Hallo,
hiermit leiste ich einen weiteren Beitrag zur Pik-Lenin-Bildlawine. Berichtstechnisch bin ich ja noch im Basislager...
Mittwoch, 16.7.
Heute mal nur lauer Lenz, Ausruhen, Faulenzen und zwischendurch ´ne Siesta.
800_MG_1621-002.jpg
Da oben wird es noch hart genug, auch wenn ER von hier geradezu unschuldig aussieht.
800_MG_1728-002.jpg
Nicht alle Esel sind Bergsteiger...
800_MG_1569-002.jpg
Jurte goes Hightech...
800_MG_1521-002.jpg
Mal sehen, welches Programm heute abend geboten wird...
800_MG_1694-002.jpg
Draußen jedenfalls dieses hier:
800_MG_1690-002.jpg
Donnerstag, 17.7.
So, die Faulenzerei ist vorbei. Heute geht´s zum Berg! Puristisch (oder bescheuert) wie ich bin, lasse ich mir mein Gepäck nicht transportieren, sondern schleppe meinen Kram selbst. Wird sicher ne üble Ochserei. Immerhin ist das Wetter optimal.
800_MG_1736-002.jpg
Vor dem Abmarsch hänge ich mal meine Rucksack-Wolke an Sergeij´s Waage: knapp 36 Kilo, oha! Vielleicht sollte ich meine "By-Fair-Means-Prinzipien" nochmal zugunsten eines höheren Genussfaktors überdenken. Üngefähr kann ich mir vorstellen, was die anderen denken, als ich langsam aus dem Lager marschiere. Aber wenn ich bedenke, dass ich mehr als 50% meines Körpergewichts auf dem Rücken habe, geht´s eigentlich noch ganz gut. Das Panorama lenkt etwas von der "Arbeit" ab: Ich latsche über eine Blumenwiese, darüber die kahlen, rotbraunen Hänge und darüber die Welt aus Sahneeis mit ein paar Schokostücken - so hab ich´s mir gewünscht! Immerhin schaffe ich 58 Minuten Netto-Gehzeit ohne den Rucksack abzusetzen. Aber dann ist unbedingt eine Pause fällig...
800_MG_1762-002.jpg
Ob ich schnell nochmal dusche? Vielleicht besser auf dem Rückweg...
800_MG_1765-002.jpg
Steilstück, Zwiebelwiese, Steilstück rauf zum Pass. Die Zeitabstände zwischen den Eilanträgen der Schultern auf Pause werden langsam kürzer. Am übelsten ist es, den Rucksack wieder auf den Rücken zu wuchten. Klappt nicht immer auf Anhieb. Habe mittlerweile etwa ein halbes Dutzend kirgisische Angebote in Sachen Gepäcktransport standhaft ausgeschlagen. Warum eigentlich? Muss wohl was mit einem fehlgesteuerten Ego zu tun haben...
800_MG_1786-002.jpg
Um halb eins stehe ich auf dem "Pass der Reisenden" (4145m laut GPS) mit Blick auf den Lenin-Gletscher und eine (unbewohnte) Passjurte. Netto Gehzeit rund drei Stunden bis hierhin. Wäre schön, wenn das jetzt ungefähr Halbzeit wäre - ist es aber wohl nicht...
800_MG_1788-002.jpg
Auf der anderen Seite geht´s steil bergab und dann rechts relativ eben am Gletscher entlang. Der Landschaftswechsel von "idyllisch" zu "archaisch" ist weitgehend vollzogen. Die Blumenwiesen sind nur noch Erinnerung.
800_MG_1805-002.jpg
Ausrutschen wäre hier nicht so gut. Zum Glück ist wenig Gegenverkehr. Die Tour wird immer mehr zur Tortur. Wo ist das verdammte Lager?
800_MG_1811-002.jpg
Um kurz vor fünf komme ich an die Stelle, von der man den zu überquerenden Gletscherbach sehen kann. Oha, der hat schon auf Karamellfarbe umgestellt. Aconcagua lässt grüßen. Das würde wohl ziemlich heikel jetzt. Außerdem wäre hier auch ein sehr nettes Plätzchen zum Zelten, hab ja alles dabei. Die Schultern haben sich schon entschieden. Also werde ich hier meine neue Dackelgarage (Hilleberg Soulo) einweihen. Bin doch ziemlich platt. Mal sehen, was das Pulsoximeter anzeigt. O2: 89, Puls: 110. Holla, der muss aber noch runter! Naja, mal sehen, was mir morgen alles wehtut...
800_MG_1825-002.jpg
Freitag, 18.7.
Einigermaßen kriege ich die Nacht rum. Um halb 7 bin ich startklar. Richtig weit kann´s ja eigentlich nicht mehr sein. Rucksack auf - JAUL! Runter zum Bach, heute morgen ist der zum Glück problemlos machbar.
800_MG_1822-002.jpg
Tolle Landschaft! Ohne schmerzende Schultern könnte man es sogar richtig genießen...
800_MG_1830-002.jpg
Das war wohl nix mit "nicht mehr weit". Es zieht sich noch übel hin, außerdem wird das Wetter schlechter. Kühler Wind, leichtes Schneetreiben, na toll! Wann kommt endlich diese blöde Lager? Und wieso liege ich jetzt nicht irgendwo am Palmenstrand?
800_MG_1833-002.jpg
Immerhin scheint sich das Wetter wieder etwas zu berappeln. Auf der linken Seite lenken hübsche Eisformationen etwas von der Schinderei ab.
800_MG_1837-002.jpg
9h05: Da hinten sind ZELTE! Na endlich! Dauert aber bestimmt noch ´ne Stunde. Vier Ostdeutsche gommen mir entgegen. Sie sagen, dass ich zum Lager von Thien-Shan-Travel (also unserem) noch an dem von hier sichtbaren Lager vorbei muss. Außerdem ist danach noch ne Gletscherquerung zu absolvieren. Mit dem Gepäck mindestens noch zwei Stunden, schätzen sie.
Na, dass sind ja mal gute Neuigkeiten - würg! Weiß auch nicht, aber die Fähigkeit, die großartige Gebirgslandschaft zu genießen, kommt mir zunehmend abhanden. Das gefühlte Rucksackgewicht ist mittlerweile im dreistelligen Kilobereich angelangt. Um 11h20 ist es dann aber tatsächlich geschafft: Lager 1 auf 4430m!
800_MG_1844-002.jpg
Tja, und irgendwann in den nächsten Tagen werde ich da oben herumlatschen und mich mit Spalten und Lawinen herumschlagen. Aber jetzt bin ich erstmal HIER!
800_MG_1849-002.jpg
Fortsetzung folgt...
LG
Klaas
hiermit leiste ich einen weiteren Beitrag zur Pik-Lenin-Bildlawine. Berichtstechnisch bin ich ja noch im Basislager...
Mittwoch, 16.7.
Heute mal nur lauer Lenz, Ausruhen, Faulenzen und zwischendurch ´ne Siesta.
800_MG_1621-002.jpg
Da oben wird es noch hart genug, auch wenn ER von hier geradezu unschuldig aussieht.
800_MG_1728-002.jpg
Nicht alle Esel sind Bergsteiger...
800_MG_1569-002.jpg
Jurte goes Hightech...
800_MG_1521-002.jpg
Mal sehen, welches Programm heute abend geboten wird...
800_MG_1694-002.jpg
Draußen jedenfalls dieses hier:
800_MG_1690-002.jpg
Donnerstag, 17.7.
So, die Faulenzerei ist vorbei. Heute geht´s zum Berg! Puristisch (oder bescheuert) wie ich bin, lasse ich mir mein Gepäck nicht transportieren, sondern schleppe meinen Kram selbst. Wird sicher ne üble Ochserei. Immerhin ist das Wetter optimal.
800_MG_1736-002.jpg
Vor dem Abmarsch hänge ich mal meine Rucksack-Wolke an Sergeij´s Waage: knapp 36 Kilo, oha! Vielleicht sollte ich meine "By-Fair-Means-Prinzipien" nochmal zugunsten eines höheren Genussfaktors überdenken. Üngefähr kann ich mir vorstellen, was die anderen denken, als ich langsam aus dem Lager marschiere. Aber wenn ich bedenke, dass ich mehr als 50% meines Körpergewichts auf dem Rücken habe, geht´s eigentlich noch ganz gut. Das Panorama lenkt etwas von der "Arbeit" ab: Ich latsche über eine Blumenwiese, darüber die kahlen, rotbraunen Hänge und darüber die Welt aus Sahneeis mit ein paar Schokostücken - so hab ich´s mir gewünscht! Immerhin schaffe ich 58 Minuten Netto-Gehzeit ohne den Rucksack abzusetzen. Aber dann ist unbedingt eine Pause fällig...
800_MG_1762-002.jpg
Ob ich schnell nochmal dusche? Vielleicht besser auf dem Rückweg...
800_MG_1765-002.jpg
Steilstück, Zwiebelwiese, Steilstück rauf zum Pass. Die Zeitabstände zwischen den Eilanträgen der Schultern auf Pause werden langsam kürzer. Am übelsten ist es, den Rucksack wieder auf den Rücken zu wuchten. Klappt nicht immer auf Anhieb. Habe mittlerweile etwa ein halbes Dutzend kirgisische Angebote in Sachen Gepäcktransport standhaft ausgeschlagen. Warum eigentlich? Muss wohl was mit einem fehlgesteuerten Ego zu tun haben...
800_MG_1786-002.jpg
Um halb eins stehe ich auf dem "Pass der Reisenden" (4145m laut GPS) mit Blick auf den Lenin-Gletscher und eine (unbewohnte) Passjurte. Netto Gehzeit rund drei Stunden bis hierhin. Wäre schön, wenn das jetzt ungefähr Halbzeit wäre - ist es aber wohl nicht...
800_MG_1788-002.jpg
Auf der anderen Seite geht´s steil bergab und dann rechts relativ eben am Gletscher entlang. Der Landschaftswechsel von "idyllisch" zu "archaisch" ist weitgehend vollzogen. Die Blumenwiesen sind nur noch Erinnerung.
800_MG_1805-002.jpg
Ausrutschen wäre hier nicht so gut. Zum Glück ist wenig Gegenverkehr. Die Tour wird immer mehr zur Tortur. Wo ist das verdammte Lager?
800_MG_1811-002.jpg
Um kurz vor fünf komme ich an die Stelle, von der man den zu überquerenden Gletscherbach sehen kann. Oha, der hat schon auf Karamellfarbe umgestellt. Aconcagua lässt grüßen. Das würde wohl ziemlich heikel jetzt. Außerdem wäre hier auch ein sehr nettes Plätzchen zum Zelten, hab ja alles dabei. Die Schultern haben sich schon entschieden. Also werde ich hier meine neue Dackelgarage (Hilleberg Soulo) einweihen. Bin doch ziemlich platt. Mal sehen, was das Pulsoximeter anzeigt. O2: 89, Puls: 110. Holla, der muss aber noch runter! Naja, mal sehen, was mir morgen alles wehtut...
800_MG_1825-002.jpg
Freitag, 18.7.
Einigermaßen kriege ich die Nacht rum. Um halb 7 bin ich startklar. Richtig weit kann´s ja eigentlich nicht mehr sein. Rucksack auf - JAUL! Runter zum Bach, heute morgen ist der zum Glück problemlos machbar.
800_MG_1822-002.jpg
Tolle Landschaft! Ohne schmerzende Schultern könnte man es sogar richtig genießen...
800_MG_1830-002.jpg
Das war wohl nix mit "nicht mehr weit". Es zieht sich noch übel hin, außerdem wird das Wetter schlechter. Kühler Wind, leichtes Schneetreiben, na toll! Wann kommt endlich diese blöde Lager? Und wieso liege ich jetzt nicht irgendwo am Palmenstrand?
800_MG_1833-002.jpg
Immerhin scheint sich das Wetter wieder etwas zu berappeln. Auf der linken Seite lenken hübsche Eisformationen etwas von der Schinderei ab.
800_MG_1837-002.jpg
9h05: Da hinten sind ZELTE! Na endlich! Dauert aber bestimmt noch ´ne Stunde. Vier Ostdeutsche gommen mir entgegen. Sie sagen, dass ich zum Lager von Thien-Shan-Travel (also unserem) noch an dem von hier sichtbaren Lager vorbei muss. Außerdem ist danach noch ne Gletscherquerung zu absolvieren. Mit dem Gepäck mindestens noch zwei Stunden, schätzen sie.
Na, dass sind ja mal gute Neuigkeiten - würg! Weiß auch nicht, aber die Fähigkeit, die großartige Gebirgslandschaft zu genießen, kommt mir zunehmend abhanden. Das gefühlte Rucksackgewicht ist mittlerweile im dreistelligen Kilobereich angelangt. Um 11h20 ist es dann aber tatsächlich geschafft: Lager 1 auf 4430m!
800_MG_1844-002.jpg
Tja, und irgendwann in den nächsten Tagen werde ich da oben herumlatschen und mich mit Spalten und Lawinen herumschlagen. Aber jetzt bin ich erstmal HIER!
800_MG_1849-002.jpg
Fortsetzung folgt...
LG
Klaas
Kommentar