Diesen Wunsch haben wohl viele von uns Bergsteigern - einmal auf einem 6000er stehen. Natürlich träumte auch ich schon lange davon, wollte aber das Ganze selbst organisieren und möglichst auch noch mit einer schönen Rundreise kombinieren. Das macht die Sache schon etwas schwieriger. Es war aber immerhin schon etwas Südamerikaerfahrung vorhanden (Wir waren 5 Jahre zuvor in Norden von Chile). Nach einigen Internetrecherchen kristallisierte sich Bolivien als ideale Destination für uns heraus und dann begannen bereits die Vorbereitungen: Flüge buchen (München-London-Miami-La Paz), Auto buchen (Petita rent a car) und Spanisch lernen (dringend nötig - das wussten wir schon von Chile). Drüben beginnt dann die Akklimatisierung schon bei der Landung, denn der Flughafen liegt schon über 4000 Meter hoch. Also schnell runter in die Stadt ins sehr empfehlenswerte Hotel Oberland (3200 Meter). Zur Eingewöhnung gings dann zunächst zum Titicacasee.
b1.jpg
Vom unglaublichen Verkehrschaos in El Alto, das wir für diesen Ausflug 2x durchqueren mussten, waren wir sehr beeindruckt. Straßenschilder gibt es praktisch gar nicht, Straßenkarten auch nicht (!!!), also Navigation nach Himmelsrichtung und Durchfragen. Hilfreich waren aber vor allem die Ratschläge und Skizzen unseres Autovermieters Aldo Rezzonico (spricht deutsch!) und die mitgebrachten Bilder von Google-earth. Als Aldo uns instruierte, wie, wann und wo man zu ausreichend Benzin für unseren geplanten Trip im Süden Boliviens kommt, da wurde ich jedoch schon etwas bleich. Noch bleicher als ich erfuhr, dass das Fahrzeug nicht versichert ist, weil das in diesem Land keinen Sinn macht - die Versicherung würde sowieso nichts bezahlen… Essen sollten wir auch ausschließlich selbst Gekochtes, woran wir uns aber nicht hielten und schon bald dafür büßen mussten (Antibiotika mitnehmen! - Kriegten wir vom Hausarzt nach Angabe des Reiseziels ganz leicht). Es lief dann aber alles recht gut, vielleicht abgesehen von der ca. 1,45 Meter großen Indiofrau, die in der tiefsten Pampa plötzlich mit einem sehr langen Messer auf uns zukam… Das absolute Highlight im Süden war der Salzsee von Uyuni. Wir konnten ihn auf Basis der Angaben unseres Autovermieters problemlos überqueren und verbrachten eine unvergessliche Nacht in dieser außerirdisch anmutenden Landschaft. Brav richteten wir, genau wie es Aldo empfohlen hatte, den Wagen am Abend nach Osten aus, um dann am Morgen die Sonne auf die Batterie scheinen zu lassen (Aldo: Da draußen hat es in der Nacht 20 - 30 Grad minus!)
b9.jpg
Jetzt aber ran an die Berge. Das ideale Basislager war dafür das Hostal Oasis von Marcello im Ort Sajama (4200 Meter) ganz im Westen Boliviens.
b3.jpg
Zur weiteren Akklimatisierung umrundeten wir den höchsten Berg Boliviens, den Sajama (6542 Meter), gewürzt mit kleinen Wanderungen in fantastischer Natur (Flamingos!)
b4.jpg
b5.JPG
und wanderten direkt von unserem Zimmer auf den Hausberg Cerro Huisalla (5031 Meter).
b8.jpg
Direkt neben mir sieht man hier das Dorf Sajama und hinten den Parinacota (6350 Meter) sowie den Pomerape. Die letzte Vorbereitungswanderung führte vom Dorf in westlicher Richtung durch ein Tal zur chilenischen Grenze und weiter zu einem Bergsee (ca. 4900 Meter), der schon in Chile liegt.
b10.jpg
Dort gab es jede Menge der putzigen Viscachas zu sehen! Echt toll.
b12.jpg
Weniger toll war nach unserer Rückkehr der Kommentar unseres Zimmervermieters Marcello dazu: Dort hättet ihr nicht hingehen sollen - die Grenze ist dort oben vermint! Trotzdem fühlten wir uns tags darauf bereit, nun endlich einen 6000er zu versuchen. Im Dorf Sajama hat man die Auswahl zwischen 4 verschiedenen davon. Der Einsamste ist der Acotango - er liegt etwas abseits, ist dafür aber leichter zu besteigen als die anderen. Genau das Richtige für uns. Noch in der Dunkelheit gings anhand einer Bleistiftskizze von Marcello an die Ostseite des Berges. Dort fanden wir problemlos die Minenstraße, die recht nahe an den Ostgrat heranführt. Deutlich über 5000 Meter parkten wir schließlich den Wagen, als plötzlich Minenarbeiter auftauchten. Nach einigen freundlichen Worten einigten wir uns auf eine kleine Pistenbenützungsgebühr (umgerechnet rund 3 Euro - cerveza para todos…) und bald darauf waren wir unterwegs. Der Ostgrat war schnell erreicht, das viele lose Geröll jedoch schlecht zu begehen. Also in die Schneefelder. Noch schlechter, weil viel zu tief. Letzte Möglichkeit: Steigeisen anziehen und über das extrem verworfene Eis. Das ging besser als erwartet und so stiegen wir nun in gemächlichem Tempo Stunde um Stunde höher.
b13.jpg
b14.jpg
b15.jpg
Schließlich war ein erster firniger Gratbuckel erreicht, aber der Gipfel noch nicht absehbar. Also rauf im immer langsamer werdenden Schneckentempo auf den Nächsten und den Übernächsten. Die Aussicht wurde immer großartiger und dann war es endlich soweit: Deutlich lag 50 Meter vor uns der Gipfel. Diese letzten Meter waren der pure Genuss, denn jetzt endlich war klar, dass der lange erträumte Erfolg sich einstellen würde.
b16.jpg
b17.jpg
b18.jpg
Der Gipfel (6052 Meter) hätte nicht perfekter sein können. Eine runde Kuppe mit viel Platz und keine Hinweise auf frühere Besuche. Schon beim Anstieg keinerlei Steinmandln oder dgl. und hier am Gipfel nicht einmal ein Stück Holz. Dazu strahlender Sonnenschein und kein Wind. Die sicherlich reichlich vorhandenen Minusgrade waren deshalb kaum zu spüren! Die unglaublich schöne Aussicht ließ uns dann lange verweilen und wir konnten unser Glück richtig genießen. Vielen Dank, Acotango - wir werden dich immer in bester Erinnerung behalten.
b19.jpg
b1.jpg
Vom unglaublichen Verkehrschaos in El Alto, das wir für diesen Ausflug 2x durchqueren mussten, waren wir sehr beeindruckt. Straßenschilder gibt es praktisch gar nicht, Straßenkarten auch nicht (!!!), also Navigation nach Himmelsrichtung und Durchfragen. Hilfreich waren aber vor allem die Ratschläge und Skizzen unseres Autovermieters Aldo Rezzonico (spricht deutsch!) und die mitgebrachten Bilder von Google-earth. Als Aldo uns instruierte, wie, wann und wo man zu ausreichend Benzin für unseren geplanten Trip im Süden Boliviens kommt, da wurde ich jedoch schon etwas bleich. Noch bleicher als ich erfuhr, dass das Fahrzeug nicht versichert ist, weil das in diesem Land keinen Sinn macht - die Versicherung würde sowieso nichts bezahlen… Essen sollten wir auch ausschließlich selbst Gekochtes, woran wir uns aber nicht hielten und schon bald dafür büßen mussten (Antibiotika mitnehmen! - Kriegten wir vom Hausarzt nach Angabe des Reiseziels ganz leicht). Es lief dann aber alles recht gut, vielleicht abgesehen von der ca. 1,45 Meter großen Indiofrau, die in der tiefsten Pampa plötzlich mit einem sehr langen Messer auf uns zukam… Das absolute Highlight im Süden war der Salzsee von Uyuni. Wir konnten ihn auf Basis der Angaben unseres Autovermieters problemlos überqueren und verbrachten eine unvergessliche Nacht in dieser außerirdisch anmutenden Landschaft. Brav richteten wir, genau wie es Aldo empfohlen hatte, den Wagen am Abend nach Osten aus, um dann am Morgen die Sonne auf die Batterie scheinen zu lassen (Aldo: Da draußen hat es in der Nacht 20 - 30 Grad minus!)
b9.jpg
Jetzt aber ran an die Berge. Das ideale Basislager war dafür das Hostal Oasis von Marcello im Ort Sajama (4200 Meter) ganz im Westen Boliviens.
b3.jpg
Zur weiteren Akklimatisierung umrundeten wir den höchsten Berg Boliviens, den Sajama (6542 Meter), gewürzt mit kleinen Wanderungen in fantastischer Natur (Flamingos!)
b4.jpg
b5.JPG
und wanderten direkt von unserem Zimmer auf den Hausberg Cerro Huisalla (5031 Meter).
b8.jpg
Direkt neben mir sieht man hier das Dorf Sajama und hinten den Parinacota (6350 Meter) sowie den Pomerape. Die letzte Vorbereitungswanderung führte vom Dorf in westlicher Richtung durch ein Tal zur chilenischen Grenze und weiter zu einem Bergsee (ca. 4900 Meter), der schon in Chile liegt.
b10.jpg
Dort gab es jede Menge der putzigen Viscachas zu sehen! Echt toll.
b12.jpg
Weniger toll war nach unserer Rückkehr der Kommentar unseres Zimmervermieters Marcello dazu: Dort hättet ihr nicht hingehen sollen - die Grenze ist dort oben vermint! Trotzdem fühlten wir uns tags darauf bereit, nun endlich einen 6000er zu versuchen. Im Dorf Sajama hat man die Auswahl zwischen 4 verschiedenen davon. Der Einsamste ist der Acotango - er liegt etwas abseits, ist dafür aber leichter zu besteigen als die anderen. Genau das Richtige für uns. Noch in der Dunkelheit gings anhand einer Bleistiftskizze von Marcello an die Ostseite des Berges. Dort fanden wir problemlos die Minenstraße, die recht nahe an den Ostgrat heranführt. Deutlich über 5000 Meter parkten wir schließlich den Wagen, als plötzlich Minenarbeiter auftauchten. Nach einigen freundlichen Worten einigten wir uns auf eine kleine Pistenbenützungsgebühr (umgerechnet rund 3 Euro - cerveza para todos…) und bald darauf waren wir unterwegs. Der Ostgrat war schnell erreicht, das viele lose Geröll jedoch schlecht zu begehen. Also in die Schneefelder. Noch schlechter, weil viel zu tief. Letzte Möglichkeit: Steigeisen anziehen und über das extrem verworfene Eis. Das ging besser als erwartet und so stiegen wir nun in gemächlichem Tempo Stunde um Stunde höher.
b13.jpg
b14.jpg
b15.jpg
Schließlich war ein erster firniger Gratbuckel erreicht, aber der Gipfel noch nicht absehbar. Also rauf im immer langsamer werdenden Schneckentempo auf den Nächsten und den Übernächsten. Die Aussicht wurde immer großartiger und dann war es endlich soweit: Deutlich lag 50 Meter vor uns der Gipfel. Diese letzten Meter waren der pure Genuss, denn jetzt endlich war klar, dass der lange erträumte Erfolg sich einstellen würde.
b16.jpg
b17.jpg
b18.jpg
Der Gipfel (6052 Meter) hätte nicht perfekter sein können. Eine runde Kuppe mit viel Platz und keine Hinweise auf frühere Besuche. Schon beim Anstieg keinerlei Steinmandln oder dgl. und hier am Gipfel nicht einmal ein Stück Holz. Dazu strahlender Sonnenschein und kein Wind. Die sicherlich reichlich vorhandenen Minusgrade waren deshalb kaum zu spüren! Die unglaublich schöne Aussicht ließ uns dann lange verweilen und wir konnten unser Glück richtig genießen. Vielen Dank, Acotango - wir werden dich immer in bester Erinnerung behalten.
b19.jpg
Kommentar