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Montafon & Gr. Walsertal

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  • Montafon & Gr. Walsertal

    Eine Bergwaldwoche Anfang Juni in Vorarlberg war eine gute Gelegenheit diese für mich fast unbekannte Ecke kennen zu lernen.
    Anreise schon am Freitag, ewig lange Zugfahrt, aber ein neuer Krimi vertreibt die Zeit ein bisschen. Schlüssel für die Wohnung einer Freundin ist in der nahen Bäckerei hinterlegt, dann kurzer Einkauf, ich habe keine Lust allein irgendwo Essen zu gehen. Und schon erlebt man Vorarlbergerisches: „Grias Di“ werde ich gleich von einer Verkäuferin empfangen – wie schön!
    Aber was tun mit dem angebrochenen Nachmittag, ein bisserl Vandans erkunden: dabei bleibt’s aber natürlich nicht, es lockt ein Bergerl, der Stausee von Latschau, ich war im Winter schon einmal dort.
    Der Aufstieg recht nett im Wald, könnte eine schöne Mountainbikestrecke sein, daneben eine Sommerrodelbahn, schaut toll aus, 300 Höhenmeter.
    Aber leider beginnt der Regen, wird stärker, oben am Stausee schon heftiger, trotzdem will ich um den See herum gehen, aber da gerade ein Postbus ankommt nehme ich doch lieber einen trockeneren Rückweg über Schruns und mit der Bahn zurück.

    Samstag: gleich von Vandans hinüber auf die andere Talseite, Richtung Bartholomäberg, aber eher links haltend über Jetzmunt und Marentes in den Graveser Tobel hinein.
    Ein bisschen viel Straße vielleicht, aber ab Valleu geht es wunderschön über Almen und im Wald hinauf Richtung Davenna.
    Oben dann eine Überraschung, auf der Schattseite liegt noch Schnee, weich ist er auch noch, ich breche bis über die Knie ein.
    Aber wenn ich schon hier heroben bin, dann will ich auch auf den Gipfel, ein Versuch das Schneefeld auf der Seite zu umgehen endet irgendwo in den Latschen, wobei ich auch feststelle, dass ich ohnehin auf den falschen Hügel zusteuere. Also bleibt mir am Ende doch nur das Schneefeld.
    Schöne Aussicht hier heroben, aber leider keine Fotos, plötzlich ist meine Speicherkarte defekt, keine weiteren Aufnahmen möglich und auch die bereits gemachten kann ich nicht auslesen. Mist! Zum Glück habe ich eine Ersatzkarte. Aber das Ganze ist erst beim Abstieg geschehen.
    Am Rückweg nehme ich noch den Zwölferkopf mit, sind nur 5min Umweg, dann die Frage wie zurück. Denselben Weg, nein das geht nicht, das tue ich nie, aber der Weiterweg zum Alplegi führt auf der Nordseite, und da sind einige Schneefelder, die nicht ganz flach aussehen.
    Aber probieren kann man ja, ich suche mir einen geeigneten Stock als Stütze und das Ganze ist viel einfacher als ich dachte: nicht so steil wie es ausgesehen hat und der Schnee ist auch weich genug. Meine Schuhe sind ohnehin schon waschelnass, da kommt es auf die paar Schritte im Schnee nicht mehr an – dabei sind die aus Goretex, aber das nützt anscheinend auch nichts. Warum habe ich nur vergessen sie einzusprühen, wäre vielleicht eine kleine Hilfe gewesen.
    Der Weg zieht sich, endlich biegt es sich Richtung Süden, das Alplegi ist in Sicht, die letzte Steigung.
    Eine kleine Pause im Joch, dann geht es auf Forststraßen weiter Richtung Relles. Ein bisserl viel Forststraßen gibt es hier schon, oder zumindest breite Ziehwege, die echten Wanderwege sind aber selten.
    Endlich bei Relles die neue Speicherkarte ist drinnen
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    Eine hübsche Kapelle mit Blick Richtung Bludenz
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    Gleich in der Nähe der Gasthof Rellseck, sollte eine Traumaussicht bieten, aber leider nicht bei dem heutigen Wetter. Trotzdem Zeit für eine ordentliche Pause.
    Leider ein bisschen viel Leute, irgendeine Musiker-Gruppe aus Deutschland, aber die verzieht sich bald.
    Ich finde einen Platz im Freien unter einem Dachvorsprung, es regnet wieder ein bisschen, ich habe keine Lust in der Hütte zu sitzen, bestelle ein „hiesiges“ Gericht: Flecklisuppe. Entpuppt sich aber leider als simple Fritattensuppe, schmeckt aber trotzdem gut.
    Lange Pause, einem Kellner ist sichtlich fad, setzt sich zu mir um zu plaudern, ich erfahre Einiges über Almen, Förderungen und so – recht interessant.
    Genug pausiert, Abstieg – wie? Kürzester Weg wäre Bartholomäberg, aber das ist wieder viel Straße und wer weiß wann ein Bus geht.
    Aber bei St. Anton gibt es einen Wasserfall, das wäre ein schöner Abschluss, nur nicht so leicht zu finden.
    Zuerst ein steiler Weg auf einer Wiese, in vielen Serpentinen, dann wieder ein Weg im Wald, aber wo ist die Abzweigung? Ein bisschen hin, ein bisschen her, das GPS zeigt mir nur dass ich falsch bin, nicht wo der richtige Weg abgeht.
    Aber dann finde ich doch die versteckte Tafel und es geht wieder sehr steil und diesmal auch sehr rutschig im Wald hinunter.
    Endlich angekommen, jetzt wieder ein Aufstieg zum Wasserfall, aber eigentlich bin ich schon ziemlich müde, doch das muss jetzt noch sein.
    Dann eine frustrierende Tafel
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    Und noch nichts vom Wasserfall zu sehen. Das gilt jetzt nicht, mit etwas aufpassen geht das schon.
    Geht auch, nur mehr sehen tue ich dann aber doch nicht
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    Alles hinter Bäumen versteckt und hier etwas abzusteigen wäre wirklich Lebensgefahr.
    Also hinunter, war halt nichts. Aber unten treffe ich ein Paar mit Kind, die einen Weg auf der anderen Bachseite kennen, mit ein bisschen Kletterei direkt zum Wasserfall. Das ist mir aber jetzt wirklich zu viel, es reicht, hinunter zur Bahn, das sind auch noch ein paar Höhenmeter auf Asphalt für meine müden Füße.
    Die Bahn kommt bald, jetzt noch schnell etwas eingekauft, den Schnapsvorrat aufstocken, denn heute brauche ich wirklich so eine Stärkung: 1650 Höhenmeter und 9h30 – das reicht.

    Sonntag: Mieses Wetter! Heute Treffpunkt für das Bergwaldprojekt in Sonntag im Großen Walsertal, aber darüber an einer anderen Stelle: http://www.gipfeltreffen.at/showthre...369#post607369
    Zuletzt geändert von Erik; 24.10.2010, 23:04.

  • #2
    AW: Montafon & Gr. Walsertal

    Samstag, eine Woche später, die Bergwaldwoche ist vorbei, allgemeiner Aufbruch, nur nicht von mir. Ich werde noch einmal hier übernachten weil ich noch eine kleine Tour vorhabe.
    Heute Traumwetter
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    Aber ich warte noch, bis alle anderen nach großer Verabschiedung aufgebrochen sind und marschiere erst um 10h los, Richtung Breithorn
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    Noch bin ich unschlüssig, welchen Aufstiegsweg ich nehmen soll, über das steile Schneefeld ganz rechts – Prjektleiter Willi hat mir eher davon abgeraten – oder doch lieber um den Kamm herum von der anderen Seite – abwarten!
    Zunächst zur Oberpartnomalpe.
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    Hier wurde ein Film gedreht und die Reste der Kulissen sieht man noch
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    Den richtigen Einstieg für den Weg zum Breithorn verfehle ich – Ich sehe auch keine Tafeln – beim See drehe ich um und gehe quer durch die Alpe hinunter zum Weg. Der Weg ist nicht sonderlich gut markiert, aber Steigspuren finden sich.
    Blick zurück zur Alpe
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    Die Abzweigung die mir Willi empfohlen hat finde ich natürlich auch nicht, dafür aber Fußspuren auf dem Steig hinauf zum Schneefeld – das von hier aus auch nicht mehr so wild aussieht, vor allem dürfte ein Ausweichen auf die Felsen möglich sein.
    Es ist heiß, der Weg quert immer wieder Schneefelder, aber der Schnee ist weich, sollte kein Problem sein.
    Ist es auch nicht, ist fast zu weich der Schnee und ich breche tief ein – also doch auf die Felsen ausweichen.
    Das Schneefeld ist bald hinter mir, jetzt geht es über den Kamm drüber und auf der anderen Seite – teilweise seilgesichert – Richtung Gipfel.
    Blick zur Roten Wand
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    Ausgiebige Rast am Gipfel
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    Blick ins Klesenzatal zum Johannisjoch, dem Übergang ins Obere Lechtal
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    das wäre eine meiner Wunschtouren gewesen, aber bei der Schneelage …
    Toller Blick nach Norden: Sonntag, Fontanella, das Faschinajoch, dahinter Damüls und die Damülser Mittagsspitze
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    • #3
      AW: Montafon & Gr. Walsertal

      Jetzt könnte ich mit einer Rundtour zurück zur Hütte, aber der Tag ist ja noch lange, vielleicht ist doch die Überschreitung zur Kellaspitze möglich.
      Der Abstieg ist mit ein paar Seilen entschärft, aber nicht wirklich schwierig. Ich sehe Richtung Kellaspitze ausgeprägte Steigspuren, wird also vielleicht doch etwas aus meiner Rundtour? Ich riskiere es, umdrehen kann ich ja immer noch – als ob ich das schon so oft gemacht hätte!
      Der Weg ist am Anfang kein Problem, leicht zu finden und angenehm zu gehen, aber dann beginnen die Latschen – und der Weg teilt sich, teilt sich immer öfter und endet auch immer öfter auf einem schönen ebenen Aussichtsplätzchen mit viel Gamsbemmerln.
      Die letzten 30m sind schwieriger hat mir Willi gesagt, aber ich habe noch viel weiter und kämpfe mich durch das Latschengestrüpp.
      Einmal links vom Grat, einmal rechts, nirgends wirklich ein Weg – außer links ganz weit unten, zu weit unten.
      Also kämpfe ich mich weiter, es ist heiß, sehr heiß, es geht kein Luftzug. Endlich finde ich eine Möglichkeit zu den letzten 30m, die sich dann als nette kleine I-IIer Kletterei entpuppt – soviel zu den Hinweisen der Einheimischen!
      Die letzten Meter zur Kellaspitze mit der leichten Kletterei.
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      Endlich der Gipfel
      Ziemlich erschöpft mache ich lange Rast
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      Und bewundere den herrlichen Ausblick zurück zur Roten Wand
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      Und nach Süden ins Montafon mit Drusenfluh und Schesaplana
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      Ich bin nicht allein am Gipfel, von einem deutschen Paar kann ich mir etwas Sonnencreme borgen, die Sonne sticht ordentlich herunter und nach den letzten Regentagen bin ich lieber vorsichtig.
      Der Abstieg Richtung Westen ist dann gar nicht so einfach, steil, schottrig, mit Seilen versichert.
      Was jetzt? Rechts hinunter und auf kurzem Weg zurück oder mit einem kleinen Umweg zur Stafelfederalpe und zu einer Stärkung. Die Aussicht auf ein gutes isotonisches Getränk gibt den Ausschlag.
      Lange Pause auf der Alpe, seltsam, im Geschäft im Tal ist man per Du, hier heroben spricht mich der Senn mit Sie an – deutsche Unart, die sich hier verbreitet?
      Aber nach einem dezenten Hinweis auf die örtlichen Gewohnheiten taut er ein bisschen auf und wir plaudern nett miteinander.
      Der Weiterweg ist natürlich wieder einmal viel weiter als gedacht, auf einer Forststraße geht es rund um den Guggernülli Richtung Sterisalpe
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      Und der Weg zieht sich ziemlich.
      Bei der Alpe leider keine Chance auf eine Erfrischung, sie ist noch nicht „bestoßen“
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      Aber es ist ein wunderschönes Alpendorf, sogar mit eigener Kapelle
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      Also ohne Rast weiter, ein kurzer Blick zurück
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      Der Weiterweg zieht sich noch mehr, ich bin schon ziemlich müde, aber irgendwann erreiche ich doch die Oberpartnomalpe, jetzt ist es nicht mehr weit zur Unteren und zur Hütte.
      Essen für den Abend findet sich auch genug, Willis Bruder hat mir alles gezeigt, auch wie ich morgen das Haus absperren und den Schlüssel verstecken muss.

      Sonntag: auch für mich ist heute Schluss, mein schweres Gepäck ist gestern schon zur Bergstation gebracht worden, irgendeine kurze Tour fällt mir hier nicht mehr ein, also werde ich auch die Heimfahrt antreten.
      Zunächst aber ein gutes Frühstück, dann noch ein Blick auf die gestrige Tour
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      Die beiden kleinen Hoppeln vor dem Gipfel rechts haben die Probleme gemacht, nicht der Gipfelaufschwung selbst.
      Dann wird die Hütte abgesperrt und ich bummle gemütlich hinunter zur Seilbahn.
      Ein letzter Blick auf die Hütte mit der Glattmahd dahinter, das wäre heute noch eine nette Tour gewesen, aber irgendwie hat mich die Energie verlassen.
      Vor der Seilbahnstation noch einmal die Aussicht genießen
      So ganz leicht fällt mir der Abschied doch nicht.
      Bei der Seilbahn wird mir gleich mein Rucksack ausgehändigt, in der Gondel habe ich noch ein nettes Gespräch mit einer Walsertalerin, die mich über die diversen Almprobleme und –differenzen sowie über die Familienverhältnisse vom Willi aufklärt: Willi gehört die Almütte nicht mehr, er hat sie an einen Bruder verkauft, der andere Bruder ist Halter für diese Saison, sonst arbeitet er aber bei einer großen Firma, von welchem Bruder dann die Kühe kommen weiß sie aber auch nicht. Alles sehr kompliziert!
      Die Pause vor der Bergstation rächt sich, ich versäume den Bus nach Bludenz, der nächste geht erst in 2 Stunden. Zeit für ein Bier in der Sennerei und eine ausgezeichnete Walser Käsesuppe
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      So gut, dass ich nach dem Rezept frage und gleich ein Buch mit vielen Walser Rezepten kaufe. Käse habe ich ja genug mit, 2 ½ kg.
      Nach einmal Umsteigen dann in Bludenz eine Zitterpartie: 2min Zeit für Kartenkauf und Einsteigen. Warum die das bei der ÖBB so knapp machen ist mir ein Rätsel.
      Natürlich jemand beim Automaten, am Schalter geht es auch nicht gerade schnell, der Zug ist schon eingefahren, dann ein Sprint zum Bahnsteig – geschafft, wären sonst auch wieder 2h Pause gewesen.
      Die ganze Woche war trotzdem toll, wieder nette Leute kennengelernt, es war ein besonderes Projekt, jeden Tag eine andere Arbeit und Willi war wirklich sehr bemüht – ich hoffe, ich kann nächstes Jahr wieder dabei sein, ist sicher interessant zu sehen ob alle gesetzten Bäume angewachsen sind.

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      • #4
        AW: Montafon & Gr. Walsertal

        Großartige Bilder aus einer schönen Ecke.

        helmut55
        Lg. helmut55

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        • #5
          AW: Montafon & Gr. Walsertal

          Hallo Erik, danke für deinen ausführlichen Bericht und den schönen Bildern aus dem Ländle. Es ist schon wirklich eine wunderschöne Ecke. Gott sei Dank hab ich dort regelmäßig beruflich was zu tun und kann immer mal was anhängen.
          lg francis

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