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Zahmes Pechersteiglein - Oberer Appelgrat (1), Hohe Wand / 20.05.2023

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  • Zahmes Pechersteiglein - Oberer Appelgrat (1), Hohe Wand / 20.05.2023

    Nach einigen sehr kühlen und niederschlagsreichen Tagen waren für Samstag, den 20. Mai weiterhin recht labiles Wetter, aber immerhin deutlich höhere Temperaturen angekündigt. Lange Touren kamen somit nicht in Frage, auch weil die höheren Bergstöcke durchwegs in Wolken stecken würden; kürzere Unternehmungen in mittleren Höhen schienen aber möglich. So liebäugelte ich damit, endlich einmal über das Zahme Pechersteiglein und den oberen Appelgrat auf die Hohe Wand zu steigen: zwei einfache Routen (im ersten Schwierigkeitsgrad), deren Kombination oft - und wiederholt auch hier im Forum - empfohlen wird.

    Gleich in der Früh bilden sich am Alpenostrand einige Regenschauer, aber sie lösen sich bald auf bzw. ziehen ab, sodass ich am mittleren Vormittag von Wien losfahren kann. Ich möchte vom Wanderparkplatz am Rand von Oberhöflein starten; wie erhofft, ist er - obwohl kostenfrei - heute nur wenig belegt.

    Dieser recht gut erhaltene Wegweiser in alter Schrift zeigt mir im Wald bald die richtige Richtung an: Bis zur Abzweigung des Wagnersteigs ist meine Route blau und gelb markiert.
    02-alterWegweiser.jpg

    Im - teilweise etwas mitgenommen wirkenden - Föhrenwald steigt der Weg zunächst nur moderat an.
    03-Föhrenwald.jpg

    Lichtungen und kleinere Schläge bieten dabei bald bereits Durchblicke zu den Felspartien der Hohen Wand - wie hier der Hochfallwand mit ihren Überhängen und dem teilweise rötlich gefärbten Gestein.
    04-DurchblickHochfallwand.jpg

    Nach der Abzweigung des Wagnersteigs folge ich dem Forstweg nahezu ohne Steigung bis knapp vor dem Seiser Toni und wechsle dann auf den Binderweg.
    Für Touren auf dem Hochschneeberg wäre heute definitiv kein günstiger Tag: Mehr als hier werde ich von ihm bis zum Schluss nicht zu Gesicht bekommen.
    07-Schneebergblick.jpg

    In zunehmend stärkerer Steigung quert der Binderweg zweimal breite neue Forststraßen. Knapp über der zweiten Querung stoße ich bereits auf den Wandfußsteig mit seinen blauen Punkten. Er macht seinem Namen hier durchaus Ehre und führt noch einmal steil bergauf.
    09-Wandfußsteig.jpg

    Dieser Holzpfeil zeigt gut sichtbar die Abzweigung des Zahmen Pechersteigleins an (das Eigenschaftswort ist dabei mit Z. abgekürzt).
    Warum der Pfeil heute zugleich als Kleiderständer genützt wird, erschließt sich ebenfalls sofort : Fünf junge Leute sind in zwei Seilschaften in der Wand unmittelbar darüber unterwegs (sowie im Hintergrund ein wenig zu sehen).
    11-ZahmesPechersteiglein-Tafel.jpg

    Das reichlich durch blaue Punkte gekennzeichnete Zahme Pechersteiglein steigt durch Schrofengelände sofort sehr steil an. Bereits nach einer Minute erreiche ich seine bekannteste Passage: die Durchgangshöhle.
    13-Durchgangshöhle.jpg

    In der kurzen Höhle. Zum Überwinden der Steilstufe oberhalb sind zwei große Schritte nötig. Man steht in der Höhle natürlich gar nicht ausgesetzt, allerdings sinddie Felsen hier nach den starken Niederschlägen noch ziemlich feucht. So besteht das Hauptkriterium in der Prüfung, ob die Tritte nicht zu glitschig sind.
    Der kurze Abschnitt über der Höhle erhielt vor etlichen Jahren eine Drahtseilversicherung.
    14-BlickausderHöhle.jpg

    Da blicke ich bereits von oben zur Durchgangshöhle zurück.
    16-RückblickDurchgangshöhle.jpg

    Die ersten Schritte oberhalb der Höhle sind etwas ausgesetzt, da kann der Griff ins Seil entlasten. Es ist nicht weit bis an den Fuß der erneut überhängenden Felswand, die im Hintergrund bereits zu sehen ist.
    15-Seilsicherung.jpg

    Unmittelbar unter den Felsen lehnt sich der Hang zurück.
    Bei Schönwetter wird in der Wand gern geklettert, und der Platz ist dann auch für seinen Schneebergblick mit besonderem Vordergrund bekannt.
    Heute erkenne ich im Hintergrund immerhin den Kienberg und Hochberg, auf denen ich heuer im Jänner - praktisch ohne Schnee - stand.
    18-BlickGrünbachHochberg.jpg

    An der Rastbank in bemerkenswerter Position direkt unter der Felswand ist die Kassette mit dem Steigbuch angebracht (in das ich mich natürlich eintrage).
    19-Rastbank-Steigbuch.jpg

    Über einen locker bewaldeten Steilhang rechts der Bank führt das Steiglein zu dieser Felsrippe hinauf, die es in anregender Route, aber ohne Schwierigkeiten quert.
    20-Felsrippe.jpg

    Von der Felsrippe bietet sich der erste Ausblick hinunter zum Seiser Toni.
    21-TiefblickSeiserToni.jpg

    Die Hangquerung nach der Rippe ist kurz nochmals etwas ausgesetzt. Dann aber führt das Zahme Pechersteiglein bald in eine etwas schuttgefüllte Rinne, und das Gelände legt sich zurück.
    An diesem Eindruck würde sich bis zur oberen Einmündung des Steigleins in den Grafenbergweg nicht mehr viel ändern. Daher empfehlen viele, von hier zum nahe gelegenen Appelgrat zu wechseln, der im oberen Teil ebenfalls keine Schwierigkeiten, aber viel interessanteres Gelände und mehr Ausblicke bietet. Die Distanz zwischen den beiden Routen beträgt maximal 30 Meter. Bei diesem blauen Punkt (oder auch knapp oberhalb) kann man auf angedeuteten Wildspuren im Wald völlig problemlos nach rechts hinüberqueren.
    22-Schuttrinne.jpg
    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 23.05.2023, 23:10.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    Bereits auf dem Appelgrat mit einem Tiefblick nach Neusiedl am Walde (mit der Haltestelle Grünbach der Puchbergerbahn).
    25-Appelgrat-Föhre.jpg

    Vom Grat kann ich erstmals auch zu meinem heutigen Ausgangsort zurückblicken: Oberhöflein ist oben im Bild in der Mitte zu sehen. Dahinter ist es gar nicht weit bis nach Willendorf am Rand des Wiener Beckens. Links oben der Kienberg (650m) in den Fischauer Vorbergen.
    24-TiefblickOberhöfleinWillendorf.jpg

    Ein typisches Bild für den oberen Appelgrat. Statt blauer leiten nun rote Punkte weiter bergauf. Die Gratrippe ist stets deutlich ausgeprägt, aber gutmütig. So bleibt es den persönlichen Vorlieben überlassen, ob man den Felsen folgt oder aber ihnen - in Anstiegsrichtung sowohl links als auch rechts - ausweicht.
    28-Appelgrat.jpg

    Abschnittsweise sind die Felsen kleiner und niedriger.
    Der Wald entlang des Grats ist nicht ganz geschlossen. So bieten sich immer wieder Ausblicke zu den Orten am Fuß der Hohen Wand oder aber auch zum östlich benachbarten Kanzelgrat.
    29-Appelgrat.jpg

    Nicht mehr weit unter dem Grafenbergweg weist dieser Pfeil deutlich darauf hin, dass sich die (Haupt-)Route nach rechts wendet. Die Zusatzinformation "II" ist bereits ziemlich verblasst. So ist es nützlich zu wissen, dass hier - knapp vor dem Ausstieg - nochmals eine Kletterpassage folgt. Ihre Schwierigkeit wird in Beschreibungen unterschiedlich angegeben: von 1+ bis zu 2+ (z.B. auf Bergsteigen.com).
    Die Alternative dazu ist auf den Felsen ebenfalls nicht mehr gut zu erkennen: ein Pfeil nach links mit dem Zusatz 0, der ein mögliches Umgehen dieses Abschnitts anzeigt.
    32-Hinweispfeil.jpg

    Ich bin allein unterwegs, und das Gestein ist teilweise noch nicht ganz trocken. So ist für mich völlig klar, dass ich die Umgehung wähle. Aber ich gehe für einen Eindruck der Felspassage noch ein Stück in ihre Richtung. Wer die Klettermeter in Angriff nehmen möchte, muss vorher über einen steilen Erdhang ein Stück hinunter. Auch dazu höre ich heute keinen lauten Ruf.
    (Den tiefsten roten Punkt habe ich, da er auf dem verkleinerten Bild nicht mehr zu erkennen wäre, mit dem roten Ringlein markiert.)
    33-Appelgrat-Schlussfelsen .jpg

    Da genieße ich lieber den Blick von diesem Platz über Grünbach am Schneeberg wieder zum Hochberg und Kienberg (sowie dem im Hintergrund andeutungsweise noch erkennbaren Gahns).
    34-BlickGrünbach-Kienberg.jpg

    Dann umgehe ich die Felsen links und erreiche rasch den Grafenbergweg. Die Einmündung des Appelsteigs ist vom Wanderweg aus schlechthin nicht zu übersehen - sowohl wegen der Felsen als auch wegen der riesigen roten Punkte...
    35-AusstiegAppelgrat.jpg

    Auf dem Grafenbergweg ist es nicht mehr weit bis zur Wilhelm-Eichert-Hütte bei der Großen Kanzel. Die Hütte im Besitz des ÖTK Wiener Neustadt ist nach einem Pächterwechsel erst seit 7. Mai wieder bewirtschaftet. Die Bedingungen passen perfekt für eine Rast im Freien: Es ist weder zu heiß noch zu kalt oder zugig. Zudem ist der Terrassenbereich nur locker besetzt.
    37-WilhelmEichertHütte.jpg

    So spricht alles für eine Einkehr, und die Rast lässt sich zugleich auch für das Versenden von Grüßen an Freunde nützen.
    39-EinkehrEicherthütte.jpg

    Während meiner Pause verschwindet die Sonne wieder mehr hinter Wolken. Aber die Zugrichtung ist heute - recht untypisch - von Südost nach Nordwest; so genügt mir als Absicherung, dass Richtung Wiener Becken immer wieder Sonnenfenster zu erkennen sind. Erst nachher erfahre ich von Felix, dass zugleich knapp westlich vom Hochschneeberg ein kräftiger Regenschauer vorbeigezogen ist. Genau hier bei der Hütte hätte er meine Pläne allerdings nicht wirklich durchkreuzen können.

    Nach etwa einer dreiviertel Stunde breche ich wieder auf und nütze zu Beginn sofort die Gelegenheit, das Kreuz auf der Großen Kanzel doch noch ohne Personen im Vordergrund zu fotografieren.
    40-GroßeKanzel-Gipfelkreuz.jpg

    Nach Westen gilt mein Blick heute sehr bewusst dem nahen Appelgrat. Das Geländ im Hintergrund ist noch gut zu erkennen. Der prachtvolle Schneebergblick von hier ist mir so gut vertraut, dass ich ihn mir in der Fantasie dazudenken kann.
    41-BlickAppelgrat-AmGeländ.jpg

    Eindrucksvoll natürlich auch der Blick nach OSO über die Hammerlwand nach Oberhöflein, zu den Fischauer Vorbergen und dem Wiener Becken!
    Der Felsturm genau in der Bildmitte sollte der Weningerturm sein. Ich bin mir aus dieser Perspektive allerdings nicht vollkommen sicher.
    42-TiefblickOberhöflein-Kienberg.jpg

    Der Plateaurand direkt vor der Eicherthütte ist für mich einer der schönsten Plätze der Hohen Wand. Unvergessen bleibt mir ein Besuch im Winter, als wir bei deutlichen Plusgraden im Sonnenschein hier standen und unter uns eine dicke Hochnebeldecke lag.
    Die Tafel an der Föhre in der Bildmitte weist auf den Ausstieg des (einfach versicherten) Wagnersteigs hin.
    43-Plateaurand.jpg

    Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 24.05.2023, 14:52.
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)

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    • #3
      Mein Eindruck ist, dass das Wetter halten wird. So kann ich nun am Plateaurand bis zum Hubertushaus ein paarmal stoppen sowie zu besonders lohnenden Aussichtsplätzen schauen.

      Das Gedenkkreuz für Alfred Riedl, der so viele Kletterrouten im Osten Österreichs erschlossen hat. Heuer im Sommer wird es bereits zehn Jahre zurück liegen, dass er im Dachsteinmassiv tödlich abgestürzt ist.
      44-Riedlkreuz.jpg

      Dieser kurze Abstecher vom markierten Weg lohnt unbedingt: das Naglkreuz mit einer Rastbank. Hier erreicht der Terzettsteig (2) die Hochfläche.
      46-Naglkreuz.jpg

      Dieser besonders spektakuläre Aussichtsplatz befindet sich nahe dem Ausstieg des Gebirgsvereinssteigs: Der Blick geht hinüber zum Baumgartnerturm rechts unten (mit dem kleinen Kreuz) sowie dem Wildenauerturm. Der rot gekleidete Alpinist wird wohl im Schlussabschnitt des Wildenauersteigs unterwegs sein, bereits oberhalb des engen Schachts.
      48-Wildenauerturm.jpg

      Eines der typischsten Bilder der Hohen Wand: Föhren, die an der oberen Kante der Felswand um ihr Überleben kämpfen!
      49-Föhren.jpg

      Bereits knapp vor dem Hubertushaus bietet sich vom Wegesrand dieser Einblick von oben in einen überhängenden Teil der Hochfallwand.
      51-Hochfallwand.jpg

      Auch das Hubertushaus der Sektion Gebirgsverein des ÖAV hat einen Pächterwechsel hinter sich und wird seit März dieses Jahres nun von einem Paar aus Südtirol bewirtschaftet.
      Ganz ähnlich wie bei der Eicherthütte ist die Terrasse - obwohl sich gerade eine Gruppe in kompletter Klettersteigausrüstung (vermutlich von der Steirerspur kommend) nähert - auch hier heute nicht voll besetzt.
      52-Hubertushaus.jpg

      Auch diesen Tiefblick kann ich immer wieder aufs Neue genießen:
      Zweiersdorf direkt am Fuß der Hohen Wand, dahinter wieder der Kienberg in den Fischauer Vorbergen.
      53-TiefblickZweiersdorfKienberg.jpg

      Nach Oberhöflein bietet sich natürlich fast zwingend der Abstieg über den Springlessteig an. Obwohl es auf dem Steig vor Jahren schon zu einem tragischen tödlichen Unfall eines Vaters mit seinem kleinen Sohn kam, gilt er als einer der technisch einfachsten Klettersteige der Hohen Wand. Im vergangenen Jahr verloren nacheinander abermals drei Bergsteiger im Abstieg ihr Leben. So nehme ich mir vor, den - mir bekannten - Steig heute mit der nötigen Konzentration zu gehen, zumal Felsen und Boden noch eine Nuance feucht sind.
      Im obersten Abschnitt nützt der Springlessteig diese diagonale Rampe, die allmählich unter die Hochfallwand führt.
      55-Springlessteig-Hochfallwand.jpg

      Technisch nicht schwierig, aber es empfiehlt sich fraglos, das Sicherungsseil auch wirklich zu nützen! Unkontrolliert insRutschen oder Stolpern geraten sollte man hier tatsächlich besser nicht.
      57-Springlessteig-Trittbügel.jpg

      Rückblick hinauf zum Plateaurand.
      58-Springlessteig.jpg

      Die einzige (kurze) Leiter folgt erst etwas weiter unten und stellt wohl nicht das entscheidende Kriterium des Steiges dar.
      60-Springlessteig-Leiter.jpg

      Rastbank auf einem kleinen Felsvorbau am bereits stärker bewaldeten Hang.
      62-Rastbank.jpg

      Bis zur Kreuzung mit dem Wandfußsteig ist der Hang noch steil und gelegentlich felsdurchsetzt, sodass ein gewisses Maß an Konzentration beim Gehen erforderlich bleibt.
      63-KreuzungWandfußsteig.jpg

      Unterhalb wird der Hang dann jedoch bald flacher, und so folgt am Schluss meiner Route - genau spiegelbildlich zum Beginn - noch ein entspannend zu gehender Abschnitt.
      Einmal bietet sich dieser Rückblick: links die Hochfallwand und etwa in Bildmitte die Schwachstelle der Wand, die der Springlessteig nützt.
      65-RückblickHochfallwand.jpg

      Gelbe Hinweispfeile und Markierungen leiten verlässlich zum Wanderparkplatz in Oberhöflein zurück. Dieser Warnhinweis des ÖGV bei der Weggabelung direkt oberhalb wurde wohl erst vor kurzem angebracht. Natürlich ist er sinnvoll, um weitere Todesopfer auf dem Springlessteig zu verhindern. (Einer der fatalen Abstürze im vergangenen Jahr ereignete sich - gewiss nicht nur zufällig - an einem Nachmittag mit einem heftigen Gewitter im Bereich der Hohen Wand.)
      01-WarntafelSpringlessteig.jpg

      Sehr zufrieden kehre ich zum Ausgangspunkt zurück. Ungeachtet der leicht durchwachsenen Bedingungen konnte ich den Tag dafür nützen, einen bereits seit Jahren gehegten Plan zu verwirklichen.
      Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 23.05.2023, 23:20.
      Lg, Wolfgang


      Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
      der sowohl für den Einzelnen
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      (David Steindl-Rast)

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      • #4
        Informationen zur Tour

        Diesmal eine kurze, aber besonders abwechslungsreiche Route:
        etwa 6km Strecke,
        540 Höhenmeter.

        Mein Dank gilt allen (auch hier im Forum), die für den Aufstieg die Kombination aus (unterem) Zahmem Pechersteiglein und (oberem) Appelgrat empfohlen haben!
        Ich habe diese Route als sehr anregend erlebt.

        Das Zahme Pechersteiglein ist reichlich mit blauen Punkten gekennzeichnet. Die übliche Einstufung mit 1- passt m.E., wobei das Sicherungsseil oberhalb der Durchgangshöhle den kurzen Abschnitt bis zur Bank mit dem Steigbuch fraglos entschärft.

        Der komplette Appelsteig ist mindestens einen Schwierigkeitsgrad darüber einzustufen. Die Querung im unteren Teil (gleich über dem Steigbuch) ist nach übereinstimmenden Beschreibungen eine kurze unangenehme 2er-Stelle, da gute Griffe und Tritte fehlen.
        Die Querung zwischen Pechersteiglein und Appelgrat über der unteren Felswand erfolgt gänzlich unschwierig über einen bewaldeten Hang und ist nur etwa 30m lang.
        Der mittlere Appelgrat ist abwechslungsreich zu gehen und dabei überhaupt nicht ausgesetzt.
        Vor dem oberen Ausstieg ist es hilfreich, von der einfachen Umgehungsmöglichkeit nach links zu wissen. Der mittlerweile sehr blasse Pfeil auf dem Felsen würde ansonsten wahrscheinlich nicht auffallen.

        Der Springlessteig zählt objektiv zu den technisch einfachsten Klettersteigen auf die Hohe Wand. Vielfach mit A eingestuft, bei Csaba Szépfalusi mit A-B.
        Die Warntafel in Oberhöflein ist zugleich gut begründet, um dazu beizutragen, dass es möglichst zu keinen weiteren tödlichen Unfällen kommt. Vor allem bei nicht ganz trockenem Boden bzw. Felsen ist dringend zu empfehlen, das Sicherungsseil auch wirklich zu nützen. Im obersten Abschnitt gibt es einige Stellen, an denen ein Ausrutschen fatal enden könnte.
        Positiv aus meiner Sicht dafür: viel weniger lästiger Schutt im Abstieg als z.B. auf der Völlerin.

        Es ist fein, dass beide Hütten in diesem viel besuchten Teil der Hohen Wand - Wilhelm-Eichert-Hütte und Hubertushaus - nach Pächterwechseln aktuell wieder bewirtschaftet sind. So bieten sich entlang meiner Route gleich zwei Möglichkeiten zur Einkehr; man kann je nach Zeit und Wetterlage entscheiden, wo man lieber rastet.

        Der Wanderparkplatz am oberen Rand von Oberhöflein war diesmal nur wenig belegt. Ich vermute fast, dass das so üblich ist und der Großteil doch nach Parkmöglichkeiten etwas weiter oben im Umfeld des Seiser Toni sucht. Ich habe keinen aktuellen Gesamtüberblick, wo man dort derzeit wieviel Gebühr zahlt bzw. doch kostenlos parkt. Wer häufig auf der Hohen Wand unterwegs ist, wird darüber aber ohnehin besser Bescheid wissen. Wenn der Zeitspielraum nicht ganz knapp ist, empfinde ich Start und Ziel in Oberhöflein als eine gute Lösung. Die Gesamtstrecke ist dennoch nicht lang, und flache Abschnitte ganz zu Beginn und am Schluss sind ja etwas Angenehmes.


        Persönliches Fazit

        Das Wunderbare an der Hohen Wand ist - neben ihrer raschen Erreichbarkeit aus dem Raum Wien - vor allem, dass sie lohnende Routen für so viele unterschiedliche Interessen bietet.
        Ergänzend zu den einfacheren Klettersteigen habe ich im Lauf der Jahre auch einige der sogenannten "Schrofen-Einser" kennenlernen können. Das Zahme Pechersteiglein und den oberen Appelgrat wollte ich seit längerem bereits gehen und bin sehr froh, dass sich nun eine gute Gelegenheit dafür ergeben hat. Ich habe meine Tour als ausgesprochen abwechslungsreich und anregend erlebt und keinen ganzen Tag für sie benötigt, obwohl ich mir bewusst viel Zeit gelassen habe. Die Einblicke in die Felslandschaft begeistern mich ebenso wie die Aussichtsplätze am Plateaurand jedes Mal aufs Neue. Dass dabei vom Schneeberg einmal kaum etwas zu sehen ist, kann das Vergnügen nicht trüben.

        Für all jene, die sie selbst regelmäßig aufsuchen (und das wird auf die meisten Leser dieses Forums zutreffen), erübrigen sich weitere Lobeshymnen auf die Hohe Wand.
        Zugleich wird mir bewusst: Es war für mich längst an der Zeit, wieder einmal etliche Stunden auf diesem so bemerkenswerten Bergstock unterwegs zu sein.
        Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 25.05.2023, 12:01.
        Lg, Wolfgang


        Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
        der sowohl für den Einzelnen
        wie für die Welt zukunftsweisend ist.
        (David Steindl-Rast)

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        • #5
          Hallo Wolfgang,

          dein Beitrag animiert mich dazu, auch wieder einmal die Hohe Wand zu besuchen. Du beschreibst hier Anstiege, um die wir seinerzeit einen großen Bogen gemacht haben, weil sie uns zu leicht waren. Heute sind sie aber für mich zum Alleingehen gerade recht. Sind doch Stellen im ersten und zweiten Grad gerade das Richtige, um eine Wanderung etwas aufzupeppen.
          LG Rudolf
          _________________________________________
          Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit,
          die wir nicht nutzen. (Seneca)

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          • #6
            Ziemlich genau vor einem Jahr bin ich ebenfalls (wieder einmal) die Kombination Pechersteiglein/Appelgrat gegangen.

            Die etwas schwierigere Ausstiegsvariante, die ich früher bedenkenlos in Angriff genommen hatte, hab ich diesmal ausgelassen, nachdem ich recht unangenehm zu ihrem Einstieg hinübergequert bin, und habe die Umgehung gewählt. Nicht die Kletterei selber, sondern der erdig-schrofige Steilhang unterhalb hat mich abgeschreckt. Der Gedanke, im Fall des Falles (wortwörtlich ) ungebremst bis weit hinunter zu kugeln, hat mir nicht behagt. So ist es mir in den letzten Jahren schon öfters ergangen. Tja, man wird eben alt...


            Und weil du vom Schneeberg so wenig gesehen hast spendiere ich ein Foto von meiner damaligen Tour:

            schneeberg.jpg
            Zuletzt geändert von maxrax; 24.05.2023, 09:29.

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            • #7
              Danke für die schönen HW Bilder. Das Drahtseil zeigt mir, dass ich das Pechersteiglein schon länger nicht mehr abgestiegen bin. Ging damals aber auch ohne problemlos. Für dich wäre der neue Mackiesteig eventuell interessant, auch dieser ist eine Kombination aus "Einser", Wandern und leichtem versicherten Abschnitt.
              carpe diem!
              www.instagram.com/bildervondraussen/

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              • #8
                Danke für den Bericht. Ja, auch im kleinen HW-Führer von Raimund Wisleitner ("...auf stillen, steilen Wegen .....S. 47) wird die Kombination von unterem Pechersteiglein und oberem Appelgrat empfohlen, weil man sozusagen von beiden Steigen dabei die schönsten Abschnitte hat. Möchte ich auch wieder einmal gehen.
                Zur Gefährlichkeit des Springlessteiges - vor allem im Abstieg - hat mich der Absturz des Kinderarztes und seines Sohnes vor Jahren erschüttert. Heute ist dort eine kleine Gedenktafel angebracht. Und die Zusatztafel unten beim Einstieg kenne ich auch noch nicht - wahrscheinlich wurde sie als Reaktion auf die drei tödlichen Unfälle 2022 angebracht. Im Abstieg gehe ich oben auf einer schräg abfallenden glatten felsigen Stelle immer sehr vorsichtig.
                Leider hat die Hohe Wand immer ihre Opfer gefordert. Wenn man einen längeren Abschnitt des blauen Wandfusssteiges entlang geht, kommt man an etlichen Gedenktaferln vorbei. Man darf auch die sog. einfachen Anstiege nicht unterschätzen. Trotzdem lohnt es allemal.
                Zuletzt geändert von martin.gi; 24.05.2023, 14:11.
                Vom Eise befreit sind Strom und Bäche,
                der alte Winter, in seiner Schwäche,
                zog sich in rauhe Berge zurück.....

                Frei nach J. W. Goethe

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                • #9
                  Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
                  Für dich wäre der neue Mackiesteig eventuell interessant, auch dieser ist eine Kombination aus "Einser", Wandern und leichtem versicherten Abschnitt.
                  Den hab ich in schlechter Erinnerung. In den 1990ern bin ich ihn ein paarmal gegangen, dann hab ich mir geschworen „nie wieder“.
                  Er besteht hauptsächlich aus Steilerde bzw. erdigen Schrofen; die kurze felsige Stelle mit dem Drahtseil entschädigt kaum dafür.

                  Kommentar


                  • #10
                    Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
                    Das Drahtseil zeigt mir, dass ich das Pechersteiglein schon länger nicht mehr abgestiegen bin.
                    Da geht's mir ähnlich, nur dass bei mir "schon länger" seeeehr viele Jahre bedeutet.

                    Die Anregung, die Hohe Wand wieder einmal zu besuchen, nehme ich ebenfalls gerne an.

                    Danke für den schönen Bericht.

                    LG, Günter

                    Meine Touren in Europa

                    Nicht was wir erleben, sondern wie wir es empfinden, macht unser Schicksal aus.
                    (Marie von Ebner-Eschenbach)

                    Kommentar


                    • #11
                      Interessanter Bericht.
                      Lg. helmut55

                      Kommentar


                      • #12
                        Eine feine Steigkombination hast du da gewählt.
                        Die Hohe Wand bietet ja eine Menge davon.
                        War auch schon lange nicht mehr dort, wird wohl wieder Zeit für eine Besuch.


                        L.G. Manfred

                        Kommentar


                        • #13
                          Vielen Dank für all eure Antworten (und dir, maxrax, speziell für das prachtvolle Foto vom Schneeberg)!

                          Zitat von Gamsi Beitrag anzeigen
                          Für dich wäre der neue Mackiesteig eventuell interessant, auch dieser ist eine Kombination aus "Einser", Wandern und leichtem versicherten Abschnitt.
                          Zitat von maxrax Beitrag anzeigen
                          Den hab ich in schlechter Erinnerung. In den 1990ern bin ich ihn ein paarmal gegangen, dann hab ich mir geschworen „nie wieder“.
                          Er besteht hauptsächlich aus Steilerde bzw. erdigen Schrofen; die kurze felsige Stelle mit dem Drahtseil entschädigt kaum dafür.
                          Ich war auf dem Neuen Mackiesteig schon einmal unterwegs, im Herbst 2010. Aus welchen Gründen auch immer habe ich aber viel weniger ausgeprägte Erinnerungen an ihn als an andere vergleichbare Steige. Besonders unangenehm zu gehen war er nicht; das hätte ich mir sicher deutlich gemerkt.

                          Dafür hast du offensichtlich Rudolf zum Anstieg über den Neuen Mackiesteig angeregt, was ja auch ein gutes Ergebnis ist. Vielleicht gehe ich ihn ja noch einmal und versuche aufmerksamer für die Eindrücke zu sein...


                          Lg, Wolfgang


                          Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                          der sowohl für den Einzelnen
                          wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                          (David Steindl-Rast)

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