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Hilfeleistung am Berg

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  • AW: Hilfeleistung am Berg

    Nach meinem jetzigen Überlegungsstand sind für normale Bergtouren Medikamente überflüssig.
    Nimmt man keine mit, macht man nichts verkehrt.

    Ausnahme sind Antihistaminika, wenn stärkere allergische Reaktionen bekannt sind.
    Ob es im Einzelfall ein grober Fehler ist, die weiterzugeben oder nicht weiterzugeben, muss ein Experte beantworten.
    Und vielleicht was gegen schweren Durchfall.
    Und natürlich alles notwendige gegen bekannte Krankheiten (Insulin, Migränetabletten...).

    Lifestylemedikamente wie Kopfschmerztabletten, Halzschmerztabletten, was gegen Gelenkschmerzen, gegen leichten Durchfall kann ja jeder mitnehmen, wenn er möchte. Damit kann man sich dann z.B. bei Wehwechen wieder "fitmachen". Ich hab eine Halzschmerztablette dabei.

    Falls man mal an Expeditionen teilnimmt, sollten einige Medikamente nicht fehlen und jemand, der damit umgehen kann.

    Wenn ich mal halb bewusstlos daliege und jemand flösst mir als Notnagel eine Ibuprofen oder Aspirin ein, wird man sich wundern, dass nach einiger Zeit mein Gesicht anschwillt..
    Zuletzt geändert von wegener; 16.01.2013, 11:36.

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    • AW: Hilfeleistung am Berg

      Meine Grenze liegt da bei exakt 0.
      Anbieten ja, verabreichen nein.

      Abgesehen davon, daß das wahrscheinlich der einzige Punkt wäre, der einen Ersthelfer rechtlich in die Bredouille bringen könnte, weil schlicht verboten, kann die Medikamente, die ich mir zu verabreichen trauen würde, der Patient dann auch selber nehmen.
      Und alles andere wäre schlicht ein No-Go. Auch Medikamente, die er selber dabeihat, verabreiche ich nicht. Woher sollte ich wissen, wie zB sein Insulin zu dosieren ist, oder seine Herztabletten?

      Ich kenne seine Unverträglichkeiten nicht, ich weiß nicht, was er schon genommen hat etc.
      Einzige Ausnahme einer "Behandlung" ist die Gabe von einem Stück Würfelzucker bei Verdacht auf ein Zuckerproblem. Aber das wird ja so in jedem Erste-Hilfe Kurs gelehrt.

      Extrembeispiele lassen sich natürlich immer konstruieren. Aber in 99% aller Fälle würde ich mich daran halten.
      lG
      BCM
      Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd. (Buffalo Bill)

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      • AW: Hilfeleistung am Berg

        da sind wir uns ja alle einmal recht einig, recht herzlichen Dank zu euren Beiträgen, übrigens auch die Bergretter verabreichen meines Wissens keine Medikamente solange sie keine Ärzte sind!
        .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

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        • AW: Hilfeleistung am Berg

          Versuch von einem Fallbeispiel, einer unserer Begleiter wird von einem Schneebrett verschüttet, wir sind eine Gruppe von insgesamt 7 Personen, nach etwa zehn Minuten haben wir den Verschütteten ausgegraben, er ist bei Bewußtsein, geschockt, äußerliche Verletzungen können wir keine erkennen! Wie würdet ihr weiter vorgehen?

          l.g. Reini
          .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

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          • AW: Hilfeleistung am Berg

            Schock bekämpfen, beruhigen, Wärme und Nähe spenden.
            Ihm sagen lassen, was weht tut und wann es Richtung Heimat weitergeht.

            Hab in meinen Tourenrucksack im Schaufelblatt den 2-Personen Biwacksack und die alubeschichtete Schaumstoffdecke, die man beim Auto bei Frost auf die Frontscheibe legt.
            Wiegt fast nichts, braucht nicht viel Platz und isoliert gegen die Kälte von Unten.
            Alternativ dazu kann man den Verunfallten auch auf Rucksäcke setzen/legen, aber immer wieder braucht wer was aus dem Rucksack, drum hab ich den Schaumstoff mit.
            Zuletzt geändert von luggifalk; 17.01.2013, 10:30.
            Wie man in den Wald hineinruft, kommt's wieder raus

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            • AW: Hilfeleistung am Berg

              ist schon ein paar Jahrzehnte aus, bei der Abfahrt vom Kerschkern ins Triebental hatte ein Spezi ein großes Schneebrett ausgelöst; es war im Frühwinter und die Schneelage höchst bescheiden, der Anriß vielleicht 15 cm aber die abgerissene Fläche war enorm, jedenfalls wurde er von dem Brett einige hundert Meter mitgerissen, mal auf der Oberfläche, dann war er wieder verschwunden; wir versuchten so schnell wie möglich abzufahren und gottlob erkennen wir auf dem Kegel einen dunklen Handschuh, es war auch tatsächlich seine Hand drinnen und so konnten wir unseren Kollegen einschließlich Zubehör relativ rasch aus dem kalten Gefängnis befreien, er war wohlauf und überraschend guter Dinge, ehe wir es uns versahen schnallte er sich seine Bretter an und sauste wie ein geölter Blitz talwärts..........nun heute würde ich es ihm nimmer so ohne Widerspruch gelten lassen........ach noch was, es war stürmisch und hatte eine mäßige Sicht, eher kein Flugwetter......

              l.g. Reini
              .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

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              • AW: Hilfeleistung am Berg

                Zitat von oidmosavoda Beitrag anzeigen
                relativ rasch aus dem kalten Gefängnis befreien, er war wohlauf und überraschend guter Dinge, ehe wir es uns versahen schnallte er sich seine Bretter an und sauste wie ein geölter Blitz talwärts..........nun heute würde ich es ihm nimmer so ohne Widerspruch gelten lassen........ach noch was, es war stürmisch und hatte eine mäßige Sicht, eher kein Flugwetter......
                l.g. Reini
                Stürmisch, kalt, kein Flugwetter - ich würde sagen, was Besseres hat euch nicht passieren können, als dass der Kamerad sich selbst schleunigst aus der Gefahrenzone gebracht hat. Jede andere Variante wäre (schon zeitlich) unweigerlich mit weiterer Auskühlung und damit mit Verstärkung das Schockzustandes verbunden gewesen.
                Wäre er verletzt gewesen: Wärme, Schocklagerung, gut zureden, Verletzungsversorgug, schonender Abtransport.

                Nachdem ich nun auch in die Diskussion eingestiegen bin (bisher wenig Zeit), auch von mir einige Gedanken und Tipps zu dem Thema, auch zu den Schmerztabletten.

                Vorab:
                Hilfeleistung am Berg oder auch sonst wo, sollte selbstverständlich sein, auch dass man die eigene Unternehmung in so einem Fall hintan stellt.
                Bisher war ich tatsächlich kaum mit extremen Verletzungsszenarien in den Bergen konfrontiert und kann für mich nur hoffen, im Augenblick richtig und besonnen zu handeln:
                Damit aber schon zum ersten, oft übersehenen Punkt diverser Erste-Hilfe-Anleitungen:

                - Ruhe bewahren!

                Meist wird dieser Punkt rasch übergangen und wir sind schon bei der Reanimation etc. angekommen.
                Aber man muss es sich echt bewusst machen, am besten direkt laut vorsagen.
                In jeder bedrohlichen Stresssituation ist es ganz wichtig, sich auf einen Level zu bringen auf dem man wieder vernünftig handlungsfähig ist. Ich selbst kann das nur von anderen in den Bergen erlebten Notlagen ableiten, aber eine Ersthilfe bei einem schweren Bergunfall zählt sicher dazu.

                - Erste –Hilfe –Packerl beim Klettern
                Wenn man schon sparen will, kann man mit folgenden Dingen schon sehr viel versorgen:

                Dreiecktuch
                Tape
                Wundauflagen
                2-3 Fingerplaster (die mit einem längeren Klebestreifen an einer Seite)
                ev. Peha-Haft-Binde (an sich selbst haftende Mullbinde)
                ev. Rettungsfolie

                Den Gedanken mit dem Verstauen im Helm finde ich super, allerdings kann man sich auch einen kleinen Stoffbeutel an den Gurt hängen. (Dort hängen ja ev. auch eine Wasserflasche, die Turnschuhe etc. und es stört nicht wirklich)
                Normalerweise führe ich aber schon eine besser bestückte Tourenapotheke mit:
                (nämlich die, mit der unsere Bergrettungsmitglieder ausgestattet sind)

                Tourenapotheke

                Bezeichnung Stück
                Wundauflagen (ca. 7,5x7,5cm) (z.B.Mesoft) 3 Stück
                (ca. 10x10cm) 2 Stück
                Fixierbinden (an sich selbst haftend, z.B. Peha-Haft) 8cm 1 Stück
                6cm 1 Stück
                Mullbinden elastisch 6cm 1 Stück
                8cm 1 Stück

                Momentverband Gr. 2 1 Stück

                Leucotape 3,75cm 1 Stück

                Klebeverband (z.B. Mefix, Fixomull-Stretch) 0,5 Meter

                Hansaplast 6cm (nur) 2Folien

                Dreiecktuch 1-2 Stück

                Blasenpflaster (ev. ersetzbar durch Tape oder Mefix) 1 Pkg

                Alu-Rettungsdecke 1 Stück

                Schmerztabletten
                (z.B. Ibuprofen 400mg, besser Seractil 400mg, Parkemed 500mg) 10 Stk

                Einmalhandschuhe 1 Paar

                Beatmungstuch 1

                Schere 1

                Pinzette 1


                Zusatzausrüstung für Einsätze bzw. Gruppenfahrten:
                Sam-Splint-Schiene
                Wärmepackung ( Lavatherm, Thermacare)

                Dazu noch einige praktische Tipps:
                - nur so viel mitnehmen, wie man wirklich braucht
                Klar- genau weiß man das nie, aber niemand braucht z.B. einen ganzen Karton Pflaster oder 30 Schmerztabletten
                - Übersichtlichkeit
                Alles raus aus den Überkartons! Pflaster, Binden, Wundauflagen kommen in durchsichtige Plastikbeutel. Vorteil ist, dass ich sofort einen Überblick habe und vor allem nichts nass werden kann. Überkartons werden bald zerquetscht und der Inhalt wird unhygienisch.
                - Tourenapotheke nicht prall anfüllen
                Das Zeug nützt dir wenig, wenn dir beim Öffnen schon ein Teil ins Gelände davon springt.
                - Tourenapotheke gehört in die Rucksackdeckeltasche
                und auf keinen Fall in den Rucksack-Bodensatz (wo man das Zeug nicht griffbereit hat, durch Draufsetzen alles „vernudelt“)
                - Schmerztabletten
                Wenn, dann starke. Alles andere macht wenig Sinn. Wenn jemand oft Probleme mit Kopfschmerzen hat, mag er sich ein paar Paracetamol einstecken, aber bereits bei einem verstauchten Knöchel ist da Sense.
                Zumindest z.B.Ibuprofen 800mg, Seractil 400mg, Parkemed, Deflamat DRS 75mg oder ähnliches sollte es sein (alle haben nämlich auch ausgeprägte entzündungshemmende Eigenschaften und helfen trotzdem auch gegen Kopfschmerzen)
                Tramadol oder sogar Morphine wären für Notfälle noch idealer, kann man sich aber halt nicht so einfach in der Apotheke kaufen.
                Angeklungen ist die Frage (eigentlich mag ich sie überhaupt nicht), ob man Schmerztabletten verabreichen darf:
                Wenn es darum geht, ob ich jemanden aus der Gefahrenzone (entlegenes Gelände, kein Hubschrauber möglich…) bringen kann, es sozusagen heißt: „Raus oder stirb“, kümmern mich irgendwelche Gesetze aus geschützten Talzonen herzlich wenig. Wenn ein lebenswichtiger Abtransport an Schmerzen zu scheitern droht, würde ich nie zögern, auch stärkste Schmerzmittel einzusetzen und es wird sich auch kein Richter finden, der dich nachträglich dafür verurteilt.
                Selbstverständlich muß der Verunfallte vorher in Kenntnis gesetzt bzw gefragt werden (Unverträglichkeiten, Allergien), bevor man ihm was gibt.
                Einen Bewußtlosen kann ohnehin nur ein Arzt i.v. versorgen.

                LG

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                • AW: Hilfeleistung am Berg

                  Zitat von luggifalk Beitrag anzeigen
                  Schock bekämpfen, beruhigen, Wärme und Nähe spenden.
                  Ihm sagen lassen, was weht tut und wann es Richtung Heimat weitergeht.

                  Hab in meinen Tourenrucksack im Schaufelblatt den 2-Personen Biwacksack und die alubeschichtete Schaumstoffdecke, die man beim Auto bei Frost auf die Frontscheibe legt.
                  Wiegt fast nichts, braucht nicht viel Platz und isoliert gegen die Kälte von Unten.
                  Alternativ dazu kann man den Verunfallten auch auf Rucksäcke setzen/legen, aber immer wieder braucht wer was aus dem Rucksack, drum hab ich den Schaumstoff mit.
                  Schock bekämpfen- was hast Du dabei zur Schockbekämpfung?

                  lg
                  tch

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                  • AW: Hilfeleistung am Berg

                    geschockt oder Schock?

                    bei einem Schock liegt er/sie....

                    geschockt, sind einige wenn sie Postings von mir lesen :-)

                    lg
                    tch

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                    • AW: Hilfeleistung am Berg

                      Wie siehts eigentlich mit Schmerztabletten vor einer eventuellen Narkose aus? Die letzte Mahlzeit muss ja ~7 Stunden zurück liegen, ist das bei Schmerztabletten ähnlich?
                      lg

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                      • AW: Hilfeleistung am Berg

                        Zitat von leichti Beitrag anzeigen
                        Wie siehts eigentlich mit Schmerztabletten vor einer eventuellen Narkose aus? Die letzte Mahlzeit muss ja ~7 Stunden zurück liegen, ist das bei Schmerztabletten ähnlich?
                        lg
                        Du meinst, der Verunfallte muß nach Versorgung/Transport operiert werden...
                        Natürlich muß man das mitteilen, wenn Schmerztabletten (auch andere Medikamente) verabreicht wurden und der Narkosearzt wird das berücksichtigen. Starke Schmerztabletten können durchaus ein zu berücksichtigender Faktor sein. Ein Hindernis für eine Narkose ist das kaum.

                        LG

                        PS.: Übrigens bin ich kein Arzt, nur Apotheker, ich darf auch nicht mehr als alle anderen...

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                        • AW: Hilfeleistung am Berg

                          Die Mahlzeit muss solange zurück liegen, damit der Magen leer ist. Im Umfeld von Narkosen, Operationen, Beatmung wäre es schnell denkbar, dass ein Erbrechen stattfindet. Bei (Halb-)Bewusslosen ist das besonders unerwünscht.

                          EDIT: Der Anästhesist und behandelnde Ärzte sollten klar möglichst von allen Medikamenten wissen, die jemand vorher genommen hat. Auch wenn viele Medikamente für eine weitere Behandlung vielleicht eine geringe oder keine Rolle spielen, aber das weiss der Arzt am besten. Aspirin setzt z.B. die Blutgerinnung herab, was bei einer Operation von Interesse wäre. Manche Medikamente verstärken sich geringfügig gegenseitig, da z.B. die Leber längere Zeit braucht, die Gesamtmenge an Medikament abzubauen, sie also länger wirksam sind.
                          Zuletzt geändert von wegener; 21.01.2013, 19:46.

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                          • AW: Hilfeleistung am Berg

                            Zitat von leichti Beitrag anzeigen
                            Wie siehts eigentlich mit Schmerztabletten vor einer eventuellen Narkose aus? Die letzte Mahlzeit muss ja ~7 Stunden zurück liegen, ist das bei Schmerztabletten ähnlich?
                            lg
                            in dringlichen fällen werden auch ausnahmen gemacht

                            die gängigen schmerztablettchen sind eher nicht so interessant. dauermedikationen wie z.b. antihypertensiva, neuroleptika, usw. schon mehr
                            Zuletzt geändert von lado; 21.01.2013, 21:17.
                            Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist
                            ein Mensch (E. Kästner)

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                            • AW: Hilfeleistung am Berg

                              Wir sollten weniger...... an "später" denken.

                              Vorrangig gehts darum den Verletzten oder wie auch immer, lebend abzuliefern.
                              Wenn der Arzt im Anflug ist braucht der Verletzte keinen Schmerzstiller.

                              Dauerts länger, lange oder ist der Abtransport sehr mühsam wird man sehr wohl daran denken müssen ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt den Verletzten etwas zu dämpfen.... ein Holzprügel scheidet dabei aus.

                              Auch ich bin auf der Suche nach legalen wirksamen Mitteln.

                              lg
                              tch

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                              • AW: Hilfeleistung am Berg

                                Zitat von tauernfuchs Beitrag anzeigen
                                Stürmisch, kalt, kein Flugwetter - ich würde sagen, was Besseres hat euch nicht passieren können, als dass der Kamerad sich selbst schleunigst aus der Gefahrenzone gebracht hat. Jede andere Variante wäre (schon zeitlich) unweigerlich mit weiterer Auskühlung und damit mit Verstärkung das Schockzustandes verbunden gewesen.
                                Wäre er verletzt gewesen: Wärme, Schocklagerung, gut zureden, Verletzungsversorgug, schonender Abtransport.
                                nun ein Abtransport durch uns selber wäre damals recht unproblematisch gewesen, bei diversen Ausbildungen haben wir mehrfach gelernt in solchen Fällen den Verunfallten eher nicht selber abfahren zu lassen, daher dieses Beispiel aber ich lasse mich gerne belehren!

                                danke für eure Beiträge und lg.
                                Zuletzt geändert von oidmosavoda; 22.01.2013, 08:11.
                                .....Beteiligung stillgelegt....und immer gsund heimkommen!

                                Kommentar

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