Der Hochturm in den Haller Mauern, eine schaurig schöne Felsgestalt, fasziniert mich schon seit vielen Jahren. Immer wieder überlegte ich verschiedene Varianten, wie ich diesen Gipfel mit einigermaßen vertretbarem Aufwand erreichen könnte, nie ergab sich für mich eine befriedigende Lösung. Respekt vor allen, die die Gesamtüberschreitung der westlichen Haller Mauern in Angriff nehmen – für mich persönlich war diese Gewaltanstrengung keine Option. Vor allem fehlte mir die Lust und auch der Mut, das gefährlichste Stück, also den Abschnitt vom Hochturm bis zur Lieblscharte, in Angriff zu nehmen – ein tödlich verunglückter Bergführer sowie der Bericht hier im Forum, dass einem beim Abseilen vom Hochturm u.U. tischgroße Steine nachfolgen, bestärken diesen Entschluss.
Bewegung in das Thema Hochturm brachte für mich der tolle Bericht von harry2501, der erstmals eine Besteigung des Hochturms abseits der Haller Mauern-Überquerung dokumentiere.
Ganz wollte ich aber nicht auf die anderen mir noch fehlenden Gipfeln in diesem Bereich verzichten, sodass ich letztlich eine Überschreitung „light“ ersann:
Hall – Schwarzenbachtal – Griesweber Hochalm – Spindelfeldgrat – Ennstalerspitze (2029m) – Kesselkargrat (1984m) – Hochturm (1956m)– Kochalm – Hall.
Viele Ungewissheiten prägten diese Tour, was das Unternehmen andererseits aber auch wirklich spannend machte.
- Gibt’s den Weg zur Grießweber Hochalm überhaupt noch?
- Ist der Weg über den Spindelfeldgrat noch begehbar?
- Bin ich körperlich, aber vor allem geistig fit genug, mich mehrere Stunden ausschließlich im Absturzgelände zu bewegen?
- Schaffe ich die schärferen Kletterpassagen auf den Ostaufschwung zum Kesselkargrat und auf den Hochturm?
- Und wenn das alles geklappt hat: finde ich über die Steilwiesen und Felsabbrüche tatsächlich runter zur Kochalm, wo ich doch ganz woanders aufgestiegen war und der Abstiegsbereich daher für mich völliges Neuland war?
Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass alle Fragen mit „ja“ beantwortet werden konnten und ich daher einen langersehnten Gipfel endlich erreichen konnte.
Gleich vorweg meine persönliche Einschätzung der Tour – natürlich subjektiv, jemand anderer empfindet es vielleicht anders.
- Am Grat bewegt man sich fast die ganze Zeit im Absturzgelände; Konzentrationsschwächen sind nicht erlaubt.
- Bei jedem Stein muss man drei Mal prüfen, ob er nicht doch geneigt ist, nach Millionen von Jahren seine Position zu ändern und mal im Tal vorbeizuschauen.
- Es zaht sich ungemein – ich hab vom Einstieg auf den Grat unterhalb der vom Hexenturm kommenden Rinne bis zum Hochturm-Gipfel mehr als drei Stunden gebraucht, obwohl es wie ein Katzensprung ausschaut. Geht sicher deutlich schneller, mein Fokus lag aber nicht auf der Geschwindigkeit, sondern am Überleben.
- Der Ost- Aufschwung auf den Kesselkargrat ist schwieriger als der Ostgrat auf den Hochturm; das ersterer teilweise nur als II-er bewertet wird, halte ich persönlich eher für einen Scherz.
- Für mich war diese Tour deutlich fordernder als die Prielüberschreitung (Kleiner Priel – Großer Priel) oder die Tour Ödstein – Hochtor.
Doch nun zu den Bildern, Start der Tour im Schwarzenbachtal hinter dem Jagdschloss Hall.
Überraschung Nr.1: der Schwarzenbach hat ganze Arbeit geleistet und die Forststraße ins Schwarzenbachtal deutlich verkürzt. Daher komme ich gar nicht zum in den Karten noch eingezeichneten Steig – also gleich 10 min nach dem Start ab ins Gemüse.
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Überraschung Nr. 2: nachdem ich ein Stück auf der Forststraße unterwegs war, stellte sich heraus, dass der in den Karten eingezeichnete Pfad zur Griesweber Hochalm nicht nur noch immer vorhanden, sondern auch herrlich zu gehen ist. Keine Forstautobahn, sondern ein Traktorweg. Wenn alle Forststraßen so aussehen würden.
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Überraschung Nr. 3: wenngleich die Griesweber Hochalm wohl schon seit vielen Jahren keine Kühe mehr gesehen hat, dürfte sie doch noch von Zeit zu Zeit gemäht werden – wohl aus jagdlichen Gründen.
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Überraschung Nr. 4: der Weg über den Spindelfeldgrat ist nicht nur vorhanden, sondern auch unübersehbar markiert.
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Überraschung Nr. 5: an der finstersten und feuchtesten Stelle des Spindelfeldgrates halte ich mich an einer Wurzel fest, um gleich darauf zurückzuschrecken: viel hat nicht gefehlt, und ich hätte mich an der Höllenotter festgehalten. Ich beschließe, dies als gutes Zeichen zu werten, dass das Glück heute auf meiner Seite ist.
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Der Spindelfeldgrat beginnt gemütlich, wobei man lange Zeit gar nicht am Grat, sondern westlich davon geht. Relativ weit unten kommt dann die erste und am Spindelfeldgrat einzige unangenehme Stelle: der Steig quert ein sandiges, rutschiges Terrain, in Aufstiegsrichtung links gehts weit hinunter, abrutschen verboten. Hier schon der Rückblick auf diese Stelle.
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In diesem Bereich ist der Blick schon frei auf das Objekt der Begierde: den Hochturm. Rechts der Ostgrat.
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Hier etwas weniger Zoom: links die Kreuzmauer, dann der Hochturm und rechts der Kesselkargrat. Die Markierungen am Spindelfeldgrat sind kaum zu übersehen...
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Wunderbare Einblicke in eine selten besuchte Landschaft
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Im oberen Teil wird der Spindelfeldgrat anstrengend steil: hier schon der Blick auf den Hexenturm und die Rinne, über die die Haller-Mauern-Überschreiter absteigen.
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Bewegung in das Thema Hochturm brachte für mich der tolle Bericht von harry2501, der erstmals eine Besteigung des Hochturms abseits der Haller Mauern-Überquerung dokumentiere.
Ganz wollte ich aber nicht auf die anderen mir noch fehlenden Gipfeln in diesem Bereich verzichten, sodass ich letztlich eine Überschreitung „light“ ersann:
Hall – Schwarzenbachtal – Griesweber Hochalm – Spindelfeldgrat – Ennstalerspitze (2029m) – Kesselkargrat (1984m) – Hochturm (1956m)– Kochalm – Hall.
Viele Ungewissheiten prägten diese Tour, was das Unternehmen andererseits aber auch wirklich spannend machte.
- Gibt’s den Weg zur Grießweber Hochalm überhaupt noch?
- Ist der Weg über den Spindelfeldgrat noch begehbar?
- Bin ich körperlich, aber vor allem geistig fit genug, mich mehrere Stunden ausschließlich im Absturzgelände zu bewegen?
- Schaffe ich die schärferen Kletterpassagen auf den Ostaufschwung zum Kesselkargrat und auf den Hochturm?
- Und wenn das alles geklappt hat: finde ich über die Steilwiesen und Felsabbrüche tatsächlich runter zur Kochalm, wo ich doch ganz woanders aufgestiegen war und der Abstiegsbereich daher für mich völliges Neuland war?
Glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass alle Fragen mit „ja“ beantwortet werden konnten und ich daher einen langersehnten Gipfel endlich erreichen konnte.
Gleich vorweg meine persönliche Einschätzung der Tour – natürlich subjektiv, jemand anderer empfindet es vielleicht anders.
- Am Grat bewegt man sich fast die ganze Zeit im Absturzgelände; Konzentrationsschwächen sind nicht erlaubt.
- Bei jedem Stein muss man drei Mal prüfen, ob er nicht doch geneigt ist, nach Millionen von Jahren seine Position zu ändern und mal im Tal vorbeizuschauen.
- Es zaht sich ungemein – ich hab vom Einstieg auf den Grat unterhalb der vom Hexenturm kommenden Rinne bis zum Hochturm-Gipfel mehr als drei Stunden gebraucht, obwohl es wie ein Katzensprung ausschaut. Geht sicher deutlich schneller, mein Fokus lag aber nicht auf der Geschwindigkeit, sondern am Überleben.
- Der Ost- Aufschwung auf den Kesselkargrat ist schwieriger als der Ostgrat auf den Hochturm; das ersterer teilweise nur als II-er bewertet wird, halte ich persönlich eher für einen Scherz.
- Für mich war diese Tour deutlich fordernder als die Prielüberschreitung (Kleiner Priel – Großer Priel) oder die Tour Ödstein – Hochtor.
Doch nun zu den Bildern, Start der Tour im Schwarzenbachtal hinter dem Jagdschloss Hall.
Überraschung Nr.1: der Schwarzenbach hat ganze Arbeit geleistet und die Forststraße ins Schwarzenbachtal deutlich verkürzt. Daher komme ich gar nicht zum in den Karten noch eingezeichneten Steig – also gleich 10 min nach dem Start ab ins Gemüse.
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Überraschung Nr. 2: nachdem ich ein Stück auf der Forststraße unterwegs war, stellte sich heraus, dass der in den Karten eingezeichnete Pfad zur Griesweber Hochalm nicht nur noch immer vorhanden, sondern auch herrlich zu gehen ist. Keine Forstautobahn, sondern ein Traktorweg. Wenn alle Forststraßen so aussehen würden.
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Überraschung Nr. 3: wenngleich die Griesweber Hochalm wohl schon seit vielen Jahren keine Kühe mehr gesehen hat, dürfte sie doch noch von Zeit zu Zeit gemäht werden – wohl aus jagdlichen Gründen.
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Überraschung Nr. 4: der Weg über den Spindelfeldgrat ist nicht nur vorhanden, sondern auch unübersehbar markiert.
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Überraschung Nr. 5: an der finstersten und feuchtesten Stelle des Spindelfeldgrates halte ich mich an einer Wurzel fest, um gleich darauf zurückzuschrecken: viel hat nicht gefehlt, und ich hätte mich an der Höllenotter festgehalten. Ich beschließe, dies als gutes Zeichen zu werten, dass das Glück heute auf meiner Seite ist.
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Der Spindelfeldgrat beginnt gemütlich, wobei man lange Zeit gar nicht am Grat, sondern westlich davon geht. Relativ weit unten kommt dann die erste und am Spindelfeldgrat einzige unangenehme Stelle: der Steig quert ein sandiges, rutschiges Terrain, in Aufstiegsrichtung links gehts weit hinunter, abrutschen verboten. Hier schon der Rückblick auf diese Stelle.
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In diesem Bereich ist der Blick schon frei auf das Objekt der Begierde: den Hochturm. Rechts der Ostgrat.
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Hier etwas weniger Zoom: links die Kreuzmauer, dann der Hochturm und rechts der Kesselkargrat. Die Markierungen am Spindelfeldgrat sind kaum zu übersehen...
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Wunderbare Einblicke in eine selten besuchte Landschaft
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Im oberen Teil wird der Spindelfeldgrat anstrengend steil: hier schon der Blick auf den Hexenturm und die Rinne, über die die Haller-Mauern-Überschreiter absteigen.
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