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Von St. Johann am Tauern zur Franzlbauerhütte. Oder: Wer hat die Wege geklaut? 05.09.2020

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  • Von St. Johann am Tauern zur Franzlbauerhütte. Oder: Wer hat die Wege geklaut? 05.09.2020

    Die Idee zu unserer heutigen Tour (uns = Nikon und ich) ist nach dieser Bergfex-Tourenbeschreibung entstanden

    Wir wollten so gehen, wie beschrieben, also von St. Johann am Tauern auf Schleifkogel, Schleifeck und Lärchkogel. Dann wollten wir weitergehen bis Amachkogel und Gaaler Thörl. Vom Gaaler Thörl runter zur Franzlbauerhütte. Da wir zwei Autos hatten, sind Hin- und Rückfahrt kein Problem.

    So die Theorie.

    Die Praxis war dann etwas anders :-)
    Genial und „rustikal“, wie Nikon zu sagen pflegt.

    Die Eckdaten der Tour (von der, wie sie dann in der Praxis geworden ist):
    - Start: Parkplatz bei der Volksschule in St. Johann am Tauern (wie im Bergfex-Bericht beschrieben). Parkplatz ist gleich nach dem Kirchenwirt (nach = kommend von Norden)
    - Ziel: Franzlbauerhütte im Bärntal
    - Höhenmeter auf: ca. 1.596
    - Höhenmeter ab: ca. 1.228
    - Kilometer: ca. 16,45


    Wir treffen uns in Trieben, fahren gemeinsam zur Franzlbauerhütte. Dort lassen wir ein Auto stehen. Mit dem zweiten Auto fahren wir bis St. Johann am Tauern. Von dort starten wir.
    Wir gehen durch St. Johann durch und in den Schleifgraben rein. Dort finden wir ziemlich bald ziemlich viele Eierschwammerln, die uns eine ziemliche Weile aufhalten und von denen dann ziemlich viele die Tour mitgehen.
    Und dann – ziemlich plötzlich – verlieren wir den Weg. Schon vorher war der Weg nicht immer ganz klar gewesen, Markierungen spärlich bis keine. Irgendwann wissen wir nicht mehr, ob wir links oder rechts um den nächsten Baum herumgehen sollen. Und obwohl der Schleifgraben nicht sehr breit ist (dafür sehr verwachsen mit diversen Dornenstauden und Brennnesseln), haben wir den Weg nicht mehr gefunden.
    Wir überlegen was wir tun könnten: Durch das Dornen- und Brennnesselgestrüpp
    1) weiter in den Graben reingehen, in der Hoffnung, weiter drinnen den Weg wieder zu finden.
    2) auf den Forstweg queren, der den westlichen Gipfelhang vom Schleifkogel raufgeht. Laut AMAP und Kompass verliert sich dieser Forstweg im Nichts, laut Openstreetmap geht ein Pfad bis auf den Gipfel.
    Wir entscheiden uns für 2) Die Querung verläuft gut und wir kommen punktgenau auf den Forstweg.

    Und hier die erste Frage an die werte Leserschaft:
    Gibt es den Weg in den Schleifgraben noch / überhaupt / je gegeben? Bin echt gespannt auf Antworten.

    Zurück zum Forstweg. Froh, wieder festen Boden und Luft um die Beine zu haben, gehen wir aufwärts bis zur Kehre, in der laut Openstreetmap der Pfad auf den Gipfel weggeht.
    Und Wunder oh Wunder: Kein Pfad….

    Und hier die zweite Frage an die werte Leserschaft:
    Kennt jemand diesen Pfad? Gibt’s den?

    Wieder überlegen wir, was tun. Der Pfad würde genau den Rücken entlang auf den Schleifkogel führen. Wir beschließen, dem Rücken ohne Pfad zu folgen, solange es geht. In der Hoffnung, auf keine unüberwindbaren Hindernisse zu stoßen.

    Wir haben Glück! Der Wald ist ausreichend durchlässig und so präsentiert sich der Gipfelhang, sobald wir aus dem Wald rauskommen:

    Schleif_01_P1010004_c.jpg

    Blick zurück auf den Gipfelhang von weiter oben.
    Schleif_02_P1010010_c.jpg

    Der Gipfel!!!
    Das Wetter passt super! Mittag ist nicht mehr fern (die Aktion hat uns einiges an Zeit gekostet), aber es sind überhaupt keine Gewitterwolken am Horizont. Der Gratwanderung steht also nichts im Weg.
    Schleif_03_P1010013_c.jpg

    Schleif_04_P1010015_c.jpg

    Hier geht’s dann weiter:
    Im Vordergrund: das Schleifeck.
    Im Hintergrund: rechts der Lärchkogel, links der Amachkogel und von dort geht es dann runter ins Gaaler Thörl.
    Schleif_05_P1010018_c.jpg

    Blick zurück auf den Schleifkogel.
    Schleif_06_P1010028_c.jpg

    Blick vom Schleifeck Richtung Lärchkogel und Amachkogel.
    Das mit dem „normalen, markierten Wanderweg“ haben wir mittlerweile gestrichen. Weg gibt’s keinen, manchmal einige Steigspuren, Markierungen wenige bis keine.
    Spannend an diesem Foto: Das Latschenfeld am Lärchkogel schaut von diesem Standpunkt recht klein aus, aber wenn man direkt vor den Latschen steht und die Latschen höher sind als man selbst, dann hat man doch keine Ahnung, wie durchgehen :-)
    Schleif_07_P1010037_c.jpg

    Als wir wieder mal an einem dieser „Links-oder-rechts-weiter-Punkte“ im Latschenfeld sind, sehen wir mitten im Latschenfeld ein Schild. Ein Richtungsschild mitten in den Latschen??? Wir gehen Richtung Schild und das erweist sich als dieses….
    Schleif_07_P1010043_c.jpg

    Weidevieh ist keines in der Nähe (Hut ab vor jeder Kuh, die sich hierher verirrt), dafür markiert das Schild tatsächlich eine Schneise durch die Latschen.
    Hier nochmal ein Blick zurück auf den bisherigen Teil der Tour.
    Schleif_09_P1010047_c.jpg

    Das folgende Foto bzw. dieser Stein entlockt uns den folgenden Dialog:
    Badehäubchen: „SCHAU!!!!!“
    Nikon (ziemlich erschrocken): „WAS???“
    Badehäubchen: „Eine Markierung!!“
    Nikon: „….“
    Schleif_10_P1010048_c.jpg

    Ausblick vom Gipfel
    Schleif_11_P1010058_c.jpg

    Gaaler Thörl und Gamskögel
    Schleif_12_P1010056_c.jpg

    Und hier der Grat / Aufstieg auf den Amachkogel. Der macht mir etwas Angst. Da sollen wir raufkommen? Gehend?
    Nikon: „Da führt ein markierter Wanderweg rauf!“
    Badehäubchen: „…“
    Wir beschließen, vom Lärchkogel runterzugehen und den Amachkogel von unten zu betrachten. Wenns nicht geht, wollen wir irgendwie Richtung Bärntal rüberqueren.
    Schleif_13_P1010052_c.jpg

    Vom Lärchkogel geht es steil und schmal, manchmal etwas brüchig runter, aber es gibt – zumindestens meistens – einen erkennbaren Weg, der bei der Routenwahl hilft.
    Schleif_14_P1010061_c.jpg

    Schleif_14_P1010062_c.jpg
    Aktuelle Lieblingssprüche:
    - Meister wird, wer trotz der Schule Bücher liest.
    - Vor Bäumen ich den Wald nicht seh, wenn ich auf meiner Leitung steh.

  • #2
    Blick von unten zurück auf den Abstiegsweg vom Lärchkogel. Von hier aus möchte man auch nicht meinen, dass man da so gut runterkommt.
    Während ich das so schreibe, hab ich das Gefühl, das klingt alles so, als ob ich ziemlich Weg-fixiert bin. Ja und nein. Es ist nicht das „kein Weg“ das mir Angst macht, sondern das „Was, wenn ich in Klettergebiet lande?“ oder wenn es zu ausgesetzt wird und ich nicht mehr vor/zurück komme? Irgendwie bin ich einfach überrascht. Das ist ja nicht die erste Tour in den Triebener Tauern. Bis jetzt waren das ja immer alles „ganz normale Wege“.
    Vom Sattel aus scheint der Amachkogel machbar, an einigen Stellen sieht man sogar weg-ähnliche Steigspuren J Wir beschließen, raufzugehen.
    Schleif_16_P1010066_c.jpg

    Der Aufstieg auf den Amachkogel ist anspruchsvoll, aber ok (Fotos gehen sich keine aus :-).
    Eine Stelle ist besch* (ausgesetzt und man muss Hintern/Hüfte über den Abgrund biegen, um um einen Felsen herumzukommen). Manchmal sind steile Grashänge zu queren, zum Glück ist es trocken. Aber der Rest geht, zwar alles recht steil und schmal, aber OK. Keine Kletterstellen. Abschnittweise kann man einem halbklaren Weg folgen, zum Teil muss man selber schauen, wo gehen. Markierungen sind keine (vielleicht zwischendurch eine verblichene).
    Kurz unter dem Gipfel ist für mich nicht mehr klar, ob links oder rechts. Nikon geht voraus und immer, wenn ich aufs GPS schaue, ist er genau auf Linie. Meine Hochachtung nochmal dafür!!!
    Ausblick vom Gipfel.
    Schleif_17_P1010081_c.jpg

    Schleif_18_P1010083_c.jpg

    Gamskögel
    Schleif_19_P1010082_c.jpg

    Und hier nochmal ein Blick zurück auf den ganzen Grat: Schleifkogel (2.063), Schleifeck (2.048), Lärchkogel (2.258), Amachkogel (2.312)
    Schleif_20_P1010084_c.jpg

    Hier geht’s runter zum Gaaler Thörl.
    (Nur nur fürs Protokoll: Am Anfang geht da ein Weg runter, aber dann … eh schon wissen. Hier aber kein Problem :-)
    Schleif_21_P1010085_c.jpg

    Und das letzte Foto. Vom Gaaler Thörl Blick ins Bärntal.
    Jetzt ziehen ein paar Regenwolken auf (keine Gewitterwolken, es fallen nur ein paar einzelne Tropfen), es wird dunkler. Die Stimmung ist herrlich. Nach einem sonnendurchfluteten Tag auf dem Berg kommen wir in die Dunkelheit und Ruhe des Abends.
    Ach wie schön ist die Welt! (Besonders, wenn man den Tag dann noch bei einem Grillteller in Trieben ausklingen lassen kann).
    Schleif_22_P1010091_c.jpg
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    • #3
      Danke für diesen sehr detaillierten Bericht!

      Sehr schöne, lange Tour.

      LG Toni

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      • #4
        Danke für diese schöne Erinnerungen meine Schleifkogeltouren. 2009 habe ich den Weg noch gefunden.

        http://www.paulis-tourenbuch.at/2009...leifkogel.html

        2018 war er weg und im hohen Gras nicht mehr aufzufinden.

        http://www.paulis-tourenbuch.at/2018...kesseleck.html

        Den Übergang vom Lärchkogel zum Amachkogel habe ich vorher auch gefürchtet. Dann war es aber leichter als erwartet.
        Zuletzt geändert von pauli501; 12.09.2020, 19:01.
        Besucht mich auf www.paulis-tourenbuch.at

        "Das Beste, was wir auf der Welt tun können, ist Gutes tun, fröhlich sein, und die Spatzen pfeifen lassen." -Don Bosco-

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        • #5
          Hi Nikon! Ja, es war wirklich eine super Tour.
          @ Pauli: Ah, gut, dass Du das schreibst. Wir waren echt verwundert, dass der Weg einfach nicht da ist. Ja, der Übergang Lärchkogel und Amachkogel war dann zum Glück OK. Aber na ja :-) Rustikal... :-)
          Aktuelle Lieblingssprüche:
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          • #6
            Reste davon waren auch bei mir noch vorhanden - mühsam war es trotzdem: http://www.monsieurpeter.at/article/...ifkogel/10815/

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            • #7
              Vielen Dank für deinen sehr sehenswerten Bericht eurer ebenso langen wie abschnittsweise von der Routenfindung her abenteuerlichen Tour!

              Dieser Teil der Niederen Tauern ist landschaftlich wunderschön, und zugleich sind viele der Gipfel nur wenig besucht. So wird die Mühe reichlich belohnt.

              Ich habe vor sechs Jahren von der Franzlbauernhütte aus die Gamskögel und den Amachkogel miteinander kombiniert: ausschließlich gekennzeichnete Wege und bei guten Bedingungen auch in den Steilgrasabschnitten unschwierig. Gern erinnere ich mich daran, wie angetan ich von den Ausblicken war.
              Lg, Wolfgang


              Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
              der sowohl für den Einzelnen
              wie für die Welt zukunftsweisend ist.
              (David Steindl-Rast)

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              • #8
                Ach ja, dort gibt's auch für mich noch viel zu erkunden, der kurze Abstecher am 02er ist schon viel zu lange her.

                Gratulation zu dieser spannenden Tour und Danke für den schönen Bericht.


                LG, Günter
                Meine Touren in Europa

                Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                (Marie von Ebner-Eschenbach)

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                • #9
                  Danke, Wolfgang! Ja, dieser Teil der Tauern ist wirklich schön, so mächtig irgendwie! Die Kombination Gamskögel/Amachkogel von der F.Hütte aus ist eine schöne Tourenidee! Ich war bis jetzt "nur" von der Bergerhube aus auf dem Gamskögel. Hab ich auch sehr schön in Erinnerung!
                  Aktuelle Lieblingssprüche:
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                  - Vor Bäumen ich den Wald nicht seh, wenn ich auf meiner Leitung steh.

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                  • #10
                    Und danke, Günther!
                    Aktuelle Lieblingssprüche:
                    - Meister wird, wer trotz der Schule Bücher liest.
                    - Vor Bäumen ich den Wald nicht seh, wenn ich auf meiner Leitung steh.

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                    • #11
                      Für mich sind so unmarkierte Wege eher nix. Aber die Route ist ja recht schön, auch von den Ausblicken. Sind heuer dort in der Nähe vom WH Bruckenhauser zum Gamskogel und Amachkogel. Schleifeck usw fehlt mir noch. Aber dank deiner Beschreibung wäre es ja eine Überlegung wert.

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