiegel blicken:
    E01Blut-015.jpg

    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von tauernfuchs; 12.11.2019, 18:15.

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    • #3
      Nach einem Rückblick zum Wildsee (rechts der Schusterstuhl)
      E01Blut-016.jpg

      E01Blut-018.jpg
      mühe ich mich den steilen Wiesenhang Richtung Westkamm empor.
      Über diesen Rundbuckel kann ich nun einige Zeit recht gemütlich dahin schreiten:
      E01Blut-019.jpg
      Mein Blick gleitet zur Brettspitze (Bildmitte)
      E01Blut-020.jpg
      mit Erinnerungen an einen meiner gefährlichsten Tauerngrate. Rechts der Graunock.
      Phantastische Aussicht Richtung Ankogel, Glockner
      E01Blut-022.jpg
      Dann stehe ich vor dem letzten Hindernis:
      E01Blut-023.jpg
      Gleich nach dem zackigen Vorbau hängt das Ding sogar über. Aber deutlich erkennt man auch ein Band nach rechts, das eine recht einfache Umgehung ermöglicht.
      Diese Hoffnung erweist sich auch als richtig und gleich danach lässt sich das Gelände über einfache Schrofen überwinden.
      In der Tiefe sehe ich nun auch den Talkensee
      E01Blut-024.jpg
      Dorthin will ich heute absteigen, darauf freue ich mich. Zuvor kommt aber noch der Graunock rechts an die Reihe...
      Recht ungehindert gelange ich nun über ein paar Höcker zum Vorgipfel und genieße den Ausblick auf meine „alten Bekannten“:
      E01Blut-025.jpg
      Links natürlich der Hochgolling, dann Steinkarleck, Weißhöhe, Kasereck. Davor der Hockeckkamm vom Scharnock über Lantschfeldspitze und Hillebrandkopf (v.l.n.r.)
      In der Tiefe der Lignitzsee.
      Ein Blick zu meinem nächsten Ziel, Graunock (etwa Bildmitte), wer genau schaut entdeckt etwas links davon, ganz hinten noch Höchstein und Zwiesling:
      E01Blut-026.jpg
      Etwas gezoomt Glockner, Wiesbachhorn…
      E01Blut-029.jpg
      Mein Gipfel ist ein richtiger „Blondschopf“, der höhere „Schwarzkopf“ dahinter ist die Blutspitze, links der Hundstein:
      E01Blut-031.jpg
      Zum „Hauptblondschopf“ muss man aber noch in eine kleine Scharte absteigen und grasig steil (kurz III) hinauf klettern. Hier im Detail mit Ausblick ins vernebelte Tal:
      E01Blut-033.jpg
      Noch ein Blick talaus, mit Hocheck links:
      E01Blut-034.jpg
      Tiefblick zum Lignitzsee
      E01Blut-035.jpg
      Über diesem thront die Lanschfeldspitze und links davon lugt das kecke Kasereck hervor:
      E01Blut-038.jpg


      Zuletzt geändert von tauernfuchs; 29.09.2020, 18:42.

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      • #4
        Der Abstieg von der Wildseespitze lässt sich über nicht allzu steile Grashänge leicht bewältigen und in Kürze erreiche ich den Sattel vor dem Graunock Südwestgrat,
        Blick zurück:
        E01Blut-041.jpg
        Von diesem sonnenbeschienenen Fleck werde ich anschließend zum Talkensee absteigen.
        Im SW-Grat des Graunock finden sich fast unerwartet viele Felshindernisse, aber ein sehr ausgepräger Steig leitet stets um diese herum. Erst zuletzt weiche ich einem schärferen Gratteil rechts aus, bevor mich letzte Gras und Blockhänge zum Gipfel leiten; natürlich mit Dachsteinblick:
        E01Blut-042.jpg
        Ein Blick ins Knappenkar und Zinkenkarl, auch hier träumen zahlreiche Seen namenlos vor sich hin:
        E01Blut-044.jpg
        Der Talkensee, tief unter mir bekommt die erste Sonne ab. Hoffentlich bleibt das so,
        denn dort werde ich erst in etwa einer Stunde sein.
        E01Blut-045.jpg
        Zunächst muss nämlich noch ein wenig die Aussicht genossen werden:
        Rechts die Blutspitze, knapp dahinter wäre die Steinkarspitze versteckt, dann Sattelspitzen und der spitze Hundstein
        E01Blut-046.jpg
        Und dann heißt´s Abschied nehmen, wieder den SW-Grat zurück, in der Tiefe wartet bereits der Talkensee (Blick Richtung Kalkspitzen):
        E01Blut-049.jpg
        Spärliche Steigspuren, teils steilere Graspassagen leiten mich hin. Etwas unangenehm, aber die Mühe lohnt sich:
        E01Blut-051.jpg
        Links einer der Knappentürme, zu beiden Seiten hinten die Engelkarspitzen, rechts die Vetternspitzen und ganz rechts der Gratausläufer der Zinkwand:
        Schon bin ich am Ufer
        E01Blut-053.jpg
        und mich packt – verzeiht es mir – wieder das Fotofieber, alle Farben des Herbstes... Ein Blick zur wahrhaft brüchigen Brettspitze:
        E01Blut-054.jpg
        Auch der Graunock darf ins Bild samt meinem Aufstiegskamm
        E01Blut-056.jpg
        und im grauen Uferschotter des Sees findet sich ein kleines Pflanzenwunder:
        E01Blut-058.jpg
        Dann steige ich ab, den goldenen Lärchen entgegen
        E01Blut-061.jpg
        Und da sind sie:
        E01Blut-064.jpg
        Ein letzter Rückblick,
        E01Blut-065.jpg
        dann empfangen mich die kühlen Schatten des beginnenden Abends und ich ahne, dass schon bald die herbstliche Pracht unter einer weißen verschwunden sein wird.

        LG
        Zuletzt geändert von tauernfuchs; 29.09.2020, 18:46.

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        • #5
          Tolle Unternehmung und wunderschöne Fotos! Die Seen hauchen der kargen Landschaft etwas Leben ein.
          Um diese Jahreszeit so zeitig aufbrechen - brrrrr! Aber es hat sich gelohnt.

          LG maxrax

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          • #6
            Wieder eine wunderbare Gratwanderung!
            Was fehlt, ist ein Bad im Talkensee

            lg
            Norbert
            Meine Touren in Europa
            ... in Italien
            Meine Touren in Südamerika
            Blumen und anderes

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            • #7
              Danke! Es freut mich einfach in so entlegenen Ecken herum zu stöbern, überraschend wieder doch Steige zu entdecken, nicht genau zu wissen, ob irgendwo ein Durchstieg gelingt und dazu diese phantastische Landschaft!
              @csf125: Vielleicht erfindet ja jemand - extra für mich - einmal einen alpinen Tauchsieder...

              LG
              Zuletzt geändert von tauernfuchs; 14.11.2019, 22:37.

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              • #8
                Ein toller Bericht aus einer mir völlig unbekannten Gegend. Im Herbst sind die Farben einzigartig. Danke fürs zeigen.
                Bei den Bergen ist es so: Je höher man steigt, umso weiter ist die Sicht; bei den Menschen ist es oft umgekehrt (Otto Baumgartner-Amstad)

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                • #9
                  Bei deinen Bildern sehne ich den Herbst zurück.
                  "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

                  https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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                  • #10
                    Den Grat rechts des Wildsees bin ich gerade erst letzten Herbst gegangen war damals auch unentschlossen ob ich deine Route oder eben den langen Grat gehen soll... ist absolut Traumhaft allerdings an ein zwei Stellen sehr sehr ausgesetzt.
                    LG. Von einem Weißpriacher
                    ​​​
                    Angehängte Dateien
                    Zuletzt geändert von GregiM; 03.06.2020, 23:02.

                    Kommentar


                    • #11
                      Oh, super! Das ist ja spannend! Über Nachrichten von einem lokalen Gebietskenner und Gleichgesinnten freue ich mich immer ganz besonders.
                      Danke für deine Bilder und diese interessante Information. Wenn du zufällig ein paar Details zu dieser Route hättest, könnte ich sie in meinen Ergänzungsführer aufnehmen.
                      Auf jeden Fall werde ich wieder kommen, allein der Wildsee lohnt ja schon den Besuch...

                      LG Manfred

                      Kommentar


                      • #12
                        Ja bin sehr begeistert von deinen Beiträgen in meinen Heimischen Bergen war schon des öfteren überrascht eine Routenbeschreibung über so unbekannte Gipfel zu finden und alle spannend zu lesen.
                        Zur Route kann ich nur sagen das sie ab der Gratkuppe zu 100% den Grat folgt und den 2 Schwierigkeitsgrat (wenn überhaupt) an nur einer Stelle verlässt und die besagte Stelle ist eine Felsplatte an der man sich oben festhaltend rüberhanteln kann und dann die Seite in Richtung Wildsee wechselt. Ist aber meiner Meinung alles selbst erklärend. Vor dem letzten Gipfelanstieg endet der Grat und man kann die Gipfelflanke in Steileren Gehgelände ohne zu klettern erreichen. Aber empfehlenswerter ist wen man nach wenigen Höhenmetern den direkten Grat ober den Wildsee betritt und man wird belohnt mit einer herrlichen Kletterei ohne großen Schwierigkeiten bis auf den Gipfel.
                        Zum Abstieg habe ich damals die direkte Linie durch das Gamsalpl in die Znach gewählt was aber nicht zu empfehlen ist, da es am Ende in vielen Einzelnen Felswänden endet und ich mir ein Seil zum Abseilen gewünscht habe.
                        Lg. Und wenn du mal in der Nähe bist würde es mich freuen wenn ich dich auf ein Bier einladen darf

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                        • #13
                          Herzlichen Dank für deine näheren Informationen!
                          Diese Unternehmung steht auf meiner To-Do-Liste ganz oben, weil es mich sehr oft in diese schöne Gegend zieht. Umso verlockender, weil es kein Bruchhaufen ist und der Wildsee dürfte ja inzwischen auch eisfrei sein.
                          Die Route endet ja eigentlich auf der Steinkarspitze, was du aber natürlich ohnehin weißt. Das Gipfelgewusl ist in dieser Gegend ja nicht so einfach zu entwirren.
                          Ganz in der Nähe, nämlich am Südgipfel der Steinkarspitze (oder doch Sattelspitze?) mündet übrigens ein Ostgrat, der das Steinkar und Ödkar teilt. Diesen Grat bezeichne ich als den anspruchsvollsten der Niederen Tauern, ich weiß nicht ob ihn nach mir noch jemand begangen hat.
                          Ich nehme an, dass du meinen Ergänzungsführer kennst, wenn nicht, dann:
                          https://www.gipfeltreffen.at/forum/g...rer-gratis-pdf

                          Beim Abstieg in die Znach wäre ich ohnehin misstrauisch gewesen, wenn ich die Tour mache, möchte ich eher zum Hundstein rüber. Das ist nicht so wild. Interessieren würde mich übrigens, ob das Fuchsenkar beim Hundstein im Frühjahr als rascher Abstieg/Abfahrt möglich wäre, oder ob man weiter unten auch in die Wandln kommt. Auf der Karte sieht das nämlich machbar aus.

                          Jedenfalls würde ich mich ebenso freuen, dich kennen zulernen und ich möchte mich gern melden, wenn ich in der Nähe bin. Und ich hoffe, ich darf dich dann auf das zweite Bier einladen...

                          LG

                          Kommentar


                          • #14
                            Hallo danke für deine Antwort. Und ja du hast natürlich Recht der Grat endet an der Steinkarspitze die über einen Schmalen Grat mit der Blutspitze verbunden ist aber Das hast du bestimmt mit eigenen Augen gesehen. Exakt die Gleiche Überschreitung bis zum Hundstein steht auch auf meiner To do Liste seit ich von der Steinkarspitze rausgeschaut habe ​​​​​​

                            Der Abstieg durch das Fuchsenkar ist möglich und wird von manchen auch mit Firngleitern befahren. Ich habe ohnehin vor am Samstag (wenn das Wetter mitspielt) durch das Fuchsenkar zu den Mitterspitzen und dem Hundstein aufzusteigen. Werde dir ein paar Fotos zukommen lassen.

                            Und danke für das pdf. Habe von deinen Ergänzungsführer gehört wusste aber nicht das er hier frei zum Download verfügbar ist, ich danke recht Herzlich.
                            Sehr Gut das freut mich

                            Kommentar


                            • #15
                              Euer Gedankenaustausch hat einen Bericht "an die Oberfläche gespült", der mir damals leider durchgerutscht ist.

                              Ein wunderschöner Bilderbogen aus dem Herbst und eine spannende Tour.



                              LG, Günter
                              Meine Touren in Europa

                              Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                              (Marie von Ebner-Eschenbach)

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